laut.de-Kritik

Tolle Bilder und aufregende Momente.

Review von

Diese DVD gleicht dem Wühlen in alten Erinnerungsfotos: "Ui, da war ich aber noch schlank und rank". Oder: "Ey, wie jung und frisch sah ich denn mit Anfang 20 noch aus". Seufz. Das muss sich auch Robbie gedacht haben, als er seine neuste Doppel-Compilation anschaute, falls sein Arzt es ihm überhaupt erlaubte.

Denn wie wir alle wissen, neigt Mr. Williams zur Dauer-Depression und musste daher 2006 frühzeitig seine Welttournee "Close Encounters" abbrechen. Mit dem Konzertauftakt in Dublin fing die Scheiße ja schon an. Text vergessen, Gondel defekt und seine Gewichtszunahme lässt sich auch nicht wirklich verbergen. Aber wie sang er 1999 so schön? "No Regrets". Und bedauern wird er seine Karriere trotz Pleiten, Pech und Pannen mit Sicherheit nicht.

"And Through It All" beinhaltet über zwei Stunden volles Entertainer-Programm in bester Dolby Surround Qualität. Zahlreiche Rückblicke auf Robert Peter Williams' unterhaltsame Bühnenshows und TV-Auftritte von 1997 bis 2006. Tolle Bilder und aufregende Momente.

Auf DVD 1 wird wild zwischen den einzelnen Jahren gezappt. Mal sieht man den frischen, aufstrebenden Ex-Take That-Jüngling mit seinen großen leuchtenden Augen, der wild und unglaublich sexy über die Bühne wirbelt, während im Publikum sogar Männer kreischend und jubilierend auf Schultern sitzen (Slane Castle, 1999).

Dann den reiferen Gentleman mit Doppelkinn, der leider schon nach zwei Songs völlig außer Atem ist und nicht mehr ganz so fidel dreinschaut (Leeds, 2006). Aber zum Glück hat er eine professionelle Band im Rücken und einen sehr guten Backing Chor, der fröhlich weitersingt, wenn Robbie nach Luft schnappt.

Auch schön zu beobachten die glücklichen Fangesichter kurz vor der Ohnmacht, wenn der schwitzende Popstar einem Mädchen einen Kuss auf den Mund drückt oder Miss Kylie Minogue zum "Kids"-Duett in Manchester 2000 persönlich auf die Bühne schreitet. In einem Hauch von Nichts wirft sie selbst Robbie betört zu Boden.

DVD 2 überrascht selbst J-Lü mit neuen, noch nie zuvor gesehenen TV-Ausschnitten. Da wäre zum Beispiel der funky Glamour-Auftritt mit Tom Jones bei den Brit Awards 1998. Man beachte das eng anliegende schwarze Leder-Outfit des Protagonisten! Oder der rührende "Angels"-Massenchor im selben Jahr auf dem Glastonbury Festival, der immer wieder zu Gänsehaut führt. Mit diesem Song fing Robbies Erfolg an, und er ist auch großartig. Aber weshalb er in verschiedenen Ausführungen zu hören und zu sehen sein muss?

Das prangere ich an. Zu viele der Hits werden wiederholt gezeigt, zwar in verschiedenen Städten, dafür hätte man aber lieber andere Lieder nehmen sollen. Zum Beispiel gibt es keinen einzigen swingenden Rückblick auf das legendäre Royal Albert Hall-Spektakel. Und das gehört zu seinem fast 10-jährigen Jubiläum einfach dazu.

Dennoch alles in allem eine wunderbare Zusammenstellung des charismatischen englischen Künstlers, die man immer wieder gerne anschaut. Im Übrigen wird deutlich, dass seine erste Platte "Life Thru A Lens" (1997) sehr viel Hitpotenzial besitzt. "Ego A Go Go", "Old Before I Die" bleiben unvergessen, ebenso "Karma Killer", "She's The One" und die zweite Gänsehaut-Hymne "Feel".

