14. November 2022

„Wir brauchten etwas Unkonventionelles"

Interview geführt von

Röyksopp, bestehend aus Svein Berge und Torbjørn Brundtland, stehen seit jeher für energetisch tanzbare Beats und verträumte Gastvocals. Dieses Jahr meldeten sie sich mit dem audiovisuellen Projekt "Profound Mysteries" zurück.

"Profound Mysteries" besteht aus insgesamt drei Alben sowie begleitenden Artefakten, Visualiser, Artworks und Kurzfilmen. Am 23. Februar 2023 kommt das Duo mit dem Programm "True Electric" für einen einzigen Gig nach Deutschland zurück, nämlich ins Berliner Tempodrom.

Kennengelernt haben sich die beiden Musiker Anfang der 90er-Jahre als Kinder in Tromsø. Nach der Schule zerstreuten sich zunächst ihre Wege, bis sie ein, zwei Jahre später in Bergen wieder zusammenfanden und Röyksopp gründeten.

Ihr Debüt "Melody A.M." erschien 2001 und machte sie mit mehr als 750.000 verkauften Einheiten international bekannt. Seitdem arbeiteten sie mit unterschiedlichen Gastsängerinnen wie Karin Dreijer, Robyn, Lykke Li, Susanne Sundfør oder Lindy-Fay Hella zusammen. Nach "The Inevitable End" von 2014 wollten die Norweger eigentlich keine Alben mehr veröffentlichen. Zum Glück haben sie es sich anders überlegt.

In Berlin traf ich die beiden Musiker zum Gespräch, um mich mit ihnen über "Profound Mysteries", musikalische Einflüsse und ihre Zusammenarbeit mit verschiedenen Gastsänger/innen zu unterhalten.

Hallo, wie geht's euch?

Torbjørn: Uns geht es gut. Wir sitzen hier in Berlin und reden mit dir. Das ist großartig. Das ist das, was wir wirklich machen wollen.

2014 hattet ihr angekündigt, euch vom Albumformat zu verabschieden und nie wieder eins veröffentlichen zu wollen. Mit "Profound Mysteries I-III" gibt es dieses Jahr gleich drei Platten von euch. Woher kam der Sinneswandel und wie kam es dazu, gleich drei Alben aufzunehmen?

Svein: Nun, ich könnte damit beginnen, dass das vorherige Album "The Inevitable End" das letzte war. Als wir es 2014 veröffentlichten, sagten wir, dass es das letzte traditionelle Album sein würde, das wir herausbringen würden. Und dann wurde uns klar, dass es noch eine Sache gab, die wir in Bezug auf das Albumformat realisieren wollten. Da wir gesagt hatten, dass wir keine normalen Alben mehr machen wollten, mussten wir mit etwas Unkonventionellem zurückkommen. Das ist also einer der Gründe, warum wir das Triple-Album gemacht haben, die drei Alben, denn das ist eindeutig nicht traditionell. Und ein Doppel- oder Triple-Album aufzunehmen, stand schon immer auf der Röyksopp-Bucketlist: Dinge, die wir als Röyksopp tun müssen. Also sahen wir dies als eine großartige Gelegenheit, um ein Triple-Album zu verwirklichen, denn als wir jünger waren, hatten wir das Gefühl, dass wir nicht das Format und die Ernsthaftigkeit hatten, dies zu tun. Aber jetzt, wo wir etwas älter und erfahrener sind, hatten wir das Gefühl, dass ein Triple-Album gerechtfertigter ist und dass es sich für uns einfach besser anfühlt. Ja.

Die Alben werden auch von Kurzfilmen, Artefakten, Artworks etc. begleitet. Waren die Platten auch ursprünglich als audiovisuelles Gesamterlebnis angelegt?

