laut.de-Kritik

Mit großen Schritten Richtung Schlager.

Review von

Silbermond machen sich bereit für das große Comeback: Im Januar riefen die Bautzener das Jahr des Silbermondes aus. Ende Mai erschien die EP "Offenes Buch", eine Woche später folgt nun das siebte Studioalbum der Band um Frontfrau Stefanie Kloß. "Auf Auf" hält sich strikt an das bewährte Erfolgskonzept: Pop-Songs mit deutschen Texten, die zwischen rosa-roter Brille und Weltschmerz hin-und herpendeln.

Experimentierte die Band zu Beginn ihrer Karriere noch mit einigen rockigen Nummern, verzichtet sie mittlerweile weitestgehend auf den harten E-Gitarren-Drive. Mehr noch als auf früheren Alben bewegt sich die Band zielsicher Richtung Schlager. Besonders in den Tracks "Sexy" und "Lieber Lauf Ich Davon", die mit eingängigem Beat und Hall-unterlegtem Gesang an die Kolleginnen Berg und Fischer erinnern, kommt dies zum Ausdruck. Schlager-Averse laufen an dieser Stelle lieber davon. Obwohl die Platte mit einigen soliden Popsongs aufgelockert wird, wirkt sie im Durchschnitt so zuckersüß wie Tortenguss.

Das gefühlige "Hey Ma" widmet Kloß ihrer Mutter: "Alles, was ich bin, bin ich, weil es dich gibt". Begleitet von Akustik-Gitarre, hallenden Synths und Streichern macht sich die Sängerin Sorgen um die Zukunft: "Wie wird es sein wenn du irgendwann nicht mehr bist?" Der melancholische Text hinterlässt eine Spur Schwermut. Auch der Schlussmach-Song "Zusammen Abschied", untermalt von Klavier, Streichern und soften Beats, hellt die Stimmung nicht auf. Das Gitarren-Intro von "Vorbei Ist Vorbei" erinnert entfernt an "Friday I'm In Love" von The Cure. Der Songtext trauert einer verflossenen Liebe hinterher.

Neben diversen Liebesbekundungen befassen sich die Songs des Albums vorwiegend mit Lektionen aus der Vergangenheit und Hoffnungen für die Zukunft. Mit dem titelgebenden Opener "Auf Auf" reflektiert die Band das Gefühl der Lethargie während der Pandemie und ermutigt dazu, sich aufzuraffen: "Augenringe von zwei verpennten Jahren. Komm her, komm her, ich will dich umarmen. Hol die Tanzschuhe aus der Mottentruhe. Lass die PA-Speaker bluten". Auch der ruhige Song "Offenes Buch" blickt nachdenklich in die Vergangenheit und hoffnungsvoll nach vorn.

Doch neben dem, was war und dem, was noch kommen wird, gibt es ja auch noch den gegenwärtigen Moment. "Wenn's Am Schönsten Ist" zelebriert das bewusste Ankommen in der Gegenwart. Die einfallsreiche Hook spielt mit der Redewendung "Man soll dann gehen, wenn's am schönsten ist." Genau dann sollte man nicht gehen, meinen Silbermond, sondern bleiben: "Guck ma in den Himmel sie spielen den Sonnenuntergangsfilm. Ich denk mir hey hey hey, Ich hau hier nur ab gegen meinen Willen. Und ich schließ meine Augen und weiß: Will grad nirgend woanders sein."

Trackliste

  1. 1. Auf Auf
  2. 2. Verletzen
  3. 3. Wenn's Am Schönsten Ist
  4. 4. Sophie
  5. 5. Hey Ma
  6. 6. Lieber Lauf Ich Davon
  7. 7. Offenes Buch
  8. 8. Vorbei Ist Vorbei
  9. 9. Zusammen Abschied
  10. 10. Kleid Aus Hoffnung
  11. 11. Sexy
  12. 12. Nie Wieder Schlafen

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