laut.de-Kritik
Die Ernüchterung kommt schneller als erwartet.
Review von Martina SchmidIch bin also dem Slogan "russischer Lesbenpop" auf den Leim gegangen. Dass sich hinter diesem verführerischen Titel ein simpel gestricktes Produkt mitsamt Promotion Maschinerie verbirgt, war mir zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt noch unklar.
CD also rein und mal testen, wie sich Pop von russischen Lesben-Schulmädchen also anhört. Die Ernüchterung kommt schneller als befürchtet, nämlich prompt mit dem ersten Stück. "Not Gonna Get Us" startet zwar vielversprechend mit Breakbeats, die genau so gut aus Prodigys Zeiten stammen könnten, kriegt aber nach schon zwanzig Sekunden die Kurve zur banalen Dancefloornummer, die durch die kreischenden, gepitchten Refrain-Vocals schnell zum Nervtöter mutiert.
Dann der Hit: "All The Things She Said" und die nicht enden wollende Frage, wo man fast genau dasselbe schon mal gehört hat. Die clever ausgespielten Joker Mitsingpotential und Eingängigkeit trumpfen in den Charts. Überraschung.
"Show Me Love" und "Clowns" bilden dazu keinen großen Kontrast - überhaupt ist Abwechslungsreichtum eine Eigenschaft, die ich auf ganzer Länge vermisse. Zugegeben - was Yulia und Lena da abgeliefert haben ist nicht durchweg schlecht. Allerdings kitzelt die Tatsache, dass vier von zwölf Tracks russische Versionen oder Remixe der schon bekannten Songs sind in meinem Sprachzentrum das Wort 'Füllsel' hervor. Die Stimmen der beiden mögen in Ordnung sein - sofern man das anhand des Albums beurteilen kann, aber das komplette Repertoire auf "200km/h" funktioniert so offensichtlich nach Schema F, dass es an Beleidigung grenzt.
Muss man denn das Fass an kecken Girl-Combos, die unkonventionell sein w(s)ollen (sei es ihre sexuelle Orientierung oder eine beliebig austauschbare andere Eigenschaft) denn so vollaufen lassen? Hat die Welt noch immer nicht genug der Avril Lavignes & Co.?
Ohne jetzt auf der bewusst in Szene gesetzten Bisexualität der beiden jungen Dinger rumreiten oder so unschöne Vorwürfe wie Produktvermarktung aufbringen zu wollen - aber mal ehrlich: das riecht doch nach Kosten-Nutzen-Rechnung, wie ausgelaufene Milch im PKW-Innenraum. There's no business like show business.
31 Kommentare
Scheiß auf die Mukke die schwarz haarige is end geil...
Ich nehm die Rote.
Ich auch, die hat auch ne ganz brauchbare Stimme und klingt nicht wie eine 6-jährige.
PS:
Das Album hat einige ordentliche Tracks.
@Der_Dude (« @ agunt: Was soll sowas? »):
@ Sancho: Vor allem hat er auch noch gefühlte 100 mal die 5 Sterne gezückt .
Ich seh' hier erstmals den originalen lautuser-Account ...
Und ich muss feststellen, dass der schon immer unverschämt war.