laut.de-Kritik
Das legt man dem Goth Girl unter den Weihnachtsbaum.
Review von Michael EdeleJunge, Junge, was man aus Altmaterial so alles basteln kann. Eigentlich bieten die finnischen Düsterkönige The 69 Eyes auf dieser dreifach CD/DVD-Box kaum was Neues, und doch macht die Veröffentlichung was her. Da reicht eigentlich schon der Blick auf das in Buchform erstellte Design, welches in schwarzem Schlangenleder-Imitat daher kommt.
Da leuchten die Augen des Gothic-Fans, und wenn man Goth'n'Roll dem schwarz angehauchten Schwesterlein unter den Weihnachtsbaum legt, wird sich selbst diese ein leichtes Lächeln nicht verkneifen können, sollte sie nicht schon seit der Jahrtausendwende Fan sein. Allerdings ist das 28-seitige Booklet nicht zu verachten.
Die Helsinki Vampires wählten mit "Blessed Be" und "Paris Kills" die beiden Scheibe, mit denen sie den Durchbruch auch auf internationaler Ebene schafften. Beide Alben wurden neu gemastert und mit je zwei Bonustracks versehen, wobei die Radio-Version von "Brandon Lee" in etwa so spannend wie ein Furz im Whirlpool ist.
Auch der "Crashing High"-Remix ist weit davon entfernt, essentiell zu sein. Dafür ist "Heaven/Hell" eine zuckersüße Nummer, und auch "You're Lost Little Girl" hätte auf "Paris Kills" perfekt ins Bild gepasst. Zu den beiden Scheiben muss man eigentlich nichts mehr sagen. Dennoch muss ich an dieser Stelle mal loswerden, dass der Backingchor in "Crashing High" klingt, als wären die Mädels alle auf Barbituraten.
Die DVD "Helsinki Vampires" wurde an dieser Stelle 2003 nicht besprochen, drum: Das Publikum setzt sich - natürlich - hauptsächlich aus Mädels zusammen. Die Bühnenperformance lässt keinen Zweifel daran, dass 69 Eyes ursprünglich aus der Glam Rock-Szene stammen. Konditionell stößt vermutlich höchstens der Drummer an seine Grenzen. Dass da stellenweise auch eine ganze Ecke nachbearbeitet wurde, ist in dem Zusammenhang kaum verwunderlich.
Schnitt und Kameraführung können sich sehen lassen. Zwar hab ich selten so eine Ansage, wie zu "Sleeping With Lions" gesehen, aber jedem das Seine. Dummerweise sind die meisten auf finnisch, was man für eine internationalen Veröffentlichung vielleicht hätte vermeiden können. Was die Videos angeht, sind vor allem die älteren Sachen interessant, die sich musikalisch doch deutlich von dem aktuellen Material unterscheiden.
"Beyond The Dawn" ist nichts anderes als ein Making Of-Video, was erfahrungsgemäß stinkt, und "From Russia With Goth" lässt im wahrsten Sinne des Wortes nur sehr verschwommene Eindrücke zu. Wirklich neu und interessant wäre eigentlich "Bat Habit", allerdings wird der ganze Spaß einmal mehr durchgehen auf finnisch zelebriert - für den Zentraleuropäer nur bedingt sehenswert. Aber vielleicht war ich auch nur zu blöd die Untertitel zu finden.
Durchaus interessant ist der vierte Rundling, auf dem es jede Menge Demomaterial von zumeist bekannten Songs zu hören gibt - und man könnte hin und wieder fast der Demoversion den Vorzug geben. Prinzipiell hätte man die Möglichkeit eigentlich nutzen können, ein wenig mehr unveröffentlichtes Material zu verbraten, als die beiden Radioversionen vom The Doors-Cover "Riders On The Storm" und drei weitere Nummern.
Das Gesamtpackage ist dennoch angesichts des ausgesprochen fairen Preises eine feine Sache. Für Leute, die die beiden Scheiben und/oder die DVD noch nicht im Regal haben, führt eigentlich kein Weg daran vorbei.
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