Torbjørn: Für uns war es ein organischer Prozess, bei dem wir anfingen und beobachteten, wie das Projekt wuchs, während wir mehr Arbeit hineinsteckten. Und irgendwann wussten wir, dass wir wirklich jedem Musikstück in diesem Projekt ein begleitendes Video geben wollten. Und wir haben beschlossen, mit den Videos in zwei Richtungen zu gehen. Einerseits haben wir die Videos, die das Projekt in Bezug auf die Ästhetik wirklich zusammenhalten, unsere Zusammenarbeit mit Jonathan Zawada und die Artefakte und, sagen wir mal, die Ästhetik, die die physischen Produkte wie CDs, Vinyl und Kassetten zusammenhält. Wir haben also diese visuelle Erfahrung. Gleichzeitig haben wir aber auch mit einer Firma namens Bacon zusammengearbeitet, was eine völlig neue Vorgehensweise ist, bei der wir Regisseure gebeten haben, die Musik für uns zu interpretieren. Wir haben ihnen unser Vertrauen geschenkt und ihnen freie Hand gelassen, zu tun, was sie wollen. Dort findet man also mehr überraschende Konnotationen im Vergleich zu unserer Musik. Wir wussten also schon sehr früh, dass wir dieses Projekt visueller gestalten wollten als alles, was wir bisher gemacht haben.

Svein: Ich könnte noch etwas hinzufügen: Die Idee, dass es sich um ein auditives und visuelles Erlebnis handelt, hat zum Teil damit zu tun, dass eine der Hauptideen von "Profound Mysteries" darin besteht, die subjektive Erfahrung zu betonen, die die Leute mit der Musik machen. Wir dachten, dass zum Beispiel die Einführung der Artefakte, die wir zusammen mit Jonathan Zawada gemacht haben, eine schöne Art und Weise war, dies zu betonen oder zu unterstreichen. Du weißt ja, es liegt im Auge des Betrachters. Es ist nicht objektiv vorgegeben, was es ist, sondern es liegt ganz an dem einzelnen Betrachter oder Zuhörer, wie er das Objekt erlebt, genauso wie es bei der Musik ist. Das war also einer der Gründe, warum wir zum Beispiel die Artefakte eingeführt haben. Es geht einfach darum, die Tatsache zu unterstreichen, dass die musikalische Erfahrung höchst subjektiv ist und wirklich vom Gehör des Zuhörers abhängt, genauso wie die Artefakte vom Auge des Betrachters abhängen - diese Art von Gedankengang steckt dahinter.

Welche der Kurzfilme findet ihr am gelungensten?

Torbjørn: Oh, nun, das ist mal was Neues. Ich glaube, das hängt mit dem zusammen, was ich gerade gesagt habe, denn als wir anfingen, diese Kurzfilme zu machen, die Bacon-Filme, wie wir sie nennen, gaben wir den Regisseuren eine Reihe von kleinen dogmatischen Regeln. Er musste eine bestimmte Länge haben, zumindest mehr als 20 Sekunden. Er musste ein Element des Titels enthalten, der ihnen zugewiesen oder vorgegeben wurde.

Und ich glaube, der dritte Punkt war die Tatsache, dass sie mit demselben Budget arbeiten mussten. Wir haben also gesagt: Das ist der Moment, den wir für euch haben und ihr könnt ihn so gestalten, wie ihr wollt. Ob sie es also mit ihrem Handy aufnehmen und nur einen Kurzfilm daraus erstellen oder ob sie es mit einer riesigen Studiokamera filmen und eine 47-minütige Produktion daraus machen, das bleibt dem Regisseur überlassen. In dieser Hinsicht halte ich sie alle für gelungen. Es geht nur darum, dass wir ihnen einen Freibrief ausstellen, das zu tun, was sie tun wollen. Wie interpretieren sie die Musik, die sie bekommen? In dieser Hinsicht finde ich, dass sie alle gelungen sind.

Natürlich gibt es Dinge, die ich den anderen vorziehe oder die mich persönlich mehr ansprechen. Aber das ist wiederum nur meine subjektive Erfahrung mit dem, was die Regisseure gemacht haben. In Anbetracht dessen finde ich, dass alles ein Erfolg war. Es gibt Dinge, die mir gefallen und es gibt Dinge, die mir weniger gefallen. Aber das ist wiederum nur meine Wahrnehmung der Kunst, die sie gemacht haben, wenn das Sinn macht. Ja. Das wäre es für mich, denke ich.

""Profound Mysteries“ ist das eklektischste Projekt, das wir gemacht haben."

