laut.de-Kritik
Eine Geschichtsstunde in eigener Sache.
Review von Daniel StraubDas britische Synthieduo Soft Cell arbeitet gerade die eigene Vergangenheit auf. Insgesamt zwei Doppel-CDs ist Sänger Marc Almond und Keyboarder Dave Ball die Geschichtsstunde in eigener Sache wert. Ihr Debütalbum "Non Stop Erotic Cabaret" erscheint, um zahlreiche Bonustracks ergänzt, genauso als schöne Deluxe Edition, wie die Doppel-CD "Heat", eine Sammlung von neuen Remixen alter Soft Cell-Klassiker.
Insgesamt haben Almond und Ball 26 Stücke einer erneuten Überarbeitung unterzogen. Sämtliche Tracks stammen aus den Jahren 1980 bis 1984. Das waren die Jahre von der Gründung der Band in Leeds bis zur Auflösung, als Soft Cell mit Charts-Hits à la "Tainted Love", "Bedsitter" und "Torch" ihre größten Erfolge feierten.
Alle drei Stücke sind denn auch auf "Heat: The Remixes" vertreten. Genauso wie die anderen weltbekannten Soft Cell-Stücke, ganz egal ob sie nun "Soul Inside", "Say Hello Wave Goodbye" und "Sex Dwarf" oder "The Art Of Falling Apart" und "Seedy Films" heißen.
In puncto Hitfaktor lässt die Doppel-CD mit Sicherheit keine Wünsche offen. Ein differenzierteres Bild ergibt sich indes beim Anhören der mehr als zwei Dutzend Stücke.
Da fällt zunächst mal auf, dass es Soft Cell vermieden haben, auf eine Reihe hochkarätiger Produzenten zurückzugreifen. Playgroup-Kopf Trevor Jackson, Solvent vom amerikanischen Technolabel Ghostly International, das bereits bei Depeche Mode zu Remix-Ehren gelangte Londonder Trio Cicada, der Electro-House-Act Spektrum und Bastard-Pop-Pionier Richard X sind die bekanntesten Namen.
Sie schlagen sich mit ihren Remixarbeiten allesamt wacker. Mehr aber auch nicht. Höhepunkte? Fehlanzeige. Mit ein Grund dafür ist der übergroße Respekt, mit dem die Remixer den Originalen begegnen.
Die Neuinterpretation beschränkt sich zumeist auf die Verwendung einiger neuer Sounds. Das wars dann. Eine tiefergehende Arbeit an den Stücken hat nicht stattgefunden. Im Vergleich zu den Originalen bleiben die Remixe deshalb blass.
Und das sind, wie gesagt, noch die besseren Remixe der Doppel-CD. Leider haben Soft Cell aber eine ganze Reihe von Produzenten verpflichtet, die sich wohl nur recht sporadisch im Studio aufhalten.
Anders sind die dumpf stampfenden Schlagerbeats, mit denen "Tainted Love" von Paul Dakeyne unterlegt worden ist, wohl kaum zu erklären. Ideenlosigkeit ist denn auch das Leitmotiv, das sich durch "Heat: The Remixes" zieht.
Für Fans, die dringend ihre Soft Cell-Kollektion auf den neuesten Stand bringen müssen, wird die Doppel-CD sicherlich ein Pflichtkauf sein. Allen anderen sei angeraten, erst einmal in die Stücke hineinzuhören. So bleibt man vor bösen Überraschungen gefeit.
1 Kommentar
die review trifft den nagel ziemlich auf den kopf, kann man in allen belangen nur anschließen, hatte etwa smehr erwartet-.-