laut.de-Kritik

Der Soundtrack zum Weltuntergang.

Review von

Schon ein Blick auf das wahrhaft genial gestaltete Cover von Symphony X' neuem Werk "Paradise Lost" genügt, um zu wissen, dass es sich bei dem achten Studio-Album der Band um das bis dato düsterste handeln wird. Das dramatische, an einen Soundtrack erinnernde Intro "Oculus Ex Inferni" schließt auch alle Zweifel aus, dass sich die Band auf "Paradise Lost" mit etwas anderem als dem Weltuntergang, der Apokalypse oder ähnlich wenig erfreulichen Themen beschäftigen könnte.

Das nahtlos daran anschließende "Set The World On Fire" wartet entsprechend mit ziemlich harten Riffs auf, denen sich Russell Allen stimmlich natürlich ebenso anpasst. Der Gesang ist ordentlich rau, aber immer melodisch und macht in den Strophen ordentlich was her. Der Chorus mag vielleicht eine Spur zu fröhlich und auch ein wenig altbacken klingen.

Das verzeiht man mit "Domination" aber schnell. Ein kerniger Basslauf von Michael LePond leitet den Track ein, und Michael Romeo lässt dem die notwendige Power an der Gitarre mit Leichtigkeit folgen. Auch wenn sie nach der Einleitung ein wenig vom Gas gehen, ist "Domination" eine der härtesten Nummern der Scheibe, die nicht mehr ganz so ins Mett haut wie noch "The Odyssey". Da wirkt "Serpent's Kiss" vor allem dank Russells beschwörendem Gesang sanfter, aber dafür um so eindringlicher. Die Chöre und auch die anderen bombastischen Elemente zum Ende des Song erwecken einmal mehr Soundtrack-Atmosphäre.

Mit dem Titeltrack folgt schließlich die Ballade und definitiv einer der Höhepunkte des Albums. Es stand ja noch nie zur Debatte, dass Russell ein begnadeter Sänger ist, aber das hier ist einfach ganz großes Kino! Sind die Strophen schon klasse, so breitet sich im Chorus ein Gänsehaut aus. Keine Frage, dass es bei "Eve Of Seduction" zunächst mal wieder gehörig abgeht. Die Riffs sind zwar brachial, aber der Sound könnte für meinen Geschmack vielleicht noch eine Spur brutaler sein. Die wirklich geile Melodie im Eingangsteil, wird im Chorus noch mal aufgegriffen.

Dass ein Song mit dem Titel "The Walls Of Babylon" nicht ohne orientalische Klänge auskommt, ist klar, entsprechend läuten solche die Nummer auch ein. Allerdings bleibt es dabei auch, denn es folgt ein dreiminütiger Soloexkurs der Instrumentalfraktion, ehe Russell sich wieder zu Wort melden darf. Mit zahlreichen Breaks und unterschiedlichen Stimmungen sorgen Symphony X für jede Menge Abwechslung und machen das Stück zu einem echten Erlebnis. Deutlich schneller (und vielleicht auch ein wenig zu typisch Power Metal) gehen sie in "Seven" zur Sache, das ein wenig vorhersehbar und trotz/wegen des vielen Gedüdels eine Spur zu true klingt.

Da doch schon lieber die nächste Ballade "The Sacrifice". Die kommt zwar nicht ganz an den Titeltrack ran, ist aber auch erfreulich kitschfrei. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass vor allem Russell den Song wieder mit seiner Stimme trägt. Den Höhepunkt haben sich Symphony X mit "Revelation" bis ganz zum Schluss aufbewahrt. Auf über neun Minuten fassen sie alles zusammen, was man als Fan an der Band liebt, und wechseln zwischen einschleichenden Melodien, harten Riffs, vertrackten Breaks, wahnwitzigen Soli und Konglomeraten aus all diesen Zutaten hin und her.

Die letzen Töne verklingen, und auch wenn man nicht unbedingt das Gefühl hat, dass sich thematisch alles zum Guten wenden wird, so hat man doch einen leichten, akustischen Silberstreifen am Horizont. Kurz gesagt, wer sich die Scheibe entgehen lässt, ist eh selbst schuld.

Trackliste

  1. 1. Oculus Ex Inferni
  2. 2. Set The World On Fire (The Lie Of Lies)
  3. 3. Domination
  4. 4. The Serpent's Kiss
  5. 5. Paradise Lost
  6. 6. Eve Of Seduction
  7. 7. The Walls Of Babylon
  8. 8. Seven
  9. 9. The Sacrifice
  10. 10. Revelation (Divus Pennae Ex Tragoedia)

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10 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    ich finde ja nicht, dass diese platte in irgendeiner weise softer ist als "the odyssey", eher im gegenteil. und abwechslungsreich ist auch anders, jedenfalls, wenn man die neue platte mit früheren großtaten wie "divine wings of tragedy" oder "v - the new mythology suite" vergleicht.

    mir gefällt die neue scheibe schon, aber ich hätte es sehr begrüßt, wenn innerhalb der songs wieder etwas mehr dynamik platz gehabt hätte, nicht immer nur dieses riff-geschrubbe und skalen-gegniedel.

  • Vor 17 Jahren

    @laut.de (« <h3></h3>Schon ein Blick auf das wahrhaft genial gestaltete Cover von Symphony X'... »):

    wtf?! Das Cover ist grässlich.
    Ins Album wird aber demnächst mal genauer reingehört.

  • Vor 17 Jahren

    Ich bin echt gespannt. Wenn Eddy dem Teil 4 von 5 Punkten gibt - und er dasselbe bei der neuen DT getan hat - wirds wohl wirklich Zeit, dass die beiden Bands zusammen auftreten...

    (Und ja, ich weiss, das passiert in nächster Zukunft *gg*)

  • Vor 17 Jahren

    mein absolutes lieblingsalbum dieses jahr! so super gesang und die soli... einfach nur suuuuper :) meine lieblingssongs auf der scheibe sind eigentlich alle! keins gefällt mir nicht oder weniger :)

    mfg Juri

  • Vor 16 Jahren

    Zum Thema Stimme: Ich finde schon, das Russel allan durch die durchgehende Brutalität der Stücke auf PL oft zum schreien genötigt wird und er eher selten zum "Singen" kommt. Das hat mir auf den alten Platten schon besser gefallen. Trotzdem ein Tolles Album. Ja, die stimme ist nicht immer leicht zu Hören aber es ist auch echt schwer eine gute Band mit einem Guten sänger zu finden. DT Z.b. haben es ja da auch nicht gerade leicht und wer schonmal "Astral Doors" gehört hat, versteht das Russel Allen mit Gold aufgewogen werden müsste.

  • Vor 15 Jahren

    @PapaMöhre (« Zum Thema Stimme: Ich finde schon, das Russel allan durch die durchgehende Brutalität der Stücke auf PL oft zum schreien genötigt wird und er eher selten zum "Singen" kommt. Das hat mir auf den alten Platten schon besser gefallen. »):

    Höre die Scheibe gerade mal wieder, und das fällt mir auch wieder negativ auf. Aber wie es scheint, lassen sich damit mehr Scheiben verkaufen.