laut.de-Kritik
Zwischen leidender Theatralik und beschwingter Eingängigkeit.
Review von Kai Butterweck"Magma ist das Wort, das wir ewig gesucht haben, um die Energie zu beschreiben zu, die uns seit der Reunion umgibt", erklärt Sänger Jan Plewka den Titel des dritten Albums seit der Wiedervereinigung der Hanseaten im Jahr 2009. Der Selig-Kopf hat schon seit jeher ein Talent dafür, die Dinge besonders zu umschreiben. Ein Geschick, das der Band in den letzten zwanzig Jahren zu einer Ausnahmestellung innerhalb der deutschsprachigen Alternative-Szene verhalf.
Doch nicht nur die mitunter kryptische Lyrik des Frontmanns, sondern auch der Retro-lastige Sound der Mannen im Background bescherte dem Quintett reichlich Ruhm. Und so verwundert es nicht, dass man sich nach den beiden Aufarbeitungs-Vorgängern auf dem ersten, wirklich fesselfreien Werk seit der Bandwiederbelebung wieder an dem orientiert, was einst mit den Worten mutig, innovativ und frisch beschrieben wurde.
So neu ist das alles heutzutage natürlich nicht mehr, aber irgendwie heben Selig sich dennoch vom nationalen Indie-Alternative-Brei ab. Vielleicht liegt es an der Erfahrung oder an der Zusammenarbeit mit Top-Produzent Steve Power (Blur, Robbie Williams); vielleicht ist aber auch wirklich etwas dran an Plewkas "Magma".
Songs wie "Sie Scheint", "Love & Peace" oder "Bring Mich Heim" fördern mit crunchigen Gitarren, impulsiven Rhythmen und tiefgründiger Gesangsarbeit all das zu Tage, was es braucht um in der Oberliga mitzuspielen. Leidende Theatralik à la "Schwester Schwermut" oder "Zeit", im Verbund mit beschwingter Eingängigkeit im Stile von "Ich Lüge Nie" oder "Wenn Ich An Dich Denke" entzücken sowohl Alteingesessene, als auch Neueinsteiger.
"Lass uns leben / lass uns lieben", jauchzt Plewka ins Mikrofon. Man nimmt den Hamburgern die neugewonnene Lust am Dasein ab. Vor allem inhaltlich wirken die Verantwortlichen aufgeräumter und gereifter denn je. Zwar stellt man sich auf der ersten Single "Alles Auf Einmal" noch einmal den Dämonen der Vergangenheit, doch ansonsten überwiegt der Blick über den Tellerrand.
Fernab von Hit-Gedanken präsentieren Selig ein einheitliches Gesamtpaket, inklusive akzentuierter Kursabweichungen ("Der Tag Wird Kommen"). Jan Plewka bringt den Ist-Zustand auf den Punkt: "Es ist schön, in Liebe und Frieden nach so langer Zeit miteinander klarzukommen. Und das wollen wir auch nach außen transportieren." Ach, das Leben kann so schön sein.
6 Kommentare
Dass es im Jahr 2013 noch so potthässliche Albumcover gibt...
"'Magma ist das Wort, das wir ewig gesucht haben, um die Energie zu beschreiben zu, die uns seit der Reunion umgibt', erklärt Sänger Jan Plewka"
Mir wäre ja Dünnpfiff in den Sinn gekommen...
Dieses Cover hätte ich nur Phish verziehen.
@DaFunk (« Dass es im Jahr 2013 noch so potthässliche Albumcover gibt... »):
schätze es ist stark an 70iger prog u/o krautrockerzeugnisse angelehnt
Ich fande das letzte Album großartig. Was ist denn das hier für ein seichter Müll?
das album ist das beste seit dem ersten! weiter so!