laut.de-Kritik
Long live Rockabilly, long live Stray Cats.
Review von Michael Schuh"All you punks and all you teds - National Front and natty dreads - Mods, rockers, hippies and skinheads - keep on fighting till you're dead". Preisfrage: Von welcher Band stammen diese Zeilen? The Clash? Warm. Madness? Heiß. Specials? Bingo!
Roddy Radiation aka Roderick James Byers war einmal Teil jener legendären Band aus dem Kaff Coventry in den englischen Midlands, die 1979 äußerst erfolgreich Punk mit Reggae kreuzte und dafür bis heute von Damon Albarn bis Tricky zahlreiche prominente Verehrer listet. Der am 5.5.55 geborene Gitarrist und "Concrete Jungle"-Komponist Radiation gehörte nicht nur seiner James Dean-Tolle wegen schon immer der Punkfraktion der schwarz-weißen Meute an, so dass anzunehmen war, dass er nicht wie kürzlich Ex-Kollege Neville Staple mit einem skalastigen Solowerk zurück kommen würde.
Dass er sich ausgerechnet als "Skabilly Rebel" sieht, muss als Wink an seine erfolgreiche Vergangenheit angesehen werden, denn "The Roddy Radiation Anthology" ist vor allem ein Rückblick auf die bereits über Jahrzehnte andauernde Liebe Roddys zu einem ganz bestimmten Genre: dem Rockabilly. 18 Songs lang schrammelt sich Radiation durch seine Karriere nach der Karriere, die er in Bands wie The Tearjerkers, The Bonediggers und The Raiders auslebte. Dass er dabei ein Soundbild präferiert, dass außer Ex-Libertine Pete Doherty wohl kein Mensch absegnen würde, spricht Bände über das Verständnis des Mannes, der bereits mit dreizehn Jahren seine Trompete gegen eine E-Gitarre eintauschte und seine Songs noch selbst einzählt.
Im Stile der Stray Cats wechseln sich knackige Rock'n'Roll-Nummern ("Desire", "What's The Matter", "Dream World") mit Midtempo-Schunklern ab ("Hook, Line & Sinker", "Judgement Day"), und auch Westernsounds dürfen mal sein ("Bonediggin'"). Leider verflacht der starke Beginn nach der Hälfte etwas, selbst wenn "The Man With No Name" nicht nur wie ein Jam-Song beginnt, sondern der klare Hit der Platte ist. Komische Synthiesounds ("Fallen Angels") passen dagegen gar nicht zu Roddys Style und auch die Ska-Anwandlung in "Reckless Romance" klingt allzu bemüht. Doch selbst wenn Radiation eher vergangene Zeiten hochleben lässt, so zeigt er insgesamt doch recht überzeugend, wo sein Herz schlägt.
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