laut.de-Kritik

Bittersüße Melodien, plattgedroschen von monotonen Monsterklampfen

Review von

Die Monotonie ist uns Deutschen wohl im Blut, nicht umsonst steigt Wolfsheim hammermäßig in die Charts ein. Monotonie können wir auch im neuen "Meisterstück" von Subway to Sally finden. Die Lehrzeit sei abgeschlossen, heißt es da. Schlachtgesänge einer neoromantischen Armee.

Nomen est omen; zur Einstimmung gibt's schon ein "Böses Erwachen". Nicht jedermanns Sache, schreckt ganz schön ab. "Henkersbraut" heißt der erste ins Ohr stechende Titel. Zitat: "...sie hat gehurt sie hat geklaut, streut Blumen für die Henkersbraut..." - stockender Atem - , was für eine Poesie steckt in diesem Lied oder wars ein Kanon? Ein wahres Hexengebräu von einem Musikstück: Mixtur aus Dead Can Dance, Glenn Danzig auf Lachgas und einer Prise Böhse Onkelz oder kennt noch jemand die Jungs von Stahlgewitter?

Aber dann wird umgeleitet zur "Minne". Schön fängt's an, Walther von der Vogelweide covert Velvet Undergrounds "Venus In Furs". Ein süßes Liebeslied mit relaxtem Mittelalter-Flair, wirklich hitverdächtig. Im Text geht's nicht so entspannt ab, da verflucht einer "jede volle Stunde".

Das Album beschert dankbarer Weise nur 45 Minuten. Und nochmals ein Liebeslied, zumindest heißt es "Ohne Liebe". Getragen von einem eingängigen, moshbaren Basisriff, das nett mit Schalmeien und Dudelsäcken ausgeschmückt wurde. Die Instrumentierung ist insgesamt ein Augenmerk wert. Wobei Maultrommeln nicht gerade zu meinen Lieblingswerkzeugen zählen.

Echte Handarbeit ist's auch, alles nach den Regeln historischer Notenkunst arrangiert. Rockt streckenweise sogar ganz gut, der Songschreiberling Ingo Hampf verdinge sich jedoch in Zukunft des öfteren an Liebesliedern. Stehen besser zum Sound als der brachiale Industrialkrach wie bei "Aufstand", so der gleichlautende Refrain. Dort klingt es, als brülle da ein HJ-Chor "Doitschland" während einem Konzert von Mötley Crüe.

Es tauchen auch immer wieder bittersüße Melodien mit gegeigter und gezupfter Substanz auf, die leider nur sogleich von monotonen Monsterklampfen plattgedroschen werden und schöne Ansätze zu weicher Poesie, die aber Siegerparolen und Messages a la "Pflugscharen zu Schwertern" nicht standhalten können. Ein seltsamer Aufruf zum Kampf gegen irgendwas. Gegen sich selbst etwa? "Ich bin von dieser Welt so müd'" findet da eigene Worte. Taugt zum massiven Eisenfressen im Fitnesscenter.

Trackliste

  1. 1. Böses Erwachen
  2. 2. Die Rose im Wasser
  3. 3. Henkersbraut
  4. 4. Sabbat
  5. 5. Minne
  6. 6. Tag der Rache
  7. 7. Das Opfer
  8. 8. Ohne Liebe
  9. 9. Aufstand
  10. 10. Müde

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1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    Dass diese Art Musik den typischen Indie-Rockern nicht gefällt und jede Neuveröffentlichung solcher Genres fast schon traditionell auf ach so polemische Weise zerrissen wird, ist nichts neues.
    Witzig ist nur, dass hier ein Herr MENGELE in seinem Review ständig versucht, Subway to Sally ins rechte Lager zu rücken. Da hat wohl jemand ob seines Namens ein besonders starkes Distanzierungsbedürfnis. :D