laut.de-Kritik
Eine Pforte in die verwirrende Welt der Hoffnung.
Review von Sven KabelitzRide kommen mit "This Is Not A Safe Place" mit in den Alltag. Dort findet es statt, das wirkliche Comeback. Nicht bei diesen einmaligen Projekten wie etwa Blurs "The Magic Whip". Dort muss es bestehen. Einen Punkt, den die Kollegen von Slowdive und My Bloody Valentine noch nicht erreicht haben.
Dabei lässt es sich hier im Alltag herrlich entspannt musizieren. Der Druck, zur Rückkehr unbedingt ein besonderes Album aufzunehmen zu müssen, ist verschwunden. Ein Druck, den man "Weather Diaries", immerhin der erste Longplayer seit 21 Jahren, anmerkte. Nun ist er verflogen und Ride sind einfach Ride. Genau die Band, die Anfang der 1990er die beiden Shoegazing-Meilensteine "Nowhere" und "Going Blank Again" aufnahm.
Dabei käuen die Oxforder nicht einfach die Formel wieder, die sie bekannt gemacht hat. Sie bleiben vielmehr wie auf jedem Album in Bewegung. Mit einer Fülle an Kreativität und Experimenten umarmen sie gleichzeitig die Vergangenheit und blicken nach vorne. So nimmt der abwechslungsreiche Longplayer mit jedem Track neue Perspektiven ein und scheut sich nicht, Inspiration bei Sonic Youth, The Fall oder New Order zu finden.
Dennoch bleibt das Album in sich geschlossen und funktioniert als mehr als eine lose Aneinanderreihung von Tracks. Als logische Fortsetzung des Vorgängers und der EP "Tomorrow's Shore" verfügt es trotzdem über ein ganz eigenes Gesicht, über das wieder die Produzenten Erol Alkan und Alan Moulder wachen. Bevor man dieses zu sehen bekommt, muss man sich jedoch durch den Opener "R.I.D.E." kämpfen. 31 Jahre nach der Gründung kommen Ride auf die Idee ein Stück nach der eigenen Band zu benennen, und dann ist dieses hüftsteife Instrumental alles, das ihnen einfällt? Schnell weg damit.
Gleich danach bietet "This Is Not A Safe Place" mit "Future Love" einen Titel, wie man sich ihn als Ride-Fan nur wünschen kann. Ein Lied zum Schwärmen, das nah an die Qualität von "Vapour Trail" oder "Twisterella" herankommt. Ein Lied, das alleine das Ride-Comeback rechtfertigt. Ein fragiler, mit dem hoffnungslosem Optimums einer neuen Liebe durchzogener Jangle-Pop-Song. Obacht! Kann Spuren von Shoegaze und dem englischen Pop der 1960er enthalten. Da Mark Gardener bei "R.I.D.E." noch den Mund gehalten hat, ist das erste, was wir in seiner typischen, so entrückte Stimme hören, diese Zeile: "I see you / Are we drunk on morning dew? / 'Cause I can't say your name / But you've got me going." Ehrlich, kann ein Ride-Album von hier ab gesehen noch schlecht werden? Nö.
Das energetische "Kill Switch" stellt zu dieser Anmut den größtmöglichen Gegenentwurf dar, den Ride hinbekommen: ein von einer ungemein beklemmenden und hektischen Atmosphäre bestimmter Post-Punk, den Andy Bells aggressive Gitarre definiert. Als Ride für "Fifteen Minutes" ins Studio gingen, haben sie sich wohl versehentlich für Sonic Youth gehalten. Diese Wahnfantasie war allerdings so stark, dass der Song trotzdem oder gerade deswegen funktioniert.
Das Dream Pop-Stück "Clouds Of Saint Marie" fällt herzerweichend, schwärmerisch und herrlich kitschig aus. Ein Lied mit "Na Na Na Na"-Refrain, das die ganze Welt umarmen, ach, am liebsten die ganze Welt retten möchte. Wieder und nicht zum letzte Mal auf "This Is Not A Safe Place" öffnet sich die Pforte zur verwirrenden Welt der Hoffnung, die im vom Selbstmitleid getriebenen Alternative Rock eigentlich immer fest verschlossen bleibt. Mit ein Grund, warum das Album so lebendig klingt.
