laut.de-Kritik
Die Album-Story sollte nie spannender ausfallen als die Musik.
Review von Jeremias HeppelerNicht dass es nun verwunderlich wäre: Die Shout Out Louds zählten eigentlich schon immer zu diesen ganz netten, typischen 00er-Jahre-O.C.-California-Bands, die sich mit ihrem Indie-Herzschmerz-Sound formidabel auf jedes Teenager-Ängste-Mixtape pressen ließen. Die damals seltsam bedeutsamen Serien-Soundtracks dominierten Death Cab For Cutie und die Shins, wobei man als schwedische Indie-Band vor 15 Jahren auch nur bedingt als Exot gegolten hat.
Dementsprechend ruhig und gediegen fiel die Stimmung rund um die grau in grau gehaltenen Platten "Work" (2010) und "Optica" (2013) aus. Seither wiederholt sich im Drei- bis Vierjahresrhytmus ein immergleicher Album-Mythos: Die Band habe sich ins Familienleben und Seitenprojekte gestürzt und sich beim Blick in den Spiegel einmal mehr selbst entdeckt. Die hierbei entstandene Energie habe das Quintett zurück in die Stockholmer Vororte getrieben, wo total verbandelt mit den eigenen Wurzeln nun endlich wieder die typische Shout-Out-Louds-Mucke entstand.
Diese Entstehungsgeschichte erhielt dieses Jahr noch ein Update: "Auf dem Boden war Rattengift und im Nebenraum Junkies. Nicht gerade die naheliegendste Wahl, wenn man 'Sunset Rock' machen will. Aber das ist wohl die Kraft des Eskapismus.", lässt sich Keyboarderin Bebban Stenborg zitieren. Die Botschaft ist klar: Selbst wenn du im tiefsten Dreck und der stinkigsten Scheiße schwimmst, die neue Shout Out Louds-Platte holt dich da raus. Zu Beginn von "Ease My Mind" funktioniert das ziemlich gut. Der Opener "Jumbo Jet" materialisiert sich als fluffig aufgeblasener Songballon, der fast schon so viel elektrische Spannung erzeugt, dass ein paar Haare in die Luft gerichtet werden.
Ganz ähnlich funktioniert das auch dem Titelsong "Easy My Mind" und den beiden Vorabsingles "Porcelain" und "Oh Oh", die ganz eindeutig und mit meilenweitem Abstand die besten Songs der Platte markieren. Der Rest fällt da schon extrem ab, auch wenn einem das zunächst gar nicht so richtig auffällt, weil eben auch die vier vermeintlichen Hits aufs Übelste einlullen. Der ganze Eskapismus und die Wegträum-Nummern können einem auch gehörig auf die Nerven gehen.
Ein wenig Reibungsfläche sollte Pop schon noch bieten – nicht nur in der Entstehungsgeschichte zur Platte. Sonst rutscht das Ganze schnell in Schlager- oder Fahrstuhl-Gefilde ab – was den Shout Out Louds leider in den beiden abschließenden Songs "Angel" und "Souvenirs" passiert. Wem die Shout Out Louds früher am Herzen lagen, der greife besser noch einmal nach "Howl Howl Gaff Gaff".
1 Kommentar
Nach 'Our Ill WIlls' konnte mich leider überhaupt nichts mehr packen, auch die neuen Singles lassen leider ein ein weiteres belangloses Album vermuten.