laut.de-Kritik
Emocore jenseits des Hypes.
Review von Michael EdeleEmocore ist in letzter Zeit nicht mehr unbedingt sonderlich angesagt, der ehemalige Hype scheint zu schwächeln. Wie immer zeigt sich vor allem in solchen Zeiten, wer nur auf der Welle mitgeritten ist, und wer wirklich das Zeug hat, weiterhin oben mitzuschwimmen. Silverstein haben jedenfalls vorgesorgt und mit "Discovering The Waterfront" eine durchaus taugliche Schwimmweste im Gepäck.
"When Broken Is Easily Fixed" hat sich inzwischen über 200.000 mal verkauft und der Band aus dem Umfeld von Toronto zu einem nicht zu verachtenden Bekanntheitsgrad verholfen. Die damit einhergehend gestiegenen finanziellen Mittel haben sie in die neue CD gesteckt, die sie in Hollywood in den Capitol Studios aufgenommen haben. Wer nun aber befürchtet, dass sich die Kanadier in eine typische kalifornische Melodic Hardcore-Band verwandelt hätten, irrt.
Musikalisch hat sich nicht wirklich viel verändert bei Silverstein, auch wenn man bei einer Nummer wie "Always And Never" tatsächlich eine gewisse Leichtigkeit und Lebensfreude zu spüren meint, die vielleicht doch mit der kalifornischen Sonne zusammen hängt. Die unterschwellige Melancholie, die den Songs des Quintetts schon früher anhing, ist aber immer noch vorhanden. Das liegt natürlich einmal mehr an Shanes Cleangesang, der zwar wunderbare Melodien produziert, dem jedoch immer etwas Wehmütiges anhaftet.
Besonders deutlich tritt das beim mit ruhigen Klängen durchwirkten "The Ides Of March", dem wunderbaren Titeltrack (mit der Violine von Yellowcards Sean Mackin) und dem abwechslungsreichen "My Heroine" hervor. Richtig in den Arsch treten Silverstein eigentlich nur dem wütenden "Defend You", auch wenn der Opener "Your Sword Vs. My Deggar", ebenfalls ein gewisses Tempo an den Tag legt.
"Discovering The Waterfront" ist ein Album geworden, das Kollege Dobler mit dem Wort "grundsolide" betiteln würde. Das trifft den Nagel hier auch ziemlich auf den Kopf, denn sämtliche elf Songs sind anständige Unterhaltung, aber irgendwie doch kein wirklich großes Kino.
Noch keine Kommentare