laut.de-Kritik

Wie ausgewechselt: vom Bambi zum SO36-Punk.

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Vom braunhaarigen Bambi-Mäuschen zum platinblonden SO36-Punk: Die Französin Stéphanie Sokolinski alias Soko hat sich in den vergangenen drei Jahren nicht nur äußerlich extrem gewandelt. Auch musikalisch hat sich bei der sensiblen Rebellin einiges verändert.

Zwar lässt die Sängerin auf ihrem zweiten Album "My Dreams Dictate My Reality" gewohnt morbide Folk-Strukturen von der Leine. Doch werden diese im Jahr 2015 in eine punkig verruchte New Wave-Klangwolke gehüllt, die Erinnerungen an Zeiten weckt, in denen Poster von Robert Smith noch in jedem zweiten In-Friseursalon über den Spiegeln hingen.

Soko steuert ihr Album genau dorthin, wo sie sich in puncto Inspiration am wohlsten fühlt: mitten in den Achtziger. Und so stehen gewohnt balladesken Atmo-Perlen wie "I Come In Peace", "Bad Poetry" oder dem mystischen Ariel Pink-Duett "Lovetrap" rotzfreche Pop-meets-Goth-meets-Punk-Stücke zur Seite, die sich vor einer Vielzahl von mittlerweile über 30 Jahre alten Großtaten aus dem Synthie-Punk-Genre nicht zu verstecken brauchen.

Da wäre beispielsweise die kratzbürstige erste Single "Who Wears The Pant". Ein Song, der vor drei Jahrzehnten im ehemaligen Berliner Düstertempel namens Linientreu wahrscheinlich jedes Wochenende rauf und runter gelaufen wäre. Auch das munter nach vorn gehende "Temporary Mood Swings" lässt Freunde unbeschwerter "Boys Don't Cry"-Vibes jubeln.

Gemeinsam mit ihrem Produzenten Ross Robinson (Limp Bizkit, Korn) scheint die wie ausgewechselt wirkende Französin einen musikalischen Pfad ausfindig gemacht zu haben, auf dem sich bestens spazieren gehen lässt. Da läuft man gerne mit. Es sei denn, man kann mit detailliert arrangierten 80s-Schnodder-Sounds nichts anfangen.

Trackliste

  1. 1. I Come In Peace
  2. 2. Ocean Of Tears
  3. 3. Who Wears The Pants
  4. 4. My Precious
  5. 5. Bad Poetry
  6. 6. Temporary Mood Swings
  7. 7. My Dreams Dictate My Reality
  8. 8. Monster Love
  9. 9. Peter Pan Syndrome
  10. 10. Lovetrap
  11. 11. Visions
  12. 12. Keaton's Song

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5 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    "who wears pants " ist richtig geil.leider kann für meinen geschmack der rest des albums da leider nicht richtig mithalten.trotzdem,schönes ding.

  • Vor 9 Jahren

    Ne. Will mir nicht gefallen.
    Hab Soko vor zwei Jahren in Hamburg gesehen mit ihren depressivem Album und das war ein unglaublich Abend. Selten hat mich Musik so berührt. Aber das Album? Das ist nicht mehr Soko.

  • Vor 9 Jahren

    Von mir gibt es auch 4/5. Die Dame hat definitiv viel von den frühen The Cure gehört. Bei "My Precious" vielleicht sogar zu viel, so sehr klingt das Ding nach "Jumping Someone Else's Train".

  • Vor 9 Jahren

    Es ist schwierig. Musikalisch hat sie eigentlich mit jeder Veröffentlichung 'nen großen Schritt vorwärts gemacht, wie auch jetzt wieder. Am Anfang hat sie ja vor allem über ihren Akzent und die übertriebene Niedlichkeit gelebt (dem ich damals zugegebenermaßen hoffnungslos erlegen bin), das hat sie mittlerweile gar nicht mehr nötig. Da ist inzwischen viel mehr Substanz.
    Aber ich hab' da auf einer anderen Ebene Schwierigkeiten: In meinen Ohren hört sie sich immer wie ein beleidigt-eingeschnapptes, reichlich dummes Gör an, wann immer sie aggressiv oder wütend klingen will. Sensible Rebellin oder SO36-Punk will sie ja vielleicht sein, das Ganze schaut für mich aber mehr nach Berlin-Mitte Hipsterigkeit aus. Mitte letzten Jahres gab's ein Interview von ihr im französischen Fernsehen, wo sie in erster Linie wie ein verwöhntes Bonzen-Töchterchen rüberkam. Da hat sie viel Federn bei mir gelassen, und das hat meinen Blickwinkel auf sie wirklich nicht zum Besseren verändert.

  • Vor 9 Jahren

    Mich erinnert die jetzt eigentlich total an Sky Ferreira. Als ich die ersten Songs hörte und die Videos sah, musste ich wirklich googeln ob das nicht eine neue Sky Band ist. Die sehen aus wie Zwillinge. Das erste Album fand ich (so weit ich mich erinnere) langweilig. Das neue dagegen ziemlich gut. Wer Sky und Ariel Pink mag, wird es lieben!