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass hier alles Sommer, Palmen, Sonnenschein wäre. Der Text von "Eternal Recurrence" bezieht sich auf den Terroranschlag im Bataclan in Paris während eines Eagles Of Death Metal-Konzerts im November 2015. Wir alle erinnern uns. Aber selbst in diesem Leid und all der Bitternis verlieren Ride 2019 nicht ihr Vertrauen in die Zukunft: "The light always wins over pain." Eine Einstellung, die in den heutigen Zeiten immer schwerer fällt, fast schon surreal wirkt. Der leise Track klingt dabei mit seiner leiernden Gitarre wie die perfekte Mischung aus Ride, Slowdive und My Bloody Valentine. All das in nur einem Stück.
Ihr sechstes Werk beschließen Ride mit "In This Room". Dem Song, dessen Refrain die titelgebende Textzeile "This Is Not A Safe Place" beinhaltet, lassen sie fast neun Minuten Zeit, um sich zu entfalten. Als wollten die Briten einfach nicht loslassen. Als wollten sie uns nicht wieder hinaus in diese Welt schicken, lotsen sie uns von der anfänglichen Tristesse über Gardeners wehmütigen Gesang hin zu einem langen Outro, das an die schönen, elegischen Momente auf The Cures "Wish" erinnert. Schließlich verlassen sie uns doch, dabei aber mit der Gewissheit, dass "This Is Not A Safe Place" das Album ist, das "Weather Diaries" hätte sein sollen.
5 Kommentare mit 12 Antworten
Dieses Album ist, wie schon der Vorgänger, eine ganz seltsamme Geschichte.
Die Mischung aus richtigen "Brettern" wie future love, End game, shadows behind the sun oder in this room werden leider, leider zunichte gemacht durch Songs wie R.I.D.E oder Kill Switch.
Das war schon bei weather diaries so
Ich mag diesen "New Order zu Get Ready Zeiten" touch wie in Jump Jet oder Future love.
Gerade RIDE als Opener, welcher als Song schon hart nervt, zerstört schon am Anfang so ziemlich viel.
Auch Kill Switch nervt gewaltig und macht in den roten Faden, welcher sich doch schön durchs Album zieht, einen fetten Knoten.
Auch Repetition ist anstrengend.
die 2. Hälfte durchweg auf hohem Niveau und schließt mit in this room mehr als grandios ab. der Song könnte noch 10min so weiter gehen.
Leider ein paar richtige Nervtöter dabei, die den Gesamteindruck schmälern.
Ansonsten wäre this is not a safe place ein glatte 4/5.
So leider nur okaye 3/5.
Den Opener hätte man wirklich einfach weglassen können/sollen. Alles andere ist große Klasse.
"Repetition" empfinde ich zum Beispiel sogar als ziemlich catchy (nach mehrmaligem Hören).
Die 5/5 gehen schon in Ordnung.
Klasse Album, für mich mindestens eine 4/5, volle Wertung geht auch in Ordnung.
Nach ein paar Durchgängen bin ich jetzt bei 4,5/5 angelangt.
Bitte lösch dich, du genrefremder Zausel!
Geh du mal schön weiter potthässliche Janoskis jubelpersern.
Ich würde mal spontan behaupten, dass lauti ein Lügenlord ist.
Dazu werde ich auf laut.de nichts sagen!
Bruder Craze, ich bin schwer enttäuscht auf Grund solcher Behauptungen, e-Mails gehen raus!
Jetzt wird eingenordet, was in den Norden gehört.
Ist ja auch eher unwichtig. Album ist auch für mich ne durchweg runde Sache. Sicherlich kein "Nowhere" Nachfolger, aber für sich stehend sind da halt einfach einige gute, bis sehr gute Songs drauf. "Jump Jet", "End Game" oder "Kill Switch" gehen absolut klar.
Violent-Femmes-Janoskis, die einen daran erinnern, dass einem jeder mal auf den Schuh pissen kann, werden sicher auch noch stilbildend. Habt euch mal nicht so
lauti, ich bitte dich. Mein Wortlaut war "Finde ich ganz OK. Würde ich selbst nicht tragen, aber ist OK". Entweder Morph will halt wieder überspasstisch hihi-triggern, oder du hast geschwindelt, yo.
Wobei, wenn ich es mir überlege, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass Morph mal wieder überspasstisch triggern wollte.
ich lese "vapour trail" und alles woran ich denke ist "hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn hurensohn..."
und jeder möchte dir beipflichten.
Weiß man eigtl, was diese huttragende Missgeburt aktuell so treibt? Ich hoffe Pfandflaschen sammeln.
JA! exakt. hurensohn.
nah an die qualität von vt kommt nur sein peinlicher duktus über ehemalige west ham spieler 2008 harhar