laut.de-Kritik
Rotzige Riffs mit allerlei Ecken und Kanten.
Review von Alexander CordasWer kennt das nicht. Man hält eine CD in den Händen, wiegt sie hin und her, bestaunt das Cover, dreht sie um und begutachtet - falls man den Inhalt nicht kennt - das Objekt sehr genau. Nicht selten ist hier - wie auch beim Flirten - der erste Eindruck entscheidend. Im Falle Sahara Hotnights fällt der Blick auf vier junge Mädels. Was kann man davon nur erwarten? Der flehende Blick richtet sich gen Himmel und in Gedanken fängt man an zu beten. "Bitte lieber Herr, lass es nicht eine weitere Girl-Band sein, tu mir das nicht an!"
Und siehe da, der Herr hat ein Einsehen. Was beim ersten Augenaufschlag vielleicht als Girlie-Pop erscheinen mag, ist in Wahrheit dreckiger Rock'n'Roll. Reminiszenzen gibt es reichlich. Am ehesten fallen mir da die frühen Elastica ein, oder eine entschärfte Version von L7. Eins, zwei, drei und ab geht die Post. Unbeschwert rocken sie des Weges und man kann eigentlich nur verblüfft dreinschauen, wenn man bedenkt, dass von den vieren gerade einmal eine die 20 Lenze erreicht hat. Da es in letzter Zeit um die üblichen Verdächtigen im Frauenpower-Rock sehr still geworden ist, rappelts wieder ordentlich im Karton.
Denn Balladen sucht man auf "Jennie Bomb", Gott sei es gedankt, vergebens und auch der Sound der Scheibe ist nicht allzu glatt gebügelt. Ecken und Kanten haben neben rotzigen Riffs ihre Daseinsberechtigung. Dave Grohl soll von den Schnuckels ziemlich angetan sein und ich kann ihm das gut nachempfinden. Endlich mal wieder Frauen, die richtig Arsch treten - lange nicht mehr gehabt.
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