laut.de-Kritik

Auf ein Bier mit alten Freunden.

Review von

Hach, was für ein schöner Moment das doch war, als Cecilia Boström – ihres Zeichens Sängerin und Fitnesstrainerin der schwedischen Punkrocker The Baboon Show – mein Konzertjahr 2022 mit einem wunderschön-reibeisigen "Hello Leipzig!" eröffnete. Das war wie alte Freunde wieder zu treffen: man kennt es, alte Geschichten werden erzählt, bekannte Witze neu aufgelegt.

Revolutionär Neues passiert selten, doch am Ende geht man auseinander und freut sich schon auf's nächste Mal. Ein ähnliches Gefühl hatte ich beim ersten Hören der neuen Scheibe "God Bless You All". Geschlagene fünf Jahre nach dem letzten Album "Radio Rebelde" bewegen sich Cecilia, Frida, Håkan und Niclas noch einmal ein Stück weit weg vom Punk, hin zum Rock. Waren die Stärken der Band doch schon immer die mittelschnellen, mit hymnischen Hooks ausgestatteten Songs, legt die Scheibe mit "Made Up My Mind" gleich mal mit einem Paradebeispiel los. Pumpende Rhythmus-Section, Håkans charakteristisches Gitarrenspiel und CC Tops unverwechselbares Organ lassen keine Zweifel, wer hier am Werk ist.

Sofort fällt auf, dass der Vierer aus dem Norden nichts von seiner Power und Eindringlichkeit verloren hat. Der Titeltrack "God Bless You All" sowie das rohe "Midnight" hauen in die gleiche Kerbe, bevor auf "Gold" das erste Mal ruhigere Töne angeschlagen werden. Sogar ein Piano (gespielt von Mando Diaos Daniel Haglund) findet seinen Weg in den Song, der damit an das große "Radio Rebelde" erinnert. Das folgende, bereits als Vorab-Single bekannte "Oddball" ist dann wieder ein klassischer Baboon-Banger, der schon wieder Lust macht auf die nächste Tour. Das Quartett aus Stockholm lässt im weiteren Verlauf der Platte wenig anbrennen, eher im Classic Rock angelegte Nummern wie "Rolling", "Groundhog Day" oder "Sands Of Time" wechseln sich mit Punkrockern wie "Have A Party With Me" ab.

Alles in allem kommt man an wenig vorbei, was man auf einem Baboon Show-Album nicht erwartet hätte. Dass man aber auch auf Longplayer Nummer neun den Horizont noch mal erweitern kann, beweisen die vier mit Songs wie "Reason To Go On", der als 80s-Hommage sicher unter die Kategorie 'Geschmackssache' fällt, oder "Revolution Avenue", für dessen Intro CC Tops berühmte Namensvettern Pate gestanden haben dürften. Das Album endet mit einer überraschenden Note, stellt Gitarrist Håkan auf der getragenen Piano-Ballade "Prisoners" doch auch noch seine Sangeskunst unter Beweis.

Mit "God Bless You All" legen The Baboon Show sicherlich keine musikalische Revolution vor, dafür hat das schwedische Quartett einen zu unverwechselbaren Sound. Ein bisschen mehr Variation in Sachen Tempo hätte der Platte nicht geschadet, richtige Hau-Drauf-Tracks sucht man vergebens. Doch immer, wenn die vier Gefahr laufen zu eintönig zu werden oder sich zu wiederholen, kommt ein neuer Twist dazu. Letztendlich sind The Baboon Show seit jeher eine Live-Band gewesen, wovon man sich gerne selbst überzeugen darf. Am 22. April heißt es wieder "Hello Leipzig!", ich freu mich schon drauf.

Trackliste

  1. 1. Made Up My Mind
  2. 2. God Bless You All
  3. 3. Midnight
  4. 4. Gold
  5. 5. Oddball
  6. 6. Rolling
  7. 7. Reason To Go On
  8. 8. Groundhog Day
  9. 9. Have A Party With Me
  10. 10. Sands Of Time
  11. 11. Revolution Avenue
  12. 12. Prisoners

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