laut.de-Kritik
Zu viel Produktion, zu wenig 'Leben'.
Review von Alexander CordasZwischen seiner puertoricanischen Heimat und der großen weiten Welt pendelt Ricky Martin nicht nur geografisch, sondern auch musikalisch. Dieses Globetrotterdasein führt er auf seinem neuesten Output fort. Konsequenter als bislang, integriert Martin verschiedene Sounds in seine Songs. Dabei liegt der Schwerpunkt bei momentan angesagten R'n'B-Sounds.
Überrascht der Opener "Till I Get To You" noch mit indischen Streicherarrangements mit Bollywood-Feeling, für deren Aufnahme der Sänger eigens nach Indien reiste, herrscht in der Folge eher die gepflegte Beat-, Klang- und Gesangslangeweile. "I Won't Desert You" greift die Klänge des Subkontinents noch einmal dezent auf, glänzt aber eher mit verschachtelten Beatkonstruktionen. Abgesehen davon regiert songschreiberische Tristesse im 08/15-Format.
"I Don't Care" als Single-Auskopplung gaukelt mit den angesagten Gaststars Amerie und Fat Joe Qualität lediglich vor, setzt ansonsten den negativen Eindruck fort. Die Beats, die denen eines Timbaland ähneln, retten das seichte Liedchen auch nicht. Erschreckend belanglos auch die sülzende Ballade "Stop Time Tonight". Der Titel deutet es schon an. Da möchte einer die Zeit anhalten, weil ihm mit seiner Alten gerade so richtig schön einer abgeht. Nicht nur textlich erinnert das leider an DSDS-Niveau.
Leidenschaft und Pep, die frühere Ricky Martin-Alben ausmachten, sind auf "Life" kaum zu ahnen. Soundspielereien verdrängen das Heißblut, das er seinen Fans ehedem gerne auf dem Silbertablett servierte. Schwüles Halbgestöhne wie in "I Am" mit im Hintergrund tönendem Getrommel als Ersatz für den Dancefloor kann es eigentlich nicht gewesen sein.
Immerhin nicht ganz. "It's Alright" knüpft fast an alte Popowackel-Tunes an, bleibt aber fast das einzige Highlicht. "Drop It On Me" mit Unterstützung von Reggaeton-Superstar Daddy Yankee zelebriert Genre-Plattitüden ohne originelle Note. "This Is Good" erntet Widerspruch, denn der Track ist alles andere als gut, folgt seinen oben erwähnten Kollegen vielmehr in Gefilde der überproduzierten Kompositionen ohne Flair und Ausstrahlung. So etwas basteln amerikanische Klangtüftler im Dutzend an einem Tag.
Ricky Martin hat sein Temperament auf dem Altar der Produktionskünste geopfert. Kein Feuer, keine Leidenschaft, lediglich zu Beginn ein kleiner Funke Inspiration, den Rest dominiert produktionstechnischer Firlefanz, den in dieser Form kein Mensch braucht.
2 Kommentare
Ich klicke auf Sage Francis - Life und lande bei Ricky Martin - Life. Haha. Ha.
HEY Wo ist mein Kommentar, wo ich dasselbe wie Klang feststelle?? Drecks 3.0