laut.de-Kritik
Die Berliner Riddim-Kolchose rappt, singt und toastet wieder.
Review von Alexander Cordas"Elf Freunde sollt ihr sein" sprach schon der selige Sepp Herberger, und im Falle von Seeed sind die Gebete gen Himmel gewandert und erhört worden, so dass sich diese Truppe in dieser Formation gefunden hat. Mit "New Dubby Conquerors" hat die Berliner Posse sich mit einem grenzgenialen Meilenstein in der deutschen Musikszene verewigt. Jetzt ist "Music Monks", und nach wie vor steht der Satz "wir sind Seeed und das ist unser Gebiet" als simple und unumstößliche Tatsache im Raum. Die Vorab-Single gibt in etwa einen Vorgeschmack, in welche Richtung es Anno 2003 mit der Riddim-Kolchose geht.
Elektronischer sind sie geworden und - wenn man das bei Dancehall und Reggae überhaupt behaupten kann - dunkler im Soundkostüm. Der Sequenzer wird des öfteren angeschmissen, um ihre Songs abzurunden. Nach vorne wuppende Uplift-Nummern vom Schlage der NDC-Tracks "Papa Noah" und "Riddim Nr. 1" tauchen nur ansatzweise auf ("Fire In The Morning"). Macht nix, wenn dabei immer noch genügend Tracks auf der Habenseite stehen, die man in ihrer Frische anderen gestandenen Größen nicht zutrauen würde. So das erwähnte "Fire In The Morning", das humoreske "Jackpot Girl" und und und ... aufhören fällt da schwer.
Das rappende, singende und toastende Dreigestirn der drei "E"s hat sich als Trademark etabliert, und ab jetzt soll niemand mehr ohne sie sein. Auch hierfür sei dem Herrn im Himmel gedankt. Mindestens drei Songs sind dem geneigten Fan wohl schon als Neuvorstellung von der letzten Tour in Erinnerung geblieben. Der EP-Track "Waterpumpee" (wohlgemerkt der erste Singlehit einer deutschen Band in Trinidad & Tobago), "Release" und das falsch geschriebene "Grosshirn".
Blöde wirds nur dann, wenn Album Numero Uno als Vergleich her halten muss. Denn bei Seeed isses eigentlich unfair, qualitative Unterschiede ausmachen zu wollen - top sind sie ohne Frage auch im Jahr 2003. Schwachstellen zu finden, ist wieder nur schwer möglich, und deshalb sei die Suche an dieser Stelle beendet.
Eine ganz demütig-subjektive Einschätzung meiner Wenigkeit ist die, dass "Music Monks" nicht ganz so derbe das Haus rockt, wie "New Dubby Conquerors". Aber ich bin sowieso unwürdig im Angesicht der Rhythmus-Monster von Seeed. Und so lässt der Elfer wieder einmal alle ernst gemeinten Versuche deutscher Bands, sich an Reggae- und Dancehall-Klängen zu probieren, wie Erstklässler-Geplärre aussehen.
1 Kommentar
laut.de kann es also doch...
das ist mal eine gute rezension, weil mit humor, kritik und lob =)