laut.de-Kritik
Reifer Country-Pop zwischen Melancholie und Hoffnung.
Review von Martin LeuteKaum ein Musiker hat in den letzten Jahren so viele Platten veröffentlicht wie Ryan Adams. Mit "Easy Tiger" ist nun sein neuntes Studioalbum seit Beginn dieses Jahrtausends auf dem Markt. Ein solch gewaltiges Output bringt zwangsläufig stilistische Veränderungen mit sich.
Ob der melancholische, Gitarre zupfende Troubadour oder der sanften Rocker, immer war seine Country-Affinität in den Werken hörbar und erreichte schließlich 2005 mit "Jacksonville City Nights" ihren Höhepunkt. Die Besinnlichkeit und die Reduziertheit der 2005er-Veröffentlichung "29" ist auf "Easy Tiger" einem opulenteren Sound, aber auch einer gelassenen Entspanntheit gewichen.
Wer um Adams' positiven Lebenswandel weiß, den dürfte das kaum überraschen. Festhalten lässt sich vorerst, dass es sich hier um ein Country-Pop-Album handelt, das den 32-jährigen Amerikaner so nah wie nie zuvor an den Mainstream rückt. Als musikalische Mitstreiter hat er diesmal wieder The Cardinals an seiner Seite.
Das Album beginnt mit dem souveränen Country-Rocker "Goodnight Rose". Das raffinierte Spiel der E-Gitarren und des Schlagzeugs prägen die komplexe Melodielinie, die Adams mit heller, brüchiger Stimme vorgibt. In der ruhigeren, vom Schlagzeug, der Rhythmusgitarre und einer weichen Lap Steel begleiteten "Two" wird er gesanglich von Sheryl Crow unterstützt.
Das schöne "Everybody Knows" nimmt diese Stimmung auf und läuft auf einen gefälligeren, zweistimmigen Refrain zu. Dramaturgisch spannend gestaltet sich "Halloweenhead" mit den abgehackt vorgetragenen Strophen und einem schrägen Gitarrensolo. Hat das Zeug zum Stadionrocker.
Mit "Oh My God, Whatever, Etc." präsentiert Adams sich als zurückhaltender Songwriter, dessen Fingerpicking sanft von einem Piano umschmeichelt wird. In bester Gram Parsons-Manier packt er in "Tears Of Gold" den melodischen Country aus.
Richtig leidenschaftlich und emotional wird es erstmals mit dem großartigen, vom Piano geführten "The Sun Also Sets". Ein vielschichtiger Melodiebogen, ein einnehmender Refrain und eine Stimme, die an den späten Jeff Buckley erinnert, heben diesen Song hervor. Das balladeske "Off Broadway" glänzt mit filigranem Fingerpicking, das den Gesang geleitet, in "Pearls On A String" zirpt fröhlich das Banjo zu harmonischem zweistimmigem Gesang.
Der Midtempo-Nummer "Rip Off" folgt das unaufdringlich poppige "Two Hearts". Kein Lamentieren oder Bedauern trotz Textzeilen wie "Once in a while/ two hearts, one of them will break/ like bad ideas on a beautiful day". Da hat einer seine Lektion gelernt und ist daran gereift. Die größte Intimität erreicht Adams nach wie vor mit Liedern wie "These Girls", das er nur mit Gitarrenbegleitung vorträgt.
Eine Mundharmonika führt in den letzten sentimentalen Track "I Taught Myself How To Grow Old" ein. Hier klingt die Zerrissenheit früherer Aufnahmen dezent an. "I taught myself how to grow/ 'til i was crooked on the outside, insides caved" heißt es hier fatalistisch, ohne dass musikalisch die Finsternis einbräche.
Die Stärke dieses Albums liegt in der Nüchternheit, mit der Ryan Adams die meist pessimistischen Themen musikalisch abhandelt. Er stürzt sich nicht in Abgründe, auch wenn die Vergänglichkeit das zentrale Thema ist. Melancholie ist bei ihm immer im Spiel, auf "Easy Tiger" wird sie aber raffiniert von poppigen Arrangements und der tollen Instrumentierung ummantelt und offenbart sich nicht sofort. Die Hoffnung hat gesiegt.
Ryan Adams mag dadurch an Unmittelbarkeit eingebüßt haben, nichtsdestotrotz ist "Easy Tiger" sein bisher homogenstes und reifstes Album.
11 Kommentare
Soll im Sommer kommen und folgende songs enthalten:
01. "Goodnight Rose"
02. "Everybody Knows"
03. "The Sun Also Sets"
04. "Halloween Head"
05. "Off Broadway"
06. "Two Hearts"
07. "Tears Of Gold"
08. "These Girls"
09. "Two"
10. "I Taught Myself How To Grow Old"
11. "Oh My God, Whatever, Etc."
12. "Rip Off"
13. "Pearls On A String"
wenn alle Songs so gut wie Off Brodway sind und das auch noch der Song ist den ich meine dann kanns nur gut werden.
ich fand das rock n roll album einfach genial von ihm. leider hab ich danach erfahren das er mehr ruhigere sachen schreibt, die ich aber auch gern höre ^.^
eventuell ist bei dem album ja wieder der rocker in ihm durchgebrochen
@Murdoc (« ich fand das rock n roll album einfach genial von ihm. leider hab ich danach erfahren das er mehr ruhigere sachen schreibt, die ich aber auch gern höre ^.^
eventuell ist bei dem album ja wieder der rocker in ihm durchgebrochen »):
das album wird ganz bestimmt nicht llor n kcor-ähnlich, obwohl ich die platte nicht schlecht finde (burning photographs und luminol sind cool!), tipper eher auf etwas cold roses-ähnliches bei der tracklist und nach den letzten konzerten.
Hehe, das fände ich durchaus auch nicht unspannend. Hab den ja 'ne Zeit lang auch begeistert mitverfolgt. Gold, Rock'n'Roll und Love Is Hell Zeiten... Haaach, fast schon wieder nostalgisch, hier!
@Kukuruz (« @.ashitaka (« Aber es ist doch nur seine Lieblingsband. Bedeutet doch nicht zwingend einen Einfluss auf seine Musik... »):
Klar. Aber gespannt bin ich dennoch. Der hat in wenigen Jahren gefühlte 1000 tolle Songs in seiner eklektischen Songwriter/Country/Folk/Rock'n'Roll-Manier zustande gebracht. Irgendwo las ich mal sinngemäß, der müsse als Kind wohl eine Jukebox verschluckt haben. Muss der nicht mal irgendwann einen Schnitt machen und seinem Publikum einen kleinen Schock verpassen? »):
er hatte ja mal einige Zeit ziemlich obskures Punk-, HipHop-, Krachmaterial auf seiner Homepage im Stream. Das war aber eher schockierend bescheuert als alles andere. Ich komm aber gerade nicht auf die Seite, deshalb weiß ich nicht, ob das noch drauf ist.
ich kann dich beruhigen es gibt immer noch songs von the shit, werewolph, ghetto birds und dj reggie
meinung zum neune album: besser als 29 aber an love is hell kommt nichts so schnell ran, aber ich liebe these girls einfach