laut.de-Kritik
Glamrock - mit angezogener Handbremse.
Review von Michael EdeleIn Sachen Glamrock ist bereits seit einigen Jahren kaum mehr was zu holen. Mötley Crüe haben 2008 mit "Saints Of Los Angeles" noch mal ordentlich aufbegehrt, aber außer in Skandinavien ist mit dem Sound eigentlich nichts mehr los. Roadrunner Records glauben nun in Las Vegas mit Taking Dawn den neuen Heilsbringer gefunden zu haben.
Und wenn man die Scheibe einlegt, könnte man diesen Eindruck durchaus gewinnen. Die Jungspunde legen mit dem Titeltrack einen Einstand nach Maß hin. Die Nummer geht genauso schnell ins Ohr wie in die Beine und verbreitet mit einer enormen Leichtigkeit unglaublich gute Stimmung. Leider halten sie diese Frische und Unbekümmertheit nicht lange durch.
Das soll nicht heißen, dass der Rest des Albums in Belanglosigkeit versinkt, aber so bissig und locker wie der Titeltrack geht es leider zu keiner Zeit mehr zu. "Like A Revolution" und die zweite Single "Take Me Away" sind amtlich mitsingtaugliche Songs, aber irgendwie scheint das Quartett aus der Spielerstadt immer mit angezogener Handbremse unterwegs zu sein. Dabei starten sie mit "So Loud" und "Fight 'Em With Your Rock" sogar noch mal ganz gut durch.
Auf unerträglich schmalzende Balladen verzichten Taking Dawn weitgehend. Allein "Endlessly" übertreibt es textlich dann doch, aber mit banaler Lyrik ist im Glamrock einfach zu rechnen. "Close Your Eyes" fällt zwar in den balladesken Bereich, jedoch klingen hier leichte Parallelen zu einer Band wie Tantric durch, der sie mit der Fleetwood Mac-Coverversion von "The Chain" Rechnung tragen.
Der große Wurf ist "Time To Burn" noch nicht, aber wenns im Stile des Titeltrack weiter gehen würde, ist da einiges drin. Demnächst kann man sich jedenfalls einen Liveeindruck der Jungs verschaffen, wenn sie mit Airbourne durch die Hallen rocken.
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