Die ältesten Ideen auf den Platten stammen aus den Anfangstagen von Röyksopp und basieren auf MIDI-Dateien, die ihr in den 90ern komponiert habt. Um welche Songs handelt es sich da speziell?

Svein: Nun, das ist speziell ein Song, der Track "Unity", der auf der zweiten Platte zu finden ist. Und man kann sagen, dass eines der vielen Dinge, die "Profound Mysteries" sein soll, eine Hommage an die Genres und Musikstile ist, die dazu beigetragen haben, Röyksopp und unseren musikalischen Ausdruck zu formen und zu gestalten. Speziell bei "Unity" ist das eine klare Anspielung auf die Club- und Rave-Musik der frühen Neunziger, vielleicht mit einem britischem Touch, würde ich sagen. Und der Track "Unity" ist ein Teil der MIDI-Dateien, die wir angefertigt haben, als wir ungefähr 14 Jahre alt waren, damals in Tromsø. Das war in den frühen 90ern. Es fühlte sich also sehr echt an, Dinge zu verwenden, die aus den 90ern stammen, als wir "Unity" realisierten, das eine Hommage an diese spezielle Zeit ist. Ja, das ist der Grund, warum wir uns dafür entschieden haben, bei diesem speziellen Song die alten Midi-Files zu verwenden.

Ihr sagt, "Profound Mysteries" sei eine Hommage an die Künstler, Genres und musikalischen Strömungen, die euch zuerst inspiriert haben. Auf welche Künstler, Genres und musikalischen Strömungen bezieht ihr euch da speziell?

Svein: Nun, ich habe kurz die Clubszene der 90er Jahre angesprochen, für die es hier und da Beispiele gibt. Ich würde sagen, dass besonders "Unity" und "Control" Beispiele für diese spezielle Art von Clubmusik der 90er-Jahre sind.

Torbjørn: Und wenn es um bestimmte Künstler geht: Ich glaube, die, die uns am meisten beeinflusst haben, waren die, die wir als Kinder gehört haben. Als Svein und ich uns im Alter von 12 und 13 Jahren kennenlernten und Freunde wurden, hatten wir uns bereits mit Musik wie Kraftwerk, Depeche Mode, Jean Michel Jarre, Vangelis, Art Of Noise, Yello und so weiter beschäftigt. Diese frühen Synthie Pop-Pioniere und Ambient-Musik bis zu einem gewissen Grad. Und dann entdeckten wir gemeinsam die Dance-Musik, die für uns Ende der 80er-Jahre begann. Und es gibt viele namenlose Künstler in diesem Genre, es wäre irreführend, bestimmte Künstler zu nennen, weil es mehr ein ganzes Genre oder ein ganzer Stil ist, der uns beeinflusst. Als wir erwachsen wurden, hatten wir einen Fuß in der wirklich melodischen elektronischen Ambient-Musik und den anderen in der Rave-Szene und Dance-Musik. Das hat uns also gleichermaßen beeinflusst. Gleichzeitig waren wir in all den Jahren immer offen für Musik. Wir haben uns Singer/Songwriter, klassische Musik und nicht nur elektronische Musik angehört, sondern auch akustische. Und diese Einflüsse sind auf "Profound Mysteries" zusammengekommen. Und für uns ging es nie darum, diese Stile vollständig zu reproduzieren. Wir wollen einfach nur etwas machen, das unsere Inspiration widerspiegelt. Das ist ganz natürlich. Deshalb würde ich sagen, dass "Profound Mysteries" das eklektischste Projekt ist, das wir gemacht haben, mit Einflüssen von überall her, die hoffentlich ein vollständiges Ganzes ergeben.

Svein: Wir machen nicht einfach eine Kopie eines, sagen wir mal, Depeche Mode-Tracks. Es gibt Elemente von Depeche Mode in bestimmten Tracks, die wir machen. Und es kann Elemente von, du weißt schon, was auch immer umfassen. Es kann von US-Soul aus den frühen Achtzigern bis hin zu, ich weiß nicht, Philip Glass und Michael Nyman reichen, von instrumentaler, neoklassischer Musik über verschiedene Elemente der europäischen Ambient-Musik aus den frühen Neunzigern bis hin zu Singer/Songwritern aus der Mitte der 70er-Jahre. Wir leihen uns einfach Einflüsse von ihnen, wie wir es schon immer getan haben, anstatt eine reine Kopie dieses Stils, Genres oder Künstlers zu machen, falls das Sinn macht.

