laut.de-Kritik

Zu perfekt konstruierte Massenware.

Review von

Jahrelang war Xavier Naidoo das Aushängeschild der Söhne Mannheims. Seit gut einem Jahr geht man nun getrennte Wege. Während sich Deutschlands Seelentröster Nummer eins mittlerweile voll und ganz auf seine Solokarriere konzentriert, nutzten die verbliebenen Band-Mitglieder das vergangene Jahr, um sich musikalisch neu aufzustellen.

Natürlich verspüre er Druck, sagt Sänger Henning Wehland. Den habe man aber auch gehabt als Xavier noch mit an Bord war, so der gebürtige Bonner, der nebenbei noch bei den H-Blockxdas Mikrofon schwingt.

Auf dem Booklet-Foto ihres neuen Albums präsentieren sich die Verantwortlichen schon mal vorsorglich taffer denn je. 13 Männer in verschiedenster Garderobe. Das einzige, auf was man sich scheinbar einigen kann, ist der finstere Alarm für Cobra 11-Blick. Ansonsten herrscht komplette Narrenfreiheit. Lederjacken, Denim-Kutten, Bundfaltenhosen, Lackschuhe, Sneakers: Alles ist erlaubt.

Doch wie schauts mit der Musik aus? Der Song "Wenn Es Um Liebe Geht" macht den Anfang. Ein groovendes Schlagzeug, eingestreute Scratches und hektische Streicher mucken gleich zu Beginn gehörig auf, ehe nachdenkliche Zeilen über die Kraft des Lebens den pulsierenden Background bei den Hörnern packen und etwas Ruhe reinbringen.

Technisch gibt es hier natürlich nichts zu nörgeln. Alle instrumentalen Rädchen greifen ineinander und auch der Gesang kann überzeugen. Die Finger wollen aber dennoch nicht so richtig mitschnippen, denn wie so oft stolpern die Gesandten der Quadratestadt über ihre eigenen Füße. Zu konstruiert und glatt wummern perfekt arrangierte Sounds durch die Boxen. Keiner will sich hier die Blöße geben. Liegt es vielleicht am immer noch präsenten Schatten von Xavier Naidoo?

"Keep Moving On", heißt die Devise. Nur können sich die Barden Tino Oac, Henning Wehland, Michale Klimas und Fola Dada einfach nicht von ihren selbst angelegten Fesseln befreien. Mit dem kichernden Mainstream-Teufelchen im Nacken und der ermüdenden Maxime alles richtig machen zu wollen, servieren die Verantwortlichen ein 0815-Fünfsterne-Menü nach dem anderen ("Augenblick", "Es Ist Soweit", "Ruhe Vor Dem Sturm").

Der Wille, dem aalglatten Chaos zu entfliehen, ist da, doch weder hausbackende Rod Stewart-Erinnerungen ("Back To You"), noch turbulente Rap-Attacken ("Vorspuln Durchdrehn") hinterlassen auch nur einen Hauch von Leben.

Stillstand und Langeweile machen bisweilen ganz schön Krach ("Second To Die"); so richtig aufwachen will aber keiner, wenn sich die Söhne Mannheims am Erbe von Lenny Kravitz versuchen. Auch der Kuschel-Modus sorgt nur für wenig Betrieb zwischen Daunenkissen und Satin-Bettwäsche ("Deine Waffe Ist Die Liebe"). Mit durchgenudeltem Phrasengedresche à la "Dein Vertrauen ist ein Panzer, jede Mauer reißt es ein", stellt sich unweigerlich Fremdscham ein.

"Wir wollen uns jetzt mehr auf die Musik konzentrieren und ein bisschen weg von den ganzen Brimborium-Image der Vergangenheit. Weniger ist mehr", sagt Henning Wehland. Immer wieder für einen Scherz zu haben, der gute Henning.

Trackliste

  1. 1. Wenn Es Um Liebe Geht
  2. 2. Keep Moving On
  3. 3. Augenblick
  4. 4. Back To You
  5. 5. Vorspuln Durchdrehn
  6. 6. Deine Waffe Ist Die Liebe
  7. 7. Es Ist Soweit
  8. 8. Großstadt
  9. 9. Ruhe Vor Dem Sturm
  10. 10. Ich Muss Raus
  11. 11. Lichtermeer
  12. 12. Wir Leisten Es Gern
  13. 13. Second To Die
  14. 14. Wie Du

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