laut.de-Kritik
Eine wichtige neue Stimme im Hip Hop.
Review von Moritz FehrleSampa Tembo, die sich selbst den Künstlernamen "the great" gegeben hat, darf man wohl getrost als eine Kosmopolitin bezeichnen. Geboren in Sambia und aufgewachsen in Botswana, lebt die Musikerin nach einem Studium in den USA mittlerweile in Australien. Ein solcher Lebenslauf lässt bereits auf eine hochinteressante Frau schließen und wenn man dazu nun noch Respektbekundungen von Thundercat und Kendrick Lamar zählt, sollte klar sein, dass man dieser jungen Rapperin dringend Gehör schenken sollte.
Musikalisch verfolgt Sampa The Great den Sound ihres "Birds and the Bee9"-Mixtapes von 2017 weiter. Erneut dominiert ein stark von R'n'B und Soul durchmischter Kopfnickerrap, zu dem sich zahlreiche verträumt-jazzige sowie afrikanische Einflüsse gesellen. Das klingt nach einer zauberhaften Mischung und kommt zunächst auch wirklich sehr liebevoll und entspannt rüber. Allerdings entpuppt sich dieses Gesamtpaket auf Dauer als doch etwas unbefriedigend. Denn was sich im Hintergrund noch sehr gut macht, lässt bei genauerem Hinhören an mehr als einer Stelle Dringlichkeit vermissen. Ein bisschen mehr Punch hätte den eigentlich so wichtigen Themen, die Sampa anschneidet, gut getan.
Dass so mancher Song angenehm-unbemerkt an einem vorbeizieht, ist doppelt schade, da Sampa eigentlich alles mitbringt, um sich in die Herzen ihrer Zuhörer zu spielen. Trotz des hochtrabenden Künstlernamens wirkt die Musikerin sehr bodenständig und sympathisch und beeindruckt immer wieder mit ihrer positiv-empowernden Art und ihren intelligenten Texten. Mit ihren Meditationen über Identität und Diaspora bietet Sampa Conscious Rap im besten Sinne des Wortes. Will meinen: ganz ohne die Verkrampftheit und Floskelhaftigkeit, mit der das Subgenre oftmals einhergeht.
Aus den neunzehn Songs ist die Vorabsingle "Final Form" als Highlight hervorzuheben. Leichtfüßig bewegt sich Sampa über ein Soul-Sample und fordert lautstark den ihr gebührenden Respekt und festen Platz in der Szene ein. "Knock the walls off / Fuck the whole key, we gon' hinge the whole door off". Ähnlich kämpferisch kommt die Auseinandersetzung mit der von weißen Männern dominierten Unterhaltungsindustrie auf "Time's Up" daher. "We the inspiration, we the motivation", ruft Sampa Labelchefs und Hollywoodproduzenten entgegen, "take our ideas and then you resell it in variations". Einen abschließenden Glanzmoment bietet das über neunminütige "The Return", auf dem Sampa zusammen mit vier Featuregästen sowohl eine Rückbesinnung zu den afrikanischen Wurzeln als auch eine Rückkehr zu sich selbst zelebriert.
Auf ihrem Debütalbum präsentiert sich Sampa the Great immer noch als eine Suchende. Obwohl sie ihre "Final Form" noch nicht erreicht haben mag, ist vor allem das Selbstbewusstsein spürbar, mit dem die Musikerin diese Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft antritt. Wenn ihr Debütalbum auch aufgrund der sehr langen Spieldauer von fast achtzig Minuten teilweise noch etwas ungebündelt erscheint, etabliert sich Sampa mit Flow, Empowerment und intelligenten Texten doch als eine wichtige neue Stimme im Hip Hop.
2 Kommentare
Killerplatte, schwer begeistert - und das ganz ohne die im Hiphop üblichen Megafeatures!
Albu.: Doper shit, 5 sterne. Das Rating, hausaufgaben nicht gemacht? thema verfehlt, eher so 5+.