laut.de-Kritik
Ein Paradebeispiel für modernen R'n'B.
Review von Julia MaucherWie viele andere vor ihnen haben nun auch TLC auf "Now And Forever" ihre größten Hits auf CD verewigt. Völlig legitim, schließlich gilt das Trio als eine der erfolgreichsten Frauenbands der letzten zehn Jahre. Nach dem Tod von Lisa 'Left Eye' Lopes verschwanden sie jedoch musikalisch in der Versenkung. Mit ihrem neuen Album rufen sie die guten alten Zeiten noch einmal ins Gedächtnis.
1992 machen TLC - nach ihren Spitznamen T-Boz, Left-Eye und Chilli - zum ersten Mal auf sich aufmerksam. "Ooooooohhh ... On The TLC Tip" heißt ihr Debütalbum, mit dem sie schnell eine Schar von begeisterten Fans für sich gewinnen können. Wo viele Käufer sind, ist auch das Platin nicht weit, und so bekommen gleich für drei Singleauskopplungen Edelmetall. Der Sound und die Texte sind jung und frech, der Sound im Vergleich zu den Folgealben noch Old School.
Fleißig werden in "Ain't 2 Proud 2 Beg" James Brownund Kool & The Gang oder in "Hat 2 Da Back" LL Cool J und KC & The Sunshine Band gesampelt. Schon bei diesem ersten Album manifestiert sich das Erfolgsrezept von TLC: eine gelungene Mischung aus groovigem R'n'B und Lisas charismatischen Rapeinlagen. Ihren Produzenten der ersten Stunden, Dallas Austin, LA Reid und Babyface, werden sie bis zum Ende die Treue halten.
Alle, die den Auftakt von TLC verpasst haben, werden spätestens zwei Jahre später auf die drei jungen Ladies aufmerksam. 1994 landen sie mit "CrazySexyCool" das absolute Hitalbum. Die erotischen Singles "Creep" und "Red Light Special" gehen den Zuhörern unter die Haut und erobern im Sturm die Charts. "Waterfalls" ist, nicht zuletzt wegen des preisgekrönten Videoclips, ein Riesenerfolg und gilt weltweit als Paradebeispiel für modernen R'n'B.
Nach einer längeren Schaffenspause veröffentlichen TLC 1999 ihr drittes Album "Fanmail". Kaum tönt "No Scrubs" aus allen Lautsprechern, entdecken viele junge Frauen urplötzlich ihre bisher versteckte feministische Seite und boykottieren das machohafte Verhalten ihrer Lover. Ein absolutes Plus der Best Of: "No Scrubs" gibt es hier in der Rap-Version und nicht in der entäuschend langweiligen Version, die auf "Fanmail" zu hören ist. Auch "Unpretty" lässt die Welt der Frauen nicht unbeeinflusst. Der musikalisch ruhige Song beeindruckt vor allem durch seine Kritik am hohen Stellenwert von Äußerlichkeiten.
Nach dem tödlichen Autounfall von Left Eye widmen ihr die verbleibenden Bandmitglieder 2002 das Album "3D". Besonders "Girl Talk" erinnert an die Lässigkeit, die Lisa gerne versprühte. Für "In Your Arms Tonight" haben die Mädels ausnahmsweise ihre Stammproduzenten auf die Auswechselbank gesetzt und die Neptunes engagiert. Die Herren Williams und Hugo beweisen wie immer ein sicheres Händchen und schenken den Damen einen typisch groovenden Beat.
Wer eine Zeitreise durch die TLC-Musikgeschichte machen möchte und noch nicht im Besitz der genannten Alben ist, dem sei das "The Hits"-Album wärmstens empfohlen. Alle anderen können den Geldbeutel beruhigt stecken lassen, denn die beiden neuen Songs "Whoop De Woo" und "Come Get Some", bei denen die Dirty South-Durchstarter Lil' Jon und Sean Paul von YoungBloodZ mitmischen, erreichen nicht das Niveau früherer Hits.
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