laut.de-Kritik
Grandiose Rückkehr der großen Pop-Dramatikerin.
Review von Artur SchulzGänsehaut beim Zuhören, das passiert leider viel zu selten. Doch bei Shirleys Basseys erstem Studio-Album in rund 20 Jahren kriecht es einem dank des wunderbar geglückten Spagats zwischen Gestern und Heute oft angenehm kribbelnd den Nacken hoch. Die elf Songs bedeuten trotz Besinnung auf eigene Traditionen zum Glück keinen Aufguss früherer Erfolgsrezepte.
Denn zum einen verabschiedete sich die Sängerin vom überzogenenen Bombast, der etwa einst die Disco-Version von "This Is My Life" kennzeichnete. Die den Songs dienliche Zurückgenommenheit, angereichert mit trefflich aufgebauten Spannungsbögen, ergeben ein lebendiges, organisches Klangbild.
Die fürs komplette Songwriting und Einspielung gewonnenen Künstler aus unterschiedlichsten Bereichen (u.a. Manic Street Preachers, Rufus Wainwright, Pet Shop Boys) sorgen für ein weiteres tolles Damen-Comeback nach Barbra Streisands "Love Is The Answer".
"The Performance" beginnt mit dem leisen, karg-spartanisch eingespielten "Almost There", das Shirley als Anlauf für ein großes Finale nutzt. Gary Barlows "This Time" gefällt als kleiner, sich fein wiegender Easy Beat-Happen. Nick Hodgsons "I Love You Now" lädt die Sängerin ins Uptempo-Lokal. "Our Time Is Now" vereint dann Legenden: Die Nummer stammt aus den Federn von John Barry und Dan Black, die einst für Shirleys große Bond-Titelsongs verantwortlich zeichneten. 2009 ist diese einzigartige Magie endlich wieder da.
Über einem dezent gehaltenen Beat erkundet Shirley ihre Zeit-Augenblicke für eine amouröse Lebens-Entscheidung, eingebunden in einen die klassischen Sixties zitierenden Melodiereigen. Dieser Track ist ein Musterbeispiel dafür, wieviel Abwechslung in einen schlichten Drei-Minuten-Popsong gelegt werden kann.
Als prächtig ausgeführte Kollaboration begeistert "The Girl From Tiger Bay" in Verbund mit David Arnold und den Manic Street Preachers. Deutlich sticht die rockige Grundhandschrift des Songs hervor. Doch trotz der für diese Künstlerin ungewohnten Gitarrenklänge behält sie in dieser höchst atmosphärisch gestalteten Aufnahme stets alle Zügel in der Hand.
Das Grande Finale bereiten dann die Pet Shop Boys, deren "The Performance Of My Life" eine persönliche Verbeugung vor Shirley Bassey und ihrem Lebenswerk darstellt. Tennant und Lowe gelingt es, Song wie Text absolut passgenau für die Künstlerin maßzuschneidern: "The mask has flown / the face is mine / it seems fine". Ein mehr als würdiger Cinemascope-Song ohne aufgeblasenen Kitsch und digitale Spezialeffekte.
"The Performance" ist ein intelligentes Pop-Album, randvoll mit bewegenden Momenten und allerlei meisterhaft ausgeführtem Songwriting. Basseys Stimme besitzt trotz hörbar fortgeschrittenen Alters noch immer eine besondere Treffsicherheit, gepaart mit mehr Wärme als in manch früherem Jahr. Über weite Strecken funkelt und strahlt sie wie ehedem. Diamonds are forever.
4 Kommentare
Da MUSS einfach mal reingehört werden.
@BrickTop (« Da MUSS einfach mal reingehört werden. »):
dito
Tut das bloß. Habe das Teil Montag bekommen, und dudelt bei mir ständig nach den "anderen" Sachen.
Und Songs wie "Our Time Is Now" und "The Performance Of My Life" sind bestimmt schon so 15-mal separat durchgelaufen ... haach.
Yes!
Danke für die Review, auf das Album habe ich schon sehnsüchtig gewartet und jetzt soll das tatsächlich super sein? Pipi in der Buxe, meine Freunde.
Her damit!