laut.de-Kritik

Überdosis aus Santanas Arrangement-Abfalleimer.

Review von

Manchmal geht es in die Hose. 2003 hatte Mick Hucknall mit "Home" ein hörenswertes, gelungenes Album vorgelegt. Bei der jetzt vorliegenden Resteverwertung "Simplified" kommt jedoch keine rechte Freude auf.

Statt eines komplett neu eingespielten Albums bearbeitet Mick Hucknall hier überwiegend eine Reihe seiner bekanntesten Songs. Lediglich zwei neue Titel gibt es zu hören. Mit "Perfect Love" ist gleich eine der Neukompositionen am Start und quält sich recht durchschnittlich-belanglos im Player. Die Neuauflage von "Something Got Me Started" erschreckt dann zum erstenmal richtig: Über einem 08/15-Partybeat knattert der Song – in eine abgeschmackte Latin-Klischee-Soße getaucht - beinahe als Parodie aus den Boxen. Von dieser Überdosis aus Santanas Arrangementabfalleimer noch nicht recht erholt, schlägt die Neubearbeitung von "Holding Back The Years" ebenfalls böse auf den Magen. Im Original ohnehin zwar schlicht, aber einfühlsam inszeniert und intoniert, wird hier musikalisch noch abgespeckter gearbeitet, was das Lied einfach nur fad erscheinen lässt. Enttäuschend auch Hucknalls Gesangsleistung auf gesamter Albenlänge: Seine Stimme wirkt seltsam leidenschaftslos und desinteressiert.

Langeweile macht sich breit, und noch nicht einmal gepflegte. Manches, wie etwa "More", ärgert zwar nicht auffallend, prickelt allerdings auch nicht. Tiefpunkte des missglückten Versuches, alte Kompositionen in ein atmosphärisches und zurückgenommenes Soundgewand mit jazzigen Einflüssen umzumodeln ist zum einen "Fairground", das nun ein Barjazzmäntelchen übergestreift bekommt, das dem Song überhaupt nicht steht. Zum anderen ist da noch der eigentlich unkaputtbare Klassiker "Ev'ry Time We Say Goodbye", der schon unzählige Male von verschiedenen Künstlern gecovert wurde. Auf dem Simply Red-Album "Men And Women" eben auch schon einmal von Hucknall. Und nun gibt es sozusagen ein Remake vom Remake - überflüssig, uninspiriert, unlustig.

Der Verdacht, mit einem schnell in die Welt geschubsten, verkappten Best-Of-Album zur Weihnachtszeit noch einen schnellen Euro zu machen, keimt ebenfalls auf.
Hucknall transformiert hier seinen, in der Vergangenheit oftmals unterhaltsamen "Blue Eyed Soul" in oberflächlichen Trala-Pop mit ausgelutschtem Soundkostüm. Die beinharten Fans freuen sich zumindest über zwei neue Songs für ihre Sammlung, für Gelegenheitshörer gilt: Lieber die nächste richtige Simply Red-Platte abwarten. Da wird dann hoffentlich auch wieder mehr Kohlensäure im Soul-Sektgläschen zu finden sein.

Trackliste

  1. 1. Perfect Love
  2. 2. Something Got Me Started
  3. 3. Holding Back The Years
  4. 4. More
  5. 5. A Song For You
  6. 6. Your Mirror
  7. 7. Fairground
  8. 8. My Perfect Love
  9. 9. Smile
  10. 10. Sad Old Red
  11. 11. For Your Babies
  12. 12. Every Time We Say Goodbye

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