laut.de-Kritik
Sanft, gefühlvoll, aber dennoch kräftig.
Review vonRicks erste Scheibe seit zehn Jahren heißt "Keep It Turned On", was man durchaus als Aufforderung an den Zuhörer verstehen könnte, den CD Spieler während der ersten Hörprobe nicht sofort wieder auszuschalten. Denn dazu ist man beim einen oder anderen neuen Song schon geneigt. Vor allem die ersten drei Stücke klingen sehr ähnlich, so als wäre die Beatmaschine defekt gewesen und hätte immer den selben Beat produziert. Percussions hier, Soundeffekte da und schon ist der neue Song fertig. Da werden sofort Erinnerungen an Ricks Anfangsjahre wach, als er von den Herren Stock/Aitken/Waterman einen Hit nach dem anderen ("Never Gonna Give You Up", "Together Forever", "Whenever You Need Somebody" etc.) produziert bekam. Auseinander halten konnte man die Songs nur anhand ihres Refrains, denn der Beat war ein und derselbe.
Wie es scheint hat sich also qualitativ nicht viel nach dieser langen Zeit der Abstinenz geändert. Das zumindest ist der erste Eindruck des neuen Albums. Jedoch kann der auch oft täuschen. So auch im Fall von "Keep It Turned On". Denn vor allem die sechs langsamen Pop-Balladen zeigen Ricks wahres Gesicht. Seine Stimme klingt sanft, gefühlvoll aber dennoch kräftig. Dies sind zweifelsohne die Eigenschaften eines Soulsängers. Und genau das ist es, was Rick Astley ist - ein Soulsänger - und was er auch wirklich kann.
So ist die Ballade "Breathe" ein Beweis dafür, dass Rick auch in der Lage ist, hohe Töne gesangstechnisch erstklassig von sich zu geben. Außerdem gefällt die Nummer durch dezente Gitarrenriffs und Piano-Einlagen im Hintergrund. Hitverdächtig! "Don't Ask" erinnert an frühere Schmusenummern wie "Cry For Help", ist ein wunderschöner Love Song und Kandidat für eine weitere Singleauskopplung.
Obwohl die schnelleren Nummern Substanz vermissen lassen, kann man dem Titelsong gewisse Ohrwurmqualitäten nicht absprechen. Auch die erste Single "Sleeping", die sich derzeit in den europäischen Charts tummelt, ist eine nette Tanznummer, die zum Mitträllern einlädt – mehr aber auch nicht.
Alles in allem kann Rick Astley mit seinen elf neuen Songs nicht wirklich überzeugen. Wären da nicht die ruhigeren Songs, von denen man durchaus einen auf der nächsten Kuschelrock finden könnte, gäbe es wohl wenig gute Gründe, den 35-jährigen Rotschopf durch den Kauf dieser Scheibe finanziell zu unterstützen.
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