laut.de-Kritik

Endstufe nur im Sound.

Review von

Über Summer Cem zu schreiben, ist eine wirklich undankbare Aufgabe. In anderen Rezensionen reichte es bisher nicht einmal zu einem hasserfüllten Verriss über den eigentlich sympathischen Gladbacher, der seit dem Debüt "Feierabend" immer den gleichen Proleten-Film in Endlosschleife fährt und einfach nicht älter werden kann oder möchte. Nie wirklich gut, meistens schlecht.

Das ewige große Kind erzählt mit immer gleichem Jungs-Humor. Die "Ollen in Doppel-D" ("Follow Me") faszinieren den Mittdreißiger immer noch wie einen kleinen Schulbub, der gerade Pornhub für sich entdeckt hat. Dass Frauen nicht zwangsläufig Bitches sind, ist egal. Die dürfen immerhin für ihren Meister "ein Steak holen" oder sich nach dem eh nicht so tollen Sex schnellstmöglich nach Hause verabschieden. "Für mich bist du der letzte Dreck / Nicht einmal der Sex war echt / Doch ich weiß, mir geht es besser jetzt / Denn endlich bist du weg, weg, weg ("Weg Weg Weg ( feat. Farid Bang)"). Immerhin werden die Damen nicht wie bei Gzuz im Backstage-Raum zerfetzt.

Erfreulich ist dagegen das wirklich dringend benötigte Sound-Update. Produzent Mesh, der sonst die Labelkollegen Kollegah und Farid Bang mit seinen Beats beliefert, weiß eben, wie man Testo-Typen die Muskeln weiter aufpumpt. Das Bass-Monster "200 Düsen" sorgt für ordentlich Druck im Soundsystem und ist eine erfreuliche Weiterentwicklung zu den lahmen Beats des letzten Albums "Cemesis".

Im Kraftraum des Deutsch-Rap trifft man seit langer Zeit Fler an, der seinen jahrelangen Streit mit Banger Musik beendete und nun dicke mit dem Düsseldorfer Label ist. Der Berliner bezeichnete "Alles Vorbei" als "den besten Track, den er in den letzten Jahren gehört" hat. Der Grund für das überraschend generöse Lob des sonst so Selbstverliebten ist schon nach wenigen Momente unüberhörbar: Düsterer Beat und das brummige Timbre könnte genau so gut von seinem eigenen "Epic"-Album mit Jalil stammen. Die Trap-Geister, die Fler mit dem überzeugenden "Vibe" nachhaltig in das Deutschrap-Game einbrachte, passen trotzdem sehr gut zu der gelangweilten bis betont arroganten Stimme von Summer Cem.

Maximale Verstärker-Leistung erreicht "Endstufe" nur im klanglichen Bereich. Passend zum Label-Namen gelingen somit ein paar gute Banger für die Clubs und die imaginäre Autofahrt. Würde da nicht immer dieser Cem Toraman auftauchen, der einem die ganze Fahrt ein Ohr abkaut und mit den immer gleichen Huldigungen auf sein Geld und Glied langweilt. "Endstufe, jeder Song ist ein Hit / Chinchilla-Pelz, Stoffhose, Babysmile / Fahr' mit 'nem Koffer voll Knete ein / Oh, lieber Gott, bitte steh mir bei / Wie kann mein Kopf so geschädigt sein?" ("Chinchilla (feat. Capital Bra, KC Rebell)"). Immerhin schimmert durch oft dümmlichen Ausfälle ab und zu auch Selbstironie durch.

Ein paar Runden in seiner Edel-Karre nimmt man noch mit, dann ist gut. Setzt mich bei meiner Spießer-Bude ab und schick mir auch keine SMS. Ich höre jetzt wirklich schöne Musik und bin weg.

Trackliste

  1. 1. 200 Düsen
  2. 2. Alles Vorbei
  3. 3. Follow Me
  4. 4. Casanova (feat. Bausa)
  5. 5. Maison Margiela
  6. 6. Santorini (feat Veysel)
  7. 7. NMM (feat. Elias)
  8. 8. Anders
  9. 9. Molotov (feat. RAF Camora)
  10. 10. Tamam Tamam
  11. 11. Chinchilla (feat. Capital Bra, KC Rebell)
  12. 12. Let`s Do It
  13. 13. Weg Weg Weg ( feat. Farid Bang)
  14. 14. Shukran Für Nix
  15. 15. Kein Respekt (feat. 18 Karat)

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