laut.de-Kritik
Welcher Irre lässt sich so etwas entgehen?
Review von Alexander CordasMan sollte es nicht für möglich halten: Erst 2012 ist es möglich, dieses Live-Dokument von Supertramp auch optisch zu genießen. Bislang gab es die 1980 veröffentlichten Aufnahmen nur auf Tonträger.
Welcher Irre bei der zuständigen Plattenfirma sich diese Möglichkeit der Vermarktung entgehen ließ, ist nicht überliefert. Das damalige Label A&M gehört heute zum Universal-Moloch. Vielleicht ist dort einfach bei der Kommunikation von A nach B irgend etwas verloren gegangen.
Wie dem auch sei. In den Jahren nach dem Release mauserte sich das Album zu so etwas wie einem General-Konsens in bundesdeutschen Plattenschränken. Überall blinkte einem das pink-gelb-lila-farbene Bild des Arc de Triomphe in Pastelltönen entgegen. Wahrscheinlich aus Urheberrechtsgründen muss jetzt der Eiffelturm aufs Cover. Die alten Schmonzetten von anno Tobak sind mittlerweile also fester Bestandteil des Pop-Kanons.
Der Legende nach sollen die Bänder in der Scheune von Bob Siebenberg rumgegammelt haben, ehe jemand auf die Idee kam, dass man die ja auch anderweitig verwenden könnte. Ex-Sänger Hodgson sprach sich gegen die Veröffentlichung aus, aber das dürfte demjenigen, der seit 1980 auf die Bewegtbilder wartet, herzlich egal sein.
Eventuell hätte man aus den Film noch mehr machen können. Da grieselt es schon munter in der Gegend herum, aber hey! Es war 1979. Supertramp zauselten mit Gesichtsbeflockung auf der Bühne herum wie weiland der Waldschrat im Heimatfilm. Dann soll auf dem Streifen auch ruhig ein wenig Patina haften, schließlich gab es damals noch kein HD fürs Wohnzimmer. Wer sich diesen Mitschnitt besorgt, hängt ohnehin den Erinnerungen der Vergangenheit nach.
Dass das Konzert bislang nicht als Film auf den Markt kam, dürfte auch an der relativ wenig spektakulären Show liegen. Handwerklich ohne Fehl und Tadel, standen aber beileibe keine Chippendales auf der Bühne. Trotzdem sind die Songs selbst einfach zeitlos und schön. Im Bereich zwischen Pop, Jazz und progressivem Rock waren Supertramp anno 1979 eine richtig dicke Nummer. Den Zenit ihres Schaffens hatten sie genau hier erreicht.
Das Bonusmaterial - so man es denn so nennen möchte - beschränkt sich auf Animationen, mit denen die Songs untermalt werden, von denen anscheinend kein brauchbares Film-Material mehr vorhanden war. Wer sich also wundert, warum "Ain't Nobody But Me" nicht im Anschluss an "School" erklingt, schaue im Bonusteil nach. Das zerrupft den Genuss etwas, denn so bleibt der homogene Charakter eines Konzertes in voller Länge nicht mehr erhalten. Das hätte sich eleganter lösen lassen.
Dennoch lechzte der Fan seit den 80ern der Veröffentlichung dieses Teils entgegen: Dass der Wunsch nun in Erfüllung geht, sollte zufrieden stellen. Wer High End braucht, muss sich eben gedulden, bis Rick Davies und Roger Hodgson sich zusammenraufen, um eine endgültigere Version in HD-Qualität und 3D mit Spoilern veröffentlichen. Ist sicher nur eine Frage von Jahrzehnten ...
4 Kommentare
... ich hege und pflege mein life-video "crime of the century"
supertramp war eine master-band damals. und auf einmal - natürlich nicht auf einmal - hatten alle es oft genug gehört! so erging es 10 jahr vorher auch m.e. simongarfunkel. andere musik klar - aber ähnliches übrstrapazieren. schade. aber so isses.
... ich hege und pflege mein life-video "crime of the century"
supertramp war eine master-band damals. und auf einmal - natürlich nicht auf einmal - hatten alle es oft genug gehört! so erging es 10 jahr vorher auch m.e. simongarfunkel. andere musik klar - aber ähnliches übrstrapazieren. schade. aber so isses.
Aus meiner Sicht das beste Rock/Pop-Live-Album aller Zeiten! Schade, dass die beiden sich nicht zusammenraufen können!
...ganz klar ein must-have!