laut.de-Kritik
Viel zu durchschaubar, fast schon berechnend.
Review von Vicky ButscherRobbie Williams ist eine Maschine. Was auch immer passieren mag, er folgt seiner Mission namens "Let Me Entertain You". Dieser Eindruck verstärkte sich nach seiner charmant-clownigen Pressekonferenz zum neuen Album in Berlin. Dort beteuerte er: "Ich habe vor nichts mehr Angst". Sein neues Album "Intensive Care" hingegen spricht eine komplett andere Sprache. Vielleicht habe ich es auch nur komplett missverstanden? Nein, eher nicht!
Von Selbstzweifeln getrieben drängt Robbie seine Hörer durch vornehmlich langsame, fast gesetzte Nummern. Bedient sich dabei ein bisschen an Bowie und Mercury (vereint in "Sin Sin Sin"). Der druckvollste Track - und deshalb einer der besten Songs des Albums - "Gay Friend" imitiert sogar das legendäre Gitarrenspiel der Smiths. Mein Gott, das wäre doch nicht nötig gewesen, eigentlich hat er doch bisher alles recht eigenständig hinbekommen.
Nach dem ersten Durchlauf wollte ich sehr laut "Oh neeeeeeiiiiiin" schreien und die Platte aus dem Fenster werfen - in der Hoffnung, alles werde besser, wenn ich sie danach noch einmal in die Anlage lege. Nun gut, es ist Robbie, er hat mehr als einen, auch mehr als zwei, drei, vier .... Durchläufe verdient. Schade, dass ich auch dann noch enttäuscht bin. Obwohl sich diese Entwicklung vielleicht schon abgezeichnet hat. Robbies Songs sind nicht simpel. Und doch viel zu durchschaubar, fast schon berechnend - "A Place To Crash" dient da als überladenes Musterbeispiel eines Reißbrettsongs.
Genau an diesem Punkt mag das Problem liegen: Berechnung passt nicht zu Emotionalität, Integrität, Glaubwürdigkeit ... Dabei möchte ich doch gerade bei Robbie mitfühlen. Die Tiefen und Höhen, das Album erleben wie in der Fankurve in einem Fußballspiel auf der Kippe, das am Ende doch gewonnen wird. Natürlich gibt es auch hier Songs, die Wärme aufbauen und geschickt Parallelen zu früheren Songs des Meister-Entertainers ziehen. "The Trouble With Me" ist so einer. Hier glaube ich Herrn Williams jedes Wort, lasse mich fallen, wie es sich für eine ordentliche Robbie-Schnulze gehört. Die schmalzigen Streicher und der "ich bin so ein armer unverbesserlicher ..."-Text wecken meinen Mutterinstinkt.
Gerade die zurückgenommenen, nicht so überladenen Songs wie das bereits erwähnte "The Toruble With Me" oder "King Of Bloke And Bird" (allein schon ein genialer Titel) stellen die schönen Momente des Albums. All die mit Streichern überladenen, mit Backing-Vocals und Zitaten anderer großer Musiker vollgepumpten Stücke sollten Williams und sein Co-Songwriter Stephen Duffy allerdings noch einmal überdenken. Den Songs fehlt der Esprit, die Spritzigkeit und die Tiefe, die Robbies ausmachen.
Nun Robbie, wie schreibst du selber? "All that's left in any case / Is advertising space." Vielleicht solltest du dich wieder mehr um das reale Gefühl in deinen Songs, als um millionenschwere Auftritte in Magentafarben kümmern. Vielleicht würde aber auch schon die Hilfe eines Gewissen Herrn Chambers genügen ...
7 Kommentare
das stimmt nicht!!!
die songs bei intensive care haben tifen. dieses album ist meiner meinung nach sehr gut gelungen, und ich find es gut das es villeicht nicht unbedingt in das typische robbie muster rein passt, aber sein wir doch mal ehrlich, robbie ist einzichartig, und er hat schon so viele vasetten von sich gezeigt, und das ist auch eine weitere, die mir (wie alle! ) sehr gut gefällt.
genauso wie swing when youre winning. sowasa hat er davor auch noch auf keiner platte gehabt!
alle alben sind sehr gut und niemand auf der ganzen welt kann besser entertainen, singen als robert peter william!!!!
OK, erstens: ich find das Album auch ganz gut, nette Songs, eingängige Melodien obwohl ich zweitens: nur ein anderes (komplettes) Album kenne, nämlich Rudebox. Das ist zwar ein komplett anderer Stil als die Vorgänger, hat aber (meiner Meinung nach) ähnliche Vorzüge. Aber drittens: nächstes mal bitte den Eintrag nochmal durchlesen und Rechtschreibfehler korrigieren! Danke! ;D
Williams hat nach Escapology kein gutes Album mehr heraus gebracht. Es waren immer mal einzelne gute Lieder dabei, aber mehr auch nicht.
Der sollte auf Knien zu Guy Chambers zurück kriechen und ihn bitten, noch einmal mit ihm ein Album zu machen.
Vielleicht wird es dann mit dem schon ewig angekündigten Comeback doch noch einmal was.
Tatsächlich? Ich dachte das wären alles nur Gerüchte. Und Chambers ist auch wieder dabei? Na das hört sich doch gut an.
Ich bin zwar kein riesiger Robbie Williams Fan, aber der Mann ist erstens ein geborener Entertainer und zweitens einfach ein guter Popinterpret, der mit seiner großen Klappe und seinem seltsamen Charme ein wenig Abwechslung in die sonst oft so öde Popwelt bringt.
Mich würde es also freuen, wenn da noch mal etwas gutes käme. Und die Anspielung auf Video killed the Radio Star klingt doch schon mal vielversprechend! *g*
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich oute mich jetzt Mal als ehemaliger Robbie Williams Fan. Mitte der 00er Jahre habe ich ihn sehr gerne gehört, bis er dann dem Metal weichen musste.
Das Album hier habe ich damals gekauft und sehr gemocht. Vor allem Tripping fand ich überragend und eben diesen Song habe ich heute zum ersten Mal seit locker 10 Jahren wieder gehört. Ich hatte Angst, dass ich mich heute dafür schämen müsste, aber der Song ist immer noch geil!
Nun werde ich nochmal das komplette Album hören - vielleicht feiert mein Dasein als Fan ein Comeback.