"Feel It" hat einen sehr starken Disco-Vibe. Könnt ihr mir mehr über diesen Song erzählen?

Svein: Natürlich können wir das. Ja. Das macht mir jedenfalls sehr viel Spaß, weil ich nicht genau weiß, welches Genre es in meinem Kopf ist. Aber wie gesagt, das ist subjektiv. Es gibt einige Tracks, die wir gemacht haben, die einen sehr starken Italo-Disco-Einfluss haben, was für Röyksopp schon immer eine große Sache war, da wir ja in den Achtzigern aufwuchsen oder zumindest Kinder der Achtziger waren. Das war also schon in unserer musikalischen Erziehung präsent, ob wir es wollten oder nicht. Und ich denke, es hat einen Hauch von, wie du schon sagtest, Disco. Es hat einen Hauch von Italo, aber es hat auch einen Hauch von balearischem elektronischen ...

Torbjørn: ... elektronischen Funk.

Svein: Dieses elektronische Funk-Ding. Ja, genau. Das ist wieder die Zeit, in der die Genres so definiert waren, dass die elektronische Musik, wie du es erwähnst, irgendwie aus dem Disco-Ausdruck heraus entstand. Aber seit wir die traditionellen Bandinstrumente, die Instrumentierung mit dem Bass und der Gitarre und so weiter eingeführt haben, ist es eine Art Mischung, wie Torbjørn schon festgestellt hat, mit Elementen aus Disco und auch elektronischem Funk, Balearic und Italo mit einem Hauch von Dub aus den frühen Neunzigern, späten Achtzigern. Oftmals kein Dub im klassischem Dub-Sinne, aber man konnte Dubs finden, wie Remixe, die Vocal-Dubs und so weiter enthielten, die sich offensichtlich ziemlich stark an die B-Seite einer 12" eines Pop-Titels anlehnten. Man fand oft Dub-Versionen.

Torbjørn: Die Handclaps. Die Handclaps sind Disco, denn die gehen so: 1,2,1,2. Wenn du einen Kick mit organischen Live-Handclaps hast: Das ist Disco.

Gibt es auch aktuelle Acts, die euch beeinflussen?

Torbjørn: Oh ja. Es scheint eine Vielzahl davon zu geben. Und ein nicht enden wollender Strom von elektronischer Tanzmusik, die auf einer Ebene produziert wird, auf der die Menschen in der Vergangenheit irgendeine Art von physischem Produkt hergestellt haben. Ich versuche einen Vergleich zu ziehen mit Leuten, die Stickereien anfertigen oder so etwas in der Art. Es gibt eine Menge Leute, die elektronische Tanzmusik machen, und aus irgendeinem Grund kann ich mir das nicht erklären. Ich kritisiere nicht die Tatsache, dass es so viele sind, es ist einfach schön. Es ist ein endloser Strom von unbenannten Künstlern, die elektronische Tanzmusik herausbringen, die wir am liebsten spielen, wenn wir auflegen. Also ja, wir sind sehr an der aktuellen Musik interessiert, haben aber auch eine reiche Geschichte, an die wir anknüpfen können, wenn wir inspiriert sind.

Svein: Okay. Ich denke, dass auch einige dieser Künstler zu uns kommen. Das zeigt sich an den Künstlern, die Remixe von uns machen und gemacht haben. Und auch für diejenigen, die uns als DJs gesehen haben, ist es ziemlich offensichtlich, dass die Künstler, die wir spielen, eindeutig Musik machen, die wir lieben. Also, wie gesagt, es ist eine Vielzahl, es sind so viele. Anstatt also einen hervorzuheben, sollten wir einfach sagen, dass wir ein Auge und ein Ohr auf zeitgenössische Musik, elektronische Musik gerichtet haben.

