laut.de-Kritik
Country und Bluegrass aus Waltrop bei Dortmund.
Review von Giuliano Benassi"Recorded in Bernd's Living Room, Waltrop on the 11-13 July 03 & 10-13 Oct. 03", ist im Booklet zur vorliegenden CD zu erfahren. Waltrop liegt in der Nähe von Dortmund; eine überraschende Entdeckung, angesichts des Bandnamens und des Banjo-Intros beim Opener "White Stripes". Offensichtlich beschäftigen sich die Söhne Jim Waynes eher mit ihrer Liebe zur Musik als mit ihrem Kontostand.
Tatsächlich ist in jedem der sechzehn Stücke Leidenschaft zu spüren. Zumal es an der Klangqualität nichts zu meckern gibt. Im Gegenteil: Das häusliche Ambiente und die kaum überarbeiteten Liveaufnahmen verbreiten Wärme und Geborgenheit. Dabei entfaltet sich die Stimmung nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch beim Frühlingsgrillen mit Gitarrenbegleitung. Denn neben einer Orientierung zwischen Country, Folk und Bluegrass bieten Sons Of Jim Wayne auch die notwendige Melancholie.
Mit "White Stripes" geht es erst mal gut gelaunt los: Dem schnell gezupften Banjo folgt eine geschrammelte Akustikgitarre und die klare Stimme Stefan Kulliks. Eine verspielte Slide-Gitarre und eine engelhafte Frauenstimme begleiten auf "Somewhere To Be" das tiefe Organ des zweiten festen Mitglieds Bernd Uebelhöde, dessen Haupt auf der Rückseite des Covers eine Johnny Cash-Kappe ziert. "I Force The Rain" schlägt dann aber schon düstere Töne an; "here comes the rain to New York City, so dark and cold and creepy", singt Uebelhöde, begleitet von einer verzerrten E-Gitarre.
Zwar strahlt beim fröhlichen "Eat, Drink Go Fishing" wieder die Sonne, "Postcards From Hell" hält aber, was der Titel verspricht. "Insgesamt ist es für uns einfacher, über tragische Situationen zu berichten. Wahrscheinlich liegt das an der allgemeinen Stimmung dieser Tage oder dem ewig währenden Ruhrpottregen. Wenn wir von Shows nach Hause zurückkehren und es anfängt zu regnen, dann wissen wir, dass wir bald zuhause sind", erklärt Kullik dazu in einem Interview.
Der einzige schwache Punkt des Albums liegt in der Tracklist, die nicht so richtig zusammen passende Stücke vereint. Die countryesken Lieder überzeugen zwar, die elektrisierten oder eher rockigen wie "I Force the Rain" oder "Tell Them Where The Light Is" dagegen weniger. "Parking Lot" und der Titeltrack hören sich in diesem Kontext zu folkig an, während sich "Window" und "Bloodtears" wieder gut in die zu Beginn eingeschlagene Richtung einfügen. "Lullaby" bietet einen ruhigen Abschluss.
"'Best Make Up ...' ist eine wirklich gute Scheibe für lange Autobahnfahrten. Sie lockert das Denken", gibt Kullik zu Protokoll. Eine Meinung, die man angesichts des hohen persönlichen Einsatzes durchaus teilen kann.
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