laut.de-Kritik
Er prägte den Roots-Reggae wie kaum ein Zweiter.
Review von Dani FrommMit seinen Äußerungen machte Sizzla nicht immer eine glückliche Figur. Homophobie zählt in Kreisen, in die sich Prinzipien wie Weltoffenheit und Toleranz noch nicht herum gesprochen haben, eben immer noch zum guten Ton. Bei aller Kritik an zelebrierter Engstirnigkeit lässt es sich dennoch schwer leugnen: Dieser Mann ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Reggae- und Dancehall-Geschäft.
Ein zusammenfassender Überblick über sein üppiges Schaffen scheint also durchaus angebracht. Der geht bei der Flut an Veröffentlichungen, mit denen Sizzla in den vergangenen zehn Jahren den Markt überschwemmte, nämlich ganz gern flöten. "The Journey" deutet das breite Spektrum seines Outputs zwar lediglich an, verschafft dem interessierten Publikum aber dennoch einen tauglichen Eindruck davon, was Sizzla in eine derart prominente Position katapultierte.
Wie kommt's also, dass ein Anfang-Dreißig-Jähriger den Anschein erweckt, er sei Urgesteins-mäßig seit Anbeginn der Zeiten am Start? Nun, Sizzla prägte zu Beginn der 90er den Roots-Reggae wie kaum ein Zweiter. Sein selbstbewusstes Singjaying, wie er es zu Bobby Digitals kräftigen Bässen in "Good Ways" an den Tag legt, setzte Maßstäbe. Zudem verpasste er dem Genre musikalisch wie inhaltlich einen gehörigen Tritt in eine härtere Richtung.
Das alles dürfte sich allerdings nicht halb so nachhaltig in die Ohren seiner Fans gefräst haben, wie die ungeheuere Vielfalt an Stimmen, über die Sizzla verfügt. Ob gelassen und leicht quäkend wie Kermit der Frosch mit einem Spliff im Maul. Ob aufgeregt kippend, sich in der Höhe überschlagend, atemlos keuchend wie in "Praise Ye Jah". Ob kratzig, finster, entschlossen voran marschierend wie in "Africa Prepare". Ob am Rap entlang schrammendes Toasting wie in "Be Strong". Ob heiser, oder schlicht gefühlvoll wie in "Thank You Mama", der zu zarter Akustikgitarre vorgetragenen Liebeserklärung an die Mütter dieser Welt: In Sizzlas Kehle steckt all das und noch viel mehr.
Besonders augenfällig wird sein Talent zur Wandlungsfähigkeit in "Where Are You Running To": Zu Gitarre und Synthie-Frickeleien schlüpft Sizzla ständig in eine neue Haut. Der warme Klang im Refrain weicht deutlich kompromissloseren Tönen, die wiederum spitziger Kieksigkeit. Alle drei Zeilen scheint ein anderer MC das Ruder zu übernehmen.
Wer seine eigene Crew ist, benötigt keine Mannschaft. So bleibt Luciano in "In This Time" der einzige Gastauftritt vorbehalten. Bei dem stimmlichen Variantenreichtum, denn Sizzla selbst auffährt, erregt dieser Umstand jedoch kaum Aufmerksamkeit. An die 50 veröffentlichte Alben geben zudem schließlich mehr als genug Material her.
So freue ich mich über ein Wiedersehen mit dynamisch stampfenden Klassikern vom Schlage "Like Mountains", das mir zum ersten Mal etwa 1998 auf einem Mixtape der Silly Walks unterkam und sich unmittelbar zu meinem Lieblings-Sizzla-Tune aufschwang. Ein Ausflug in R'n'B- und Hip Hop-Gefilde macht Laune ("Give Me A Try"), ebenso die stark elektronisch verbrämten Klänge von "Rise To The Occasion" oder das mich höchst eigenartig an Steve Millers "The Joker" erinnernde "Ain't Gonna See Us Fall"
Mit "The Solution" bekomme ich darüber hinaus eine mir bis dato völlig unbekannte Nummer serviert. Siehe, es ist nicht alles schlecht, was Sizzla predigt. Hier ergeht er sich in durchaus ehrenwerten Grundsätzen: "Respect the ladies", "exercise humanity", "give love to the people". Die Lösung so manchen Problems könnte, hielten sich alle daran, so einfach sein.
33 Kommentare
sorry, aber wieso nur 3 Sterne?
Wegen seiner nach mitteleuropäischen Meinung zurückgebliebenen Ansichten?
Bei einem Best-Of sollte man doch eher die Qualität der Songs und die Qualität der Zusammenstellung und deren Auswahl bewerten...
bitte keine weitere sizzla diskussion
@public pervert (« bitte keine weitere sizzla diskussion »):
hab ich nicht vor.
und weil die diskriminierung von schwulen und sonstigen popoliebhabern demokratisch gewollt ist, sollen wir natürlich die klappe halten.
euer weltbild möchte ich haben, gleichzeitig aber keine neue sizzladiskussion, kein bock und so.
ich denke auch das thema ist durch
Bei einem Durchschnittsalter von 23 (!!!) liegt die Ablehnung von Anal-Verkehr bei 96%?
Klare Zahlen dafür, dass da was nicht stimmt!
Aber die Mucke ist geil.