laut.de-Kritik
Der Sunrise Avenue-Chef rockt auf Sparflamme.
Review von Markus SeibelDas demonstrative Hinter-sich-Lassen der eigenen Vergangenheit beherrscht der ehemalige Sunrise Avenue-Frontmann Samu Haber wie kein Zweiter. Dementsprechend ist sein Solodebüt "Me Free My Way" von Wiederholungen, genauso aber musikalischen Überwältigungsmomenten geprägt – als hätte sich der sympathische Songwriter drangemacht, ein Pop-/Rock-Album für den Hausgebrauch zu komponieren.
Die titelgebende Reizüberflutung stellt sich über das gesamte Album nur schleppend ein, weil Samu seine Tracks sehr langsam entfaltet. Zur Ex-Band hat sich eigentlich wenig verändert, nicht die aufgeplusterten Arrangements, nicht die herzlich schlicht gestrickten Texte, aber vor allem nicht dies: der irre, aber kaum zu erklärende Erfolg des immer wieder zitierten Ausnahmekünstlers.
Dabei ist genau diese Balance seiner Musik irgendwie abhandengekommen, und das eigentlich vorhandene Songwritingtalent verschwindet hier zu oft in weichgespülten Pop-Rock-Stampfern oder den andauernden Akkustik-Gitarren. Nein, das Wort Sparpotenzial ist unangebracht, aber Lines wie "All The World Is Goin' Crazy" im Song "Hideaway" hat er bei Sunrise Avenue vor zig Jahren überzeugender vorgebracht. Traut sich der 48-jährige Finne etwas aus der Komfortzone heraus und experimentiert mit verschiedenen Singer-Songwriter-Stilen, funktioniert es, zumindest auf dem hypnotischen "Big Guitars". Meist sitzen die Grooves und Melodien aber zwischen den Stühlen und wollen sich nicht entscheiden.
Keine schweren Pop-Riffs, dafür weiche Beats, Töne, schnittige Gitarren. Und: Klavier, Klavier, Klavier. Das bietet ganz gutes Entspannungsfutter - "Gimme Your Hand" ist quasi ein gutes Beispiel, wird aber leider auch schnell langatmig. Das modern-poppige "You Destroyed My Life" fungiert in der Albummitte noch als interessanter Stolperstein. Aber speziell in der Schlussnummer "Seasons" verliert sich der Rocker in einer spannungsfreien Atmospheric-Schleife. Selbst für Partyzwecke bleiben die Sunrise Avenue-Alben wie "Out Of Style" oder "Unholy Ground" die bessere Wahl.
Oder anders gesagt: Die Songs gehen fix ins Ohr, hoppeln da ein bisschen rum und simulieren das Tanzbein, verflüchtigen sich dann aber schnell. Sollte dies das Großwerk nach dem Hype sein, ist Samu Haber gescheitert.
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