laut.de-Kritik
Sie sind Jazzer und Elektroniker zugleich. Und das aus tiefstem Herzen und saugut
Review von Kai KoppIm Land der Zwitterwesen gibt es keine Jazzpolizei und kein Electro-FBI. Keine Schubladen und Kategorien. Hier leben die Freigeister der Gesellschaft. Miles Davis und Frank Zappa sind Ehrenbürger, und unter den Lebenden finden wir Nils Petter Molvaer, Frederic Galliano und Tab Two. Sie stehen über klaren Stilgrenzen, die irgendwelche Puristen gerne ausrufen. Sind Jazzer und Elektroniker zugleich. Und das aus tiefstem Herzen und saugut.
Apropos saugut, hört euch unbedingt das neueste Werk aus dem Zwitterwesenland an. Tab Two´s "Between us" begeistert schon beim ersten Hören. Nachdem sie mit "Belle Affaire" zum ersten Mal ein Album ablieferten, das nicht so wirklich überzeugen wollte, knüpfen Joo und Helmut nun wieder nahtlos an alle übrigen Erfolgsalben an.
"It´s kinda strange stew & kinda magic glue mixing up styles and rhymes the way we want it to" heisst es im Opener, und der Satz bleibt Konzept. Unwiderstehlich pflanzen Sie ihre Melodien in meine Gehörgänge, und spätestens nach "No way, no war" haben sie mich auf ihrer Seite. Eine wunderschöne Ballade (das können sie ja schon immer) mit einer weiblichen Stimme. Richtig gehört! Joo´s smoother Geschichtenerzählerrapgesang bekommt Unterstützung von Sandie Wollasch. Sehr wohltuend das Ganze. O.K. ich geb´s zu, in diesen Track hab ich aus dem Stand verliebt, aber auch die No-parking-on-the-Dancefloor-Nummer "Get There II" nimmt mich hervorragend mit.
Überhaupt ist das gesamte Album ziemlich tanzbar geworden. Hip Hop Grooves ("Get There II"), Electro-Salsa ("Columbus"), Jazz´n´Bass ("Reconcile", "Mind&Soul"), alles dabei, was das innovationsfreudige Ohr aufhorchen lässt. Sogar um einen richtigen Jazztrack lassen sie sich mit "Out of the Tab Cave" nicht lumpen. Als Gast haben sie hier den Sax-Virtuosen Dave Wilczewski aufgefordert in sein Horn zu blasen. Und dann diese Balladen. Den zweiten Mir-wird-so-warm-um´s-Herz-Treffer landen sie (wieder mit Sandie an den Vocals) mit "Heaven´s too high". Dann schicken sie mich mit dem zweiten Teil von "No way, no war" wieder zurück in diese Welt.
Ich kann nicht anders, ich hör mir dieses Meisterwerk einfach nochmal an. So geht´s mir seit Tagen. Was soll ich sagen. Kaufen, kaufen, kaufen.
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