laut.de-Kritik

Hervorragende Akustikversionen, bei denen wirklich alles handgespielt ist.

Review von

"Dieses sollte ein fröhlicher Abend werden, aufgrund der aufwühlenden Ereignisse kann es kein fröhlicher Abend werden". Sting ist nicht der einzige, der am Abend des 11. September 2001 Worte für den Worst Case finden muss. Ausgerechnet an diesem Tag nämlich sollte auf Stings Landsitz in einem kleinen Ort in der Toskana ein Multimedia-Event stattfinden. Geplant sind eine zeitgleiche Übertragung ins Internet und ein Live-Mitschnitt um "...all this time" zu veröffentlichen. Aufgrund der Ereignisse lässt Sting die ca. 200 geladenen Gäste entscheiden, ob das Konzert statt finden soll. Nach dem ersten Stück folgt eine Schweigeminute, die Übertragung ins Internet wird aus Pietätsgründen vorzeitig beendet. Das Konzert jedoch findet zum Glück statt, denn es spendet gute Gefühle und damit Kraft. Kraft, die man im Kampf gegen die globale Verweigerung des Denkens gut gebrauchen kann. Die 15 Energizer, die Sting für uns bereit hält, liegen jetzt als Album vor, auch wenn wir die Aufnahmen der Generalprobe vom Tag zuvor serviert bekommen!

Sting und seine 15-köpfige Band präsentieren neue Versionen von Sting- und Police-Klassikern. Den Opener "Fragile" widmet Sting in seiner Konzertansage den Opfern des Anschlags: "Wenn Fleisch und Stahl eins geworden sind, fließt das Blut und trocknet in den Farben der Abendsonne. Morgen wird der Regen die Flecken wegwaschen, doch in unserer Erinnerung bleibt immer etwas zurück. Vielleicht war dieser finale Akt gedacht, um daraus ein Argument für das Leben zu machen. Nämlich dass aus Gewalt nichts entsteht und niemals entstehen wird. ... Unaufhörlich wird der Regen fallen wie Tränen von einem Stern. Unaufhörlich wird der Regen uns sagen wie zerbrechlich wir sind." (Auszug aus "Fragile")

Wie schon Stings Solo-Debut überzeugt "...All This Time" 16 Jahre nach "Bring On The Night" durch eine homogene Live-Band. Bei so viel Manpower (15 Musiker) kann Sting getrost auf musikmaschinelle Unterstützung verzichten. Hervorragende Akustikversionen, bei denen wirklich alles handgespielt ist, sind die Folge. Und ehrlich, bei dem ganzen Elektrogezirpe, ohne den heute scheinbar kein halbwegs vernünftiger Popsong mehr auskommt, tut genau das verdammt gut. Dass die Songs dabei kräftig durch den Arrangementwolf gedreht wurden, versteht sich von selbst. Die neuen Bearbeitungen sind gelungen, auch wenn sie sich stilistisch auf den etwas ausgetrampelten Pfaden des Mainstream-Swing und Blues bewegen. Am Ende haben wir es dann mit einer Best of – Sammlung zu tun, der die Kraft eines Red Bull inne wohnt. Denn wer keinen Mut zum Träumen hat, hat auch keine Kraft zu kämpfen.

Trackliste

  1. 1. Fragile
  2. 2. A Thousand Years
  3. 3. Perfect Love ... Gone Wrong
  4. 4. All This Time
  5. 5. The Hounds Of Winter
  6. 6. Mad About You
  7. 7. Don't Stand So Close To Me
  8. 8. When We Dance
  9. 9. Dienda
  10. 10. Roxanne
  11. 11. .(If You Love Somebody) Set Them Free
  12. 12. Brand New Day
  13. 13. Fields of Gold
  14. 14. Moon Over Bourbon Street
  15. 15. If I Ever Lose My Faith In You
  16. 16. Every Breath You Take

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Sting

Als Sting sich 1984 von The Police trennt, hätte es für die Band eigentlich nicht besser laufen können. Drei Grammys hat das Trio für "Synchronicity" …

Noch keine Kommentare