laut.de-Kritik
Kindergartenmetal für den Weltkirchentag.
Review von Kai ButterweckMusik verbindet. Dabei spielen Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung und andere menschliche Trademarks, die einige Hohlbirnen immer wieder gerne mit Füßen treten, keine Rolle. Das sehen auch die Jungs und Mädels von Skillet so. Zu Beginn ihrer Karriere noch etwas konservativ und mit lyrischen Scheuklappen unterwegs, marschieren die Christenrocker aus Tennessee mittlerweile mit offenen Herzen durch die Clubs und Arenen dieser Welt.
Die Texte der letzten Skillet-Alben lassen wesentlich mehr Interpretationsspielraum. Der Hörer kann sich selbst ein Bild machen. Egal ob Christ, Atheist oder was auch immer: "Wir wollen die Menschen zusammenbringen und gemeinsam eine gute Zeit haben", predigt Sänger John Cooper. So weit, so gut. Skillet sind also angekommen, im Sei-wie-du-willst-Modus.
Nicht aufgeben, gute und schlechte Zeiten gleichermaßen wertschätzen und im Notfall der Stimme des Universums vertrauen: Die Botschaften auf "Unleashed" kommen erwartungsgemäß eindringlich und mit einer gehörigen Portion Pathos daher. Sicher nicht jedermanns Sache, aber: Aus der Ecke der Gläubigen und Heilbringenden hat man sicherlich schon Engstirnigeres serviert bekommen.
Die Musik dazu: nach Bandaussagen eine grenzenlose Symbiose aus hart und weich. Die skilletsche Eigenwahrnehmung bringt es, oberflächlich betrachtet, ziemlich gut auf den Punkt. Wir haben harte Gitarren und scheppernde Drums auf der einen, und liebliche Keyboards und zuckersüße Gesangseinlagen auf der anderen Seite. Das Problem ist nur: Das große Ganze hat in etwa den musikalischen Nährwert einer Scheibe Knäckebrot.
Sicher, die Amis fahren Einiges auf, wenn es laut werden soll. Die beiden Einsteiger "Feel Invincible" und "Back From The Dead", das nach vorne marschierende "Undefeated" und die Eurodance-meets-Industrial-Hymne "Out Of Hell" gehen mit pumpenden Nickelback-Drums und schweren Kruspe-Gitarren an den Start. Dazu gesellen sich noch monströse Synthiewände und zahlreiche furchteinflößende Effekte aus der Elektro-Waffenkammer.
Es knallt und scheppert, keine Frage. Aber was bringt es, mit breiter Brust durch Tore und Türen zu stürmen, wenn diese bereits sperrangelweit offen stehen? Dieser Murks-Mix aus Retortenkrach und hyperventilierender Effekthascherei schält sich so emotionsgeladen aus den Boxen wie eine imaginäre Kollaboration von Rammstein und 2 Unlimited.
Skillet produzieren die Musik, von der sie denken, dass sie so viele Menschen wie möglich an einen Tisch bringt. Mehr als 25 Millionen verkaufte Tonträger geben dem Ehepaar Cooper und den beiden Anhängseln Seth Morrison und Jen Ledger Recht. Jede Menge Leute scheint zu begeistern, wenn dünne Männer- und Frauenstimmen zur Massenchoreografie laden. Gesanglich bleibt nichts haften, weder John Coopers Pseudogerocke noch das trällernde Piepsen seiner Ehefrau. Auch Schlagzeugerin Jen Ledger greift hin und wieder gerne zum Mikrofon. Das ändert aber nichts an der Basis.
Mit überproduziertem Konserven-Metal für die Großraumdisko und lupenreinem Filler-Pop à la Katy Perry und Co. ("Lions", "Watching For Comets") scharen Skillet ihre orientierungslosen Jünger um sich. Alle nehmen sich an die Hand und feiern das Leben. Nur darum geht es. So einfach. Ich komme bei einer derartigen Überpräsenz von Plastik aber eher vom Glauben ab, nichts für ungut. Mit einem solchen Soundtrack im Gepäck würde ich persönlich nicht an die Himmelspforte klopfen. Amen.
9 Kommentare mit 22 Antworten
"... imaginäre Kollaboration von Rammstein und 2 Unlimited."
Jetzt bin ich neugierig.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Es schreibt.
Christliche Musiker sind schlimm!
Beste Kritik des Jahres *applaus*
P.S. Das war ironisch wenn du schon was schreibst solltest du es zumindest begründen können...
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Christliche Menschen sind schlimm
"Metal"
Bester Kommentar. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen.
dieses Frau/Mann geträller ist eben furchtbar weit verbreitet unter christen. Die nennen das dann "Worship" und da klingt jedes Lied genau gleich. Das Hauptmerkmal nebst irgendwelchem Bibelschmarrn und "Gott-liebt-dich"-Mist (natürlich auf Englisch) ist eben immer 1-3 Sänger/innen die da um die Wette flöten und das "rockt" dann natürlich auch "ordentlich" ...
....
Christen und Rockmusik kommt selten gut. Das ist wie n Pädophilen zum Kitahüter zu machen. Kann gut gehn ... wenn man ihn vorher kastriert.
und ich muss es wissen, ich hab da so 1-2 Leuts im Freundeskreis die sowas hören. Angenehme Gesellen aber musikalisch bleibt einem eigentlich nur Seppuku.
Was für eine unseriöse Kritik. Musik ist immer Geschmackssache und ich finde den Stilmix zwischen Pop und Hardrock sehr gelungen. Die ganze Truppe dazu noch pauschal in die Christen-Schublade zu schieben und darauf herumzureiten ist sehr unangebracht. Ein kleines bisschen Sachlichkeit sollte auch bei ein Kritik wenigstens ein bisschen durchschimmern.