laut.de-Kritik
Melancholie und Euphorie gehen Hand in Hand.
Review von Martin LeuteNach dem hochgelobten Debüt "Bigger Than Now" aus dem Jahr 2004 war man gespannt, wie sich der Zweitling von Roman Fischer gestalten würde. Nun ist "Personare" erschienen, und ich kann vorweg nehmen, dass die großen Erwartungen sich mehr als erfüllt haben. Auch wenn nicht unbedingt ein solch pompöses Indie-Popalbum zu erwarten war.
Die orchestrale Wucht und Melancholie von Muse klingen hier ebenso an wie der Zauber der frühen Coldplay-Songs, ohne dass Roman Fischer seine musikalische Eigenständigkeit aufs Spiel setzen würde. Im Gegenteil, er hat elf funkelnde Songs komponiert, die enorme dramaturgische Spannung besitzen, die mal ins Träumerische abschweifen, mal überborsten vor Tempo und Dynamik, um dann wieder gefühlvoll und ruhig zu sich selbst zu kommen.
Dazu kommt diese einnehmende Falsett-Stimme, die hier und da an Maximilian Hecker erinnert.
Das untrügliche Gespür für eigenwillige, großartige Arrangements und verspielte Melodien zeichnet diesen Roman Fischer aus.
Der Opener "I Don't Know Who You Are" beginnt mit einem Pianoakkord, das Schlagzeug und das Keyboard setzen ein, um plötzlich zu verstummen und dem Gesang den erforderlichen Raum für die eingängige Melodie zu schaffen. Eine treibende Gitarre prägt das famose "When He Takes You Down", ein vertrackte Pianospiel den Rhythmus des folgenden "I Can Use U". Beides sind neben "Proper Order" Nummern, die durchaus das Tanzbein ansprechen. Daneben stehen elegische Songs wie das getragene "We See", das intime "Silver" und "All I Know".
"Evil Keys" ist ein Stück, das Roman Fischers Fähigkeit exemplarisch belegt. Eine dissonant klingende Pianoakkordfolge unterlegt er mit dem Schlagzeug, der Gesang hebt zur düsteren Strophe an, was irgendwie klaustrophobisch, verwirrend klingt. Aber dann folgt der hoffnungsfrohe, hymnische Refrain, der die bis dahin empfundene Irritation spielerisch aufhebt und zu einer angenehmen Leichtigkeit findet. Dieser Kontrast bestimmt das komplette Album und führt dazu, das es auch in den tragischen Momenten ausgesprochen hübsch daher kommt, und in den aufwühlenden niemals wirklich schwarz.
"There was a time when I was over/ I thought I knew the way I had to go" singt Roman Fischer in "Silver", und zweifellos beschreitet er mit "Personare" nun den richtigen Weg. Er hat die ideale musikalische Verpackung gewählt, um uns an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen. Elf große, vielseitige Songs, in denen Melancholie und Euphorie Hand in Hand gehen und sich prächtig ergänzen.
11 Kommentare
I will never die for you, even if you want me to.
Zweites Album von Roman Fischer und seit 26.09 auch erhältlich....Ich persönlich kann immer noch nicht glauben dass das Roman Fischer sein soll :] Gefällt mir wahnsinnig gut
Ich hab dieses Album und auch den Vorgänger bestellt und hoffe schwer dass beide im Verlauf der kommenden Woche bei mir im Briefkasten liegen.
ich hab noch keins der alben aber ich finde ihn auch sehr gut.
roman hat letztes jahr als support der arctic monkeys sein ding gnadenlos durchgezogen. und das im kleinen kölner underground, gegen die stimmgewalt von circa 20 gut betankten engländern. der junge ist durch die hölle gegangen. danach muss man auch nicht unbedingt nach MU (http://img317.imageshack.us/img317/2082/pi…)SE (http://img219.imageshack.us/img219/5236/pi…) klingen.
haha..leider habe ich letztes jahr im atomic vom roman gar nichts mitbekommen...what you're gonna do kurz beim reinstolpern und das wars auch schon
Sehr schönes Album. Und klar besser als das Debüt.