"Wir haben Angst davor, uns zu wiederholen"

Die drei Platten fallen meiner Meinung nach sehr unterschiedlich aus, leben aber trotzdem vom Röyksopp-typischen Sound. "Profound Mysteries I" besitzt sehr viel Elektronik und viele nachdenkliche, düstere Tracks. Teil 2 lebt mehr von akustischen Instrumenten und lädt zum Zurücklehnen ein. Teil 3 vermittelt ein Nightlife-Feeling und wirkt mit seinen langen Songs recht abenteuerlich. Wolltet ihr bewusst drei völlig unterschiedliche Alben schaffen?

Svein: Ja, wir wollten, dass man das Gefühl hat, dass sie miteinander verwandt sind, dass sie zusammengehören. Aber wir wollten, wir haben zumindest versucht, sie gleichzeitig unterschiedlich zu machen. Es geht also darum, die Balance zu finden zwischen einer gewissen Verwandtschaft, aber auch zwischen ihrer Unterschiedlichkeit. Und wir wollten zum Beispiel, dass der erste Teil ein bisschen unsichtbar ist, ein bisschen, ja, unsichtbar, denke ich. Und der zweite, wie du schon sagtest, enthält viel mehr elektroakustische und auch akustische Instrumentierung. Und das ist offensichtlich kein Zufall. Es ist nicht einfach etwas, das passiert ist, sondern es wurde absichtlich gemacht.

Torbjørn: Es ist irgendwie sozialer.

Svein: Ja, vielleicht. Ja, das kann man glaube ich sagen.

Torbjørn: Der erste Teil ist eher für die Kopfhörer gedacht. Teil zwei lädt vielleicht mehr zum gemeinsamen Hören ein. Und wenn es ein Tag im Leben eines Menschen wäre, dann würde man nicht mit einem lauten Wecker aufwachen und hart arbeiten und dann im Laufe des Tages immer müder werden, sondern es wäre eher die entgegengesetzte Art von Tag, an dem man ausschläft, einen sanften Start in den Tag hat und der Tag sich von Teil 1 zu Teil 2 entwickelt und dann zum schönsten Abend des Lebens wird. Das ist die Theorie. Das liegt daran, dass wir sehr viel an dem Bogen dieser Geschichte gearbeitet haben, wenn man so will, an den tiefen Geheimnissen. Es ist also wichtig, dass bestimmte Titel in der richtigen Reihenfolge stehen, damit sie eine Art Geschichte erzählen.

Auf "Profound Mysteries I-III" bereichern neben Susanne Sundfør oder Jamie Irrepressible, mit denen ihr schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat, auch neue Stimmen wie Pixx, Astrid S, Beki Mari oder Alison Goldfrapp eure Musik. Wie war die Zusammenarbeit mit den neuen Sängerinnen?

Svein: Nun, es war fantastisch, um nur ein einfaches Wort zu benutzen. Eine der treibenden Kräfte für Torbjørn und mich ist unsere neugierige Natur, die Bereitschaft zu forschen. Und das klingt jetzt ein bisschen prätentiös. Ich weiß, aber es ist, glaube ich, wichtig für uns, Dinge zu tun, die wir noch nicht getan haben. Natürlich haben wir mit einigen dieser Künstler in der Vergangenheit zusammengearbeitet, aber wenn wir mit Künstlern arbeiten, mit denen wir in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben, wie Jamie Irrepressible und Susanne Sundfør, dann wollen wir versuchen, sie in neue Kontexte zu stellen, die wir vorher noch nicht gemacht haben, was für uns interessant ist und hoffentlich auch für sie, denn sie haben Ja dazu gesagt.

Und mit der gleichen Herangehensweise wollen wir mit Künstlern arbeiten, mit denen wir in der Vergangenheit noch nicht zusammengearbeitet haben, einfach weil es neu ist, weil es frisch ist. Und wir finden es wiederum interessant, das zu tun, neue Dinge zu tun. Es ist auch eine Herausforderung, weil es offensichtlich keine große Herausforderung ist, aber man wird auch nicht langweilig, was meiner Meinung nach die größte Gefahr ist, die ein Künstler erleben kann. Und das ist auch einer der Gründe, warum unsere Musik ziemlich eklektisch und unterschiedlich ist, weil wir verschiedene Ausdrucksformen haben wollen. Wir versuchen zu testen, ob wir das machen können, ob wir es schaffen, einen Track wie, sagen wir mal, "Tell Him" zu machen, der auf der zweiten Platte ist. Aber gleichzeitig machen wir einen Track wie "So Ambiguous" und dann einen Track wie "Feel it". Schaffen wir das, weil sie ganz unterschiedlich sind? Aber wir haben trotzdem das Gefühl, dass sie in den Rahmen von Röyksopp gehören. Bei der Arbeit mit diesen Künstlern geht es also darum, uns selbst zu pushen, nicht bis zum Äußersten, aber auf jeden Fall etwas zu machen, was man vorher noch nicht gemacht hat. Es geht einfach darum, neugierig zu sein und zu versuchen, Dinge zu tun, die man vorher noch nicht getan hat.

