laut.de-Kritik
Mick Jagger, Bono und Oasis können nicht irren!
Review von Eberhard DoblerKein Thema. Andrew Roachford ist Musiker durch und durch. Wer ohne Vorurteile hinhört, kriegt das auch mit. Der Mann weiß, wie soulige Popstücke produziert werden, die Gitarrenlehrer genauso begeistern wie den gemeinen Supermarkt-Besucher beim Hamster-Kauf. Seit 1988 mischt der Songwriter, Gitarrist und Sänger im Musik-Geschäft mit und legt jetzt eine Best Of mit drei neuen Tracks vor.
Roachford ist für mich ein kleines Phänomen. Wie passt das zusammen? Die Rolling Stones, U2 und die Gallagher-Brüder verneigen sich vor ihm. Der Londoner hat in Großbritannien für Columbia die meisten Platten verkauft und einen Vertrag über sieben Alben im Sack. Zudem zählt er zu den meistgespielten Künstlern im Radio. Trotzdem habe ich den Verdacht, dass nicht viele den Soul-Musiker bewusst wahrnehmen. Sind Roachfords Songs am Ende zu kompliziert? Oder sind seine Hooks zu normal?
Ich denke, der 30-jährige mit westindischen Wurzeln ist zu gut. Aber Roachford ist kein Mann für Hymnen - vielleicht liegt's daran. Die ersten drei Stücke sind neu und fallen unter die Rubrik 'Kaufhaus'. Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Ab Track vier schlägt das Best Of-Herz dann höher. Meine geschätzten Redaktions-Kolleginnen würden schwärmen: Einfach nur schön! Also, schenkt ihnen Glauben und träumt mit eurem Schatz wieder zu "The Way I Feel" und "Naked Without You" von der Liebe. Ansonsten empfehle ich die rockigeren Soul-Stücke "Cuddly Toy", "Familiy Man", "Lay Your Love On Me" und "My Generation".
Roachford hat über die Jahre genügend musikalisches Gespür bewiesen, seinen Sound der jeweiligen Zeit anzupassen - und das ohne plump abzukupfern. Hört man beispielsweise in "Cuddly Toy" den typischen Gitarren-Sound der Dire Straits der Achtziger, tänzelt die neue Single "From Now On" im 2Step-Groove daher. Fazit: Eine Best Of, die nicht in meiner Schublade "Potentielle Weihnachts-Geschenke, an die ich billig herangekommen bin" verschwinden wird. Ein paar Tracks gehören einfach in meine Sammlung und außerdem: Mick Jagger, Bono und Oasis können nicht irren. Oder?
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