laut.de-Kritik
Pogen, bis das Bier aus dem Becher schwappt.
Review von Connor EndtDie Beatsteaks haben es getan, die Donots, Itchy (ehemals Poopzkid) auch: Gerade erscheint es wohl irgendwie schick, als deutsche Band mit englischen Texten nach den eigenen Wurzeln zu wühlen und Alben auf Deutsch zu veröffentlichen.
Jetzt also auch Smile And Burn. Nach fünf englischsprachigen Scheiben und Touren in Übersee war wohl einfach Zeit für etwas Neues. "Morgen Anders" ist ein solides Punkrock-Album geworden, die Band präsentiert sich stimmiger und powervoller denn je, und das, obwohl Smile And Burn von früher fünf Musikern zum Trio geschrumpft sind. Die Arrangements wirken aufgeräumter und auch die deutschen Texte stehen Smile And Burn hervorragend. Gerade an den selbstironischen Stellen ("Jeder kennt den neuen Rio außer mir, jetzt wird zubetoniert") glänzen die Berliner. In anderen Passagen umschifft die Band gerade noch so den Grat zum Pathetischen.
Während der Fokus ganz klar auf Punkrock-Mitgröl-Songs liegt, tauchen Stücke wie "Leben Lang" mit ihren gniedeligen Gitarren auch immer wieder in Richtung Indie ab. Spätestens im Chorus ist dann aber wieder Pogen angesagt, bis das Bier aus dem Plastikbecher schwappt. Eine Ausnahme zum Schema bildet "Die Schönsten Bilder", wenn Sänger Philipp Müller mit seiner Akustik-Klampfe fast komplett alleine gelassen wird. Das Highlight des Albums setzt der Zweiminüter "Weinschorle", auf dem die Band noch einmal ordentlich aufs Gaspedal tritt und die schnellen Punk-Beats mit dissonanten Tönen und gekreischten Texten garniert.
Aufgenommen haben Smile And Burn die neue Scheibe im Tonstudio der Donots, und eine gewisse Ähnlichkeit beim Bandsound kann man nicht leugnen. Die Gitarren braten ordentlich aus den Lautsprechern, die Snare knallt trocken, kurzum: alles richtig gemacht. Kleines Manko: Gerade wenn im Chorus die Gitarren richtig aufdrehen, geht Müllers Gesang deutlich unter und ist selbst mit Kopfhörern nur schwer zu verstehen.
Smile And Burn machen am meisten Spaß, wenn die Lautsprecher ordentlich kesseln und gefühlt der Putz von der Decke fliegt. Spätestens im Festivalsommer wird "Morgen Anders" definitiv den ein oder anderen Moshpit entfachen.
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