Nahmen die verschiedenen Gäste auf den Alben auch direkten Einfluss auf das Songwriting?

Svein: Ja, in dem Sinne, dass wir die Worte und die Texte und so weiter schreiben. In den meisten Fällen müssen wir das tun. Aber wenn wir das tun, dann tun wir das mit einem bestimmten Künstler im Hinterkopf. Es kann also sein, dass wir einen Song schreiben, von dem wir denken, dass er ideal für, sagen wir, Susanne wäre. Und wir werden sie natürlich fragen: Wir haben diesen Song, was denkst du, würde er gut zu dir passen? Denkst du, das ist etwas für dich? Und sie wird dann hoffentlich ja sagen und dann lassen wir sie mitreden: Findest du diese Melodie gut? Findest du sie schlecht? Hältst du diese Worte für richtig? Meinst du, wir sollten das ändern, damit du dazu singen kannst? Ist das Wort zu unpassend für dich?

All diese Künstler haben gemeinsam, dass sie selbst Künstler sind und dass sie wirklich etwas können. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns nicht über sie hinwegsetzen und sie zu Dingen zwingen, die sie nicht tun wollen. Und alle haben auch ihre Integrität, das heißt, wenn sie meinen, das funktioniert nicht, das ist falsch, das können wir ändern, dann greifen wir das natürlich auf und hören uns die Kritik an und versuchen, es so zu machen, dass alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sind. Wenn wir also mit anderen Künstlern zusammenarbeiten, geht es immer darum, das Ego außen vor zu lassen und einfach ein gemeinsames Ziel anzustreben. Wie gut können wir diesen Track machen? Und das ist, glaube ich, der Kern.

Susanne Sundfør hört man auf "Profound Mysteries I-III" auf gleich fünf Tracks. Habt ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt, ein ganzes Album mit ihr aufzunehmen?

Svein: Ich denke, die Herausforderung ist, wie können wir drei uns dann erweitern und etwas machen, was wir noch nicht gemacht haben. Ich bin sicher, es gibt Dinge, die wir tun können. Und ich bin überzeugt, dass es welche geben wird, aber reicht das, um ein ganzes Album zu füllen? Persönlich habe ich nämlich Angst davor, etwas zu wiederholen, was ich oder wir in der Vergangenheit gemacht haben. Ich sehe ehrlich gesagt keinen Sinn darin, denn wenn man es einmal getan hat, muss man es nicht noch einmal tun. Das ist übrigens nicht wörtlich gemeint. Es ist also eine Frage der Rechtfertigung.

Ein komplettes Album, oder vielleicht eine kleine EP, wo wir Dinge tun können, die wir vorher noch nicht gemacht haben, das wär ganz nett gewesen. Aber wie gesagt, es liegt nicht an uns, das zu entscheiden. Es ist offensichtlich, dass Susanne ihre eigene Karriere hat und so weiter. Sie müsste also auch, du weißt schon, interessiert sein. Wir haben sie nicht in der Hand.

Plant ihr auch, mit den Platten auf Tournee zu gehen?

Torbjørn: Wir haben einige Pläne, auf Tour zu gehen, und wir versuchen gerade, die Logistik dafür zu verwalten, was heutzutage eine Herausforderung ist. Aber ja, der Plan ist, in ein paar Städten in Europa und vielleicht auch auf anderen Kontinenten zu spielen. Wir werden sehen. Lassen wir es erst einmal dabei beruhen.

Vielen, vielen Dank. Es war mir eine große Freude.

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