laut.de-Kritik
Haben The Cure, A-ha, ABBA oder Falco das verdient?
Review von Kerstin KratochwillDoppelt hält besser, werden sich The Baseballs gedacht haben, als sie für ihr siebtes Album gleich zwei beliebte Radio-Retrodekaden zusammenpressten und mit den für sie typischen R'n'R-Klängen zahllose Achtzigerjahre-Gassenhauer in gnadenlose Gute-Laune-"Hot Shots" verwandelten. Zwar ist es die große Kunst des Coverns einem – eventuell schon zu Tode gespielten Song – eine neue musikalische Facette abzugewinnen.
Aber hat es "Boys Don't Cry" von The Cure wirklich verdient, in ein glattgebügeltes Barbershop-Schuwapp-Lied verwandelt zu werden? Das ohnehin schwer zu covernde "Take On Me" in einer fast parodistisch anmutenden Elvis-Karaoke-Version? Oder das eigentlich melancholische ABBA-Lied "Super Trouper" als Peter Kraus-Gedächtnisstampfer?
Für die Party-Maschine The Baseballs, die mit diesen Interpretationen im einst rebellischen 50er- und 80er-Anstrich im volkstümlichen Umfeld nicht stören und auch auf jeder Hochzeitsfeier Onkel wie Enkelin zum Herumwackeln bringen wird, mag dies ein Album voller Überflieger (ziemlich altbackener deutscher Ausdruck für "Hot Shots") sein: Andere denken bei dem Albumtitel eher an den gleichnamigen Slapstick-Film voller (in der deutschen Synchro altbackener) Klopper wie 'Gleich steppt der Bär'! Und ja, genau der steppt ganz gewaltig zu diesen Tracks mit viel Vintage-Baumarkt-Anstrich zwischen Rockabilly, Crooning, Doowop und HonkyTonk.
Die durch und durch perfekt produzierten und gesungenen Songs funktionieren am besten, wenn sowieso schon hedonistisch heitere Ursprungssongs ins R'n'R-Karneval-Gewand gekleidet werden, etwa die unbarmherzigen Ohrwürmer "Wake