laut.de-Kritik

Was haben er und Robbie Williams gemeinsam?

Review von

Was haben Sedlmeir und Robbie Williams gemeinsam? Die beiden kann man gar nicht miteinander vergleichen, meinen sie? Stimmt, außer dass beide sich nicht immer allzu ernst nehmen und über einen sehr knackigen Hintern verfügen ... aber halten wir uns nicht mit Kleinigkeiten auf.

Nein, beide veröffentlichen zum Herbstbeginn eine neue Platte, und beide behaupten, diesmal "ein ganz persönliches Album" angefertigt zu haben. Die ganz individuelle Note hat Mr. Williams tatsächlich nur für sich selbst kreiert - weil sonst keine andere Sau den Scheiß hören will. Im Gegensatz Sedlmeir: Der Hard Rock Roboter liefert mit seinem Zweitling "Feelings" wieder die wahre Entertainmentshow ab!

Und die beginnt gleich mit "Arschloch Tricks", das den Allerwertesten des Händlers deines Nichtvertrauens ordentlich kickt. "Ich kauf niemals was vom Arschloch", heißt es da, und diese Zeilen retten dein Leben. Man lauscht gespannt den weiteren coolen Sedlmeir-Anekdoten, amüsanten Lebensweisheiten und irrsinnigem Reime-Sport: "Denise, ruf mich nicht an, Denise, Denise, Denise verheiratet in Paris". Okay, ich gebe zu, diese Wirrungen sind zunehmend albern.

Ansonsten bietet Sedlmeir weitere Anregungen, Hilfestellungen ("Whitesnake, Oi") und typische R'n'R-Allüren ("Same Shit, Baby"). Dazu natürlich die ordentlichen One Man-Drumcomputer-Beats, heiße Gitarrentöne und sexy weibliche Gesangsbegleitung. Ein paar Samples fügen sich ebenfalls in das neue Repertoire ein, diesmal haben Moses Schneider und Tilo Schierz-Crusius (Cockbirds, Surrogat) den stürmischen Rebellen beim Mix unterstützt.

Die Berliner Luft scheint Herrn Sedlmeir gut zu tun. Der Umzug von der Dom- in die Hauptstadt stand schon länger bevor, und nun genießt er als "Freier Mann" den Großstadtrummel. Erneut entblößt sich der Ex-Kölner mit "Feelings" - wie bereits beim beliebten "Hard Rock Roboter" - bis auf die Knochen. Ganz kommt die Platte ans Debüt aber nicht heran. Persönliche Textinnereien und das eigenwillige Dinglisch war schon damals ein markantes Merkmal ("Fuck Off, Doofen!"). "Rock On" beweist sein wahres Talent für die englische Sprache.

Nun ja, politische Ansätze sollte er demnächst vielleicht besser auch vermeiden ("Ich Und Du: CDU"). Da schleppt sich das Reimemonster eher müde in die Gosse, wobei die Gitarre zum Bersten dreckig klingt. Gefühlvoll zeigt sich der Rocker in "Nur Berühren" und lässt seinen Rosenkavalier-Charme mit Streichern erblühen.

Ob es hier nun tatsächlich um sein ganz persönliches Album geht, ist mir eigentlich egal. Hauptsache, die dreizehn Tracks spenden Trost an trüben Tagen, und der Mann rockt demnächst mal wieder die Domstadt. Denn live explodiert der Trash noch mal um einiges mehr. "Ein Tüp Wie Du" - den gibt es nur einmal. Rock on, Schatz!

Trackliste

  1. 1. Arschloch Tricks
  2. 2. Freier Mann
  3. 3. Der Star
  4. 4. Fuck Off, Doofen!
  5. 5. Rock On
  6. 6. Verheiratet In Paris
  7. 7. Feelings
  8. 8. Same Shit, Baby
  9. 9. Whitesnake, Oi!
  10. 10. Ein Tüp Wie Du
  11. 11. Ich Und Du: CDU
  12. 12. Nur Berühren
  13. 13. Karate Meier

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