laut.de-Kritik

Machts gut und danke für den Fisch!

Review von

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich "Threat To Survival" 2015 als Produzentenalbum beschrieben habe, und nach wie vor bin ich der Meinung, dass damals keiner der Songs in einer Livesituation entstanden ist. Ob das bei "Planet Zero" der Fall war, sei mal dahingestellt - dennoch hat strahlt die aktuelle Scheibe deutlich mehr Rock'n'Roll aus.

Und das trotz der der unglaublich großen Ambitionen und Abwechslung. 13 Songs und insgesamt sieben Intros/Interludes geben uns Brent Smith und seine Band auf den Weg und machen dabei die ganz große Kiste auf. "Planet Zero" ist eine umfassende und schonungslose Reflexion der Politik, der Gesellschaft, der Menschheit, der ganzen gegenwärtigen Situation.

Wer jetzt schon keinen Bock mehr hat, weil man Musik zum Entspannen und nicht zum Politisieren hören will: Das alles ist durchwegs in gute bis hervorragende Rocksongs verpackt. Und genau DAS macht die Scheibe umso wichtiger und besser. Dass eine so renommierte Chartband wie Shinedown daraus tatsächlich eine Art Konzept-Album macht, ist schon fast als Statement zu werten.

Zugegeben, nach dem spacigen Intro "2084" hätte ich ne knüppelharte Nummer wie "No Sleep Tonight" nicht erwartet. Was mir vor allem daran gefällt, ist dass der Refrain hier richtig die Sau durchs Dorf prügelt, anstatt härtetechnisch abzuflachen. Diesem Muster folgt zwar auch der Titeltrack, doch beides sind definitiv Rocksongs, die live richtig zünden werden.

Und das trifft auf fast alle weiteren Tracks der Scheibe zu, auch wenn die Balladenfraktion ebenfalls auf ihre Kosten kommt. Allerdings immer wieder mit einem lyrischen Twist. So ist "Dysfunctional You" mit der verträumt-verspielten Melodie und dem schräg-verstörenden, aber hoffnungsvollen Text fast schon eines Tim Burtons würdig.

Schräg ist gut und hier fast schon Programm. Die Soli in "The Dead Don't Die" sind so schräg und mies, wie ich sie selten gehört habe, der Song an sich geht aber direkt ins Ohr und in die Beine. Wie auch "American Burning" mit seinem schrägen Banjo-Intro und einem extrem bissigen Text, der mir mit der Zeile "You might be woke but not awake" fast schon aus der dunklen Seele spricht.

Die wird allerdings auch von der Ballade "A Symptom Of Being Human" ganz deutlich berührt – sowohl lyrisch, als auch musikalisch. "Hope" würde musikalisch, als auch inhaltlich in einen High School-Streifen passen, "Clueless And Dramatic" setzt auf harten Swing, der in die Beine und den Nacken geht, und bei "Sure Is Fun" muss ich willkürlich an Weird Al Yankovic denken. Passt das zusammen? Erstaunlicherweise ja!

"Good bye, so long, see you later, goodnight. Did you get what you wanted? Is this what you wanted?" fasst Brent Smith die ganze Chose mit dem abschließenden "What You Wanted" süffisant zusammen. Fehlt eigentlich nur noch "Goodbye and thanks for all the fish", bevor uns die Bude um die Ohren fliegt. Douglas Adams lässt jedenfalls freundlich grüßen.

Trackliste

  1. 1. 2184
  2. 2. No Sleep Tonight
  3. 3. Planet Zero
  4. 4. Welcome
  5. 5. Dysfunctional You
  6. 6. Dead Don’t Die
  7. 7. Standardized Experiences
  8. 8. America Burning
  9. 9. Do Not Panic
  10. 10. A Symptom Of Being Human
  11. 11. Hope
  12. 12. A More Utopian Future
  13. 13. Clueless And Dramatic
  14. 14. Sure Is Fun
  15. 15. Daylight
  16. 16. This Is A Warning
  17. 17. The Saints Of Violence And Innuendo
  18. 18. Army Of The Underappreciated
  19. 19. Delete
  20. 20. What You Wanted

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