laut.de-Kritik
Solodebüt des Tindersticks-Sängers.
Review von Giuliano BenassiDas Rasseln einer Tambourin, ein Klavier, das an Beethovens "Mondscheinsonate" erinnert, ein Frauenchor, der sachte "do-do-do, ah-ah-ah-ah" singt – so einfach lässt sich ein Lied komponieren. Der Opener "Somerset House" ist kein Einzelfall: Alle zehn Stücke auf Stuart Ashton Staples' Solodebüt sind auf ein Minimum an Instrumentierung reduziert.
"Es ging um einen anderen Zugang, darum, über unterschiedliche Farben und Konsistenzen nachzudenken. Darum geht es in diesem Album, nicht um Worte oder Liederschreiben. Es handelt vom Finden einer neuen Form der Musik", erzählt der Sänger der Tindersticks in einem Interview. Die Zukunft der Band lässt er dabei offen, obwohl ihre offizielle Seite Gerüchte über eine anstehende Auflösung dementiert.
Wie der Titel des Albums nahe legt, handelt es sich weniger um ein kohärentes Werk als um eine Sammlung an Stücken, die über einen längeren Zeitraum entstanden sind. Das erklärt wohl die stilistischen Unterschiede. Kommt "Marseilles Sunshine" weitgehend mit einzelnen Klaviernoten, einem unbehaglichen Hintergrundrauschen und Staples' tiefer, todtrauriger Stimme aus, setzt "Say Something Now" zu Beginn auf einen akustischen Gitarrenriff, der an Neil Youngs "Rockin' In The Free World" erinnert. Zumindest bis eine atonale E-Gitarre einsetzt, und das Lied auseinander bricht.
Mit "Friday Night" kehrt eine verträumte, melancholische Stimmung ein, die an die Tindersticks erinnert. "Shame On You" ist hoffnungslos übersteuert, im starken Gegensatz zum zarten "Untitled". Mit Lagerfeuer ("Dark Days"), rauchiger Bar ("People Fall Down"), einer entfernten Verwandtschaft mit Leonard Cohen ("She Don't Have To Be Good To Me") und dem fast sakralen "I've Come A Long Way" geht das Album gemächlich zu Ende.
Im eigenen Studio aufgenommen, handelt es sich um die erste Veröffentlichung auf Staples eigenem Label Lucky Dog Records. Helfen ließ er sich dabei nicht nur von Tindersticks-Kollegen, sondern u.a. auch vom Filmkomponisten Yann Tiersen. Das Ergebnis gestaltet jedoch zu inhomogen, um wirklich aufhorchen zu lassen. Wie Staples aber selbst sagt, handelt es sich hier um einen ersten Schritt in die Unabhängigkeit. Die nächsten hat er bereits vollzogen. Denn noch 2005 sollen zwei weitere Alben erscheinen. Eines mit Kinderliedern, das unter anderem "Puff The Magic Dragon" mit Bonnie 'Prince' Billy enthält, und eines in Zusammenarbeit mit Lambchop-Frontmann Kurt Wagner.
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