Darüber hinaus beinhaltet das Package ein schönes Fotobooklet mit tollen Aufnahmen seiner zahlreichen Konzertreisen. Hier gibts allerdings wieder einen Punktabzug, da es überhaupt keine Trackliste gibt und die einzelnen Stücke, Orte und Jahreszahlen auch nicht beim Anschauen der DVD angezeigt werden. Kein Menü-Einstieg, keine Einblendungen während der einzelnen Aufnahmen, sondern nur die Gesamtübersicht am Ende. Das hätte man wirklich etwas überschaubarer gestalten können.

Kann man nur hoffen, dass der wahre "King Of Pop" sich bald wieder erholt und mal eine längere Pause gönnt. Rudebox rockt das Haus ja nicht wirklich. Am schönsten wäre es, wenn er in zwei Jahren eine Singer/Songwriter-Platte herausbringen würde.

Vielleicht doch mal wieder mit einem anderen Songschreiber? Nichts gegen Herrn Duffy, aber Chambers hatte einfach mehr Hitbomben im Arsch. Vor allem hoffe ich aber für die nächsten Konzerte (Ja, auch wenn ich dieses Jahr gesagt habe, ich ginge nie wieder hin), dass er sich einen neuen Bühnenschreiber besorgt. Ich will nie, wirklich nie mehr den Satz "Alles fit im Schritt" hören, sonst hänge ich mir sofort den Gary Barlow an die Wand!

Dann hab ich noch einen anderen Wunsch, ist ja schließlich Weihnachten: Robbie soll mehr Gitarre spielen oder besser lernen und dann wieder hierzulande auftreten! Auf jeden Fall wird es mit Robbie nicht langweilig, egal was er tut - ich sag nur "Oberkreisch forever"! Trotzdem bin ich auf das neue Take That- Album gespannt.

Trackliste

DVD1

Slane Castle (1999)

  1. 1. She's The One
  2. 2. Strong
  3. 3. No Regrets
  4. 4. Ego A Go Go

Manchester (2000)

  1. 5. Millennium
  2. 6. Karma Killer
  3. 7. Kids
  4. 8. Rock DJ

Köln (2001)

  1. 9. Rock DJ
  2. 10. Supreme
  3. 11. Angels
  4. 12. No Regrets
  5. 13. Let Me Entertain You

Knebworth (2003)

  1. 14. Come Undone
  2. 15. Feel
  3. 16. Angels
  4. 17. Kids

Leeds (2006)

  1. 18. Radio
  2. 19. Tripping
  3. 20. Sin Sin Sin
  4. 21. Advertising Space
  5. 22. Let Me Entertain You
  6. 23. Rudebox

DVD 2

Live at The Forum (1998)

  1. 1. Ego A Go Go
  2. 2. Teenage Millionaire
  3. 3. Clean
  4. 4. South of the Border
  5. 5. Old Before I Die
  6. 6. Angels

Live at Abbey Road (2003)

  1. 7. Come Undone
  2. 8. Me And My Monkey
  3. 9. No Regrets
  4. 10. Feel
  5. 11. Phoenix From the Flames

Live in Berlin (2005)

  1. 12. Feel
  2. 13. A Place To Crash
  3. 14. Tripping

Other Performances

  1. 15. Life Thru A Lens - Elysée Montmartre 1997
  2. 16. Old Before I Die - Elysée Montmartre 1997
  3. 17. Come Up and See Me/Leave Your Hat On - The Brits 1998
  4. 18. Millennium - The David Letterman Show 1998
  5. 19. Angels - Glastonbury 1998
  6. 20. It's Only Us - Apocalypse Tube 1999
  7. 21. Kids - Top Of The Pops 2000
  8. 22. Better Man - Later With Jools Holland 2000
  9. 23. Angels - Live 8 2005
  10. 24. Advertising Space – Otro Rollo 2005
  11. 25. White Christmas - Ant And Dec's Christmas Takeaway 2005

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