laut.de-Kritik
Der Mann von den Färörer-Inseln hat die nordische Noblesse gepachtet.
Review von Erich RenzTeitur Lassen scheint sie gepachtet zu haben, die nordische Noblesse. In Bezug aufs sympathische Werksverzeichnis spielt er nun die Karten aus, die er in der Geschichte seines Liedermachens bis dato erst noch aufklauben musste - "Let The Dog Drive Home" offeriert einvernehmliche Geschlossenheit: Das Paket der ordnungswidrigen Gefühlsduselei wird zwar geschnürt, aber nicht abgeschickt.
Ob Fetisch oder Apostel - die Gefolgschaft von Teitur wächst so oder so. Nicht mehr nur Rufus Wainwright wird sein Werk rühmen, John Mayer ihn durchs Vorprogramm propagieren oder der Guardian (einst über Teiturs Album "The Singer": "tiefergehende, schwere Kost, aber niemals unter dem Prädikat außergewöhnlich") belobigen. Die Reihe der Schmeichler wird fortlaufend länger. Doch was sind eigentlich Teiturs qualitätsbildende Insignien in Sachen Folkpop?
In seine Texte plakatiert er Lebensweisheiten, die einem potentiellen Lebenselixier gleich kommen ("Betty Hedges": "Big questions need small answers like yes and no"). Natürlich könnte da Offensichtlichkeit unterstellt werden. Wer aber möchte sich nicht gerne genau diese eigentlich platonische Frage stellen und sich dann mit einer straffen Antwort ganz kurz fassen?
Derlei Konstruktionen erfordern einen klaren Kopf und eine enträtselte Sprache, auch wenn das herbstzeitlose "Stormy Weather" eher den verwaschenen Jeansträgertag als die präzise Wetteraufzeichnung zeigt. Aber auch dafür hat Teitur seine süffisanten Gründe und onomatopoetischen Botschaften: Das Klangfarbenspiel, das er mit Maultrommel und Bandarsenal treibt – ein unverkennbares Spiel mit den Gewalten. Feedbacks und Glockenspiel stehen für Gewitter und Regen.
Teitur argumentiert als gesetzter Folker, dem der Pop nicht auf die Nerven geht, sondern der mit ihm umzugehen gelernt hat, um ihn zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle einzusetzen.
Erdige Einigkeit verkündet der Insulaner in Text und Sound. Unverkennbar bleibt auch seine Gratwanderung: Er lässt die Möglichkeit des Kitsches zu, wendet ihn aber nie wirklich konsequent an. Teitur gelingt ein Album, dessen Qualität man eigentlich nicht erklären muss.
2 Kommentare
was für ein wundervolles cover.
niedlichstes artwork des jahres.
...der mann ist ja sowieso großartig.
kann man so unterschreiben, schon allein um das Cover im Regal stehen zu haben, lohnt sich die Scheibe. nicht zu vergessen, dass die Platte auch klasse ist. Bis jetzt fesselt mich "god i have so many..." am meisten, aber das sieht morgen bestimmt schon ganz anders aus