laut.de-Kritik
Gothic trifft Feelgood-Rock'n'Roll.
Review von Manuel BergerSänger Jyrki vergleicht die Alben seiner Band mit denen The Cramps: No need to worry, man könne sie blind kaufen. Zumindest für Fans trifft das bei "Universal Monsters" wirklich zu. Man weiß vorher, was man bekommt, und bekommt es dann auch tatsächlich.
Die integrierte Portion Goth-Schmonz gibts natürlich ebenfalls, anders kann man zum Beispiel die doch arg schmierige Ballade "Blue" nicht bezeichnen. "If you love me / Could you love me / Like you did before", haucht Jyrki tränenverschleiert ins Mikro. Ozeanmetaphern inklusive. Bei einigen Tracks gerät das Kitschtopping schon fast zu dick, um es folgenlos runterschlucken zu können.
Kontrastprogramm gibts aber jede Menge. Der Rausschmeißer "Rock'n'Roll Junkie" kommt seinem Namen entsprechend in bester Rolling Stones-Manier daher. Wem "Blue" zu sentimental ausfällt, der drücke also einfach Skip.
Es hat schon was, wenn Jyrki in "Lady Darkness" den Düster-Elvis auspackt. So beschwingt und leicht kann Dunkelheit sein. Den Refrain kriegt man nicht mehr so bald aus den Ohren: "Excuse me / Dear Lady Darkness / I ain't coming home / Tonight with you." Background-Vocals dazu, ein Solo darauf aufgebaut: Sahne.
Mit seiner Stimme steht der Frontmann klar im Mittelpunkt und zieht, obwohl er manchmal etwas übers Ziel hinausschießt, völlig zurecht alle Aufmerksamkeit auf sich. Manchmal lohnt sich aber auch der Blick nach darunter. Einer der instrumentalen Höhepunkte: die Western-Gitarre in "Never".
Ebenfalls etwas her machen die Akustikelemente von "Blackbird Pie". Streicher schauen vorbei, verleihen dem Ganzen einen leicht epischen Touch, diesmal ohne zu übertreiben. Auch die Background-Chöre fügen sich schön ins Bild. Später leitet eine Flöte zum Interlude über, in dem die Akustik-Klampfe in stimmungsvolles Sololicht rückt. Zum Ende hin folgt stetige Steigerung, bis der Reigen a-capella langsam verebbt. Diese sechs Minuten Lauflänge nutzen The 69 Eyes richtig gut.
Dem zwischen Gothic und Feelgood-Rock'n'Roll schwankenden Grundkonzept der Band folgt also auch das neue Album. Licht und Schatten trifft es im Falle von "Universal Monsters" ganz gut. Guter Produktion, stringentem, logischen Songwriting mit Blick fürs Detail steht gegenüber, dass zu viele Songs im Mittelmaß versinken und einfach durchrauschen. Außer den oben genannten sowie dem finsteren "Jerusalem"-Chorus bleibt nämlich nicht wirklich etwas haften.
1 Kommentar mit 6 Antworten
bei denen ist ja echt nicht jeder song ein bringer. aber als institution extrem authentischen gothrocks zwischen sisters und cramps finde ich diese finnen gnadenlos sympathisch.
wenn man ca die hälfte der songs ihrer frühen platten und je 2,3, der letzten scheiben nimmt, bekommt man ne tolle playlist.
Das stimmt leider.. gab immer nur ein paar gute Lieder auf jedem Album. Zumindest früher. Lange nicht mehr gehört
Hab's irgendwie nie geschafft eine Platte von denen zu Ende zu hören.
Welche Lieder würdet ihr denn nehmen wenn ihr 'ne 12-Track-Playlist zusammenstellen müsstet?
- Lost boys
- Velvet touch (in memory R.I.P. Peter Steele)
- Gothic girl
- Betty blue
- Brandon Lee
- Hills have eyes (Peter Murphy, wer kennt den alten Bauhaus-Rocker nicht?)
- Dance d amour
- Shallow graves
- The chair
- Dolce vita
- Crashing high
- Borderline (auch wenn der Song extrem HIM-schnulzig daher kommt)
als opener schon mal "framed in blood" und als ende "sleeping with lions"
Yo Ulf, wir können das gerne per Email fortsetzen. Ich werde auf laut.de erstmal nicht mehr stattfinden, doowayz. Zu viele aufmerksamkeits-geile Hater-Hörnchen und Oberspassten hier.
Danke für die Tips, werd mir gleich mal'n Sampler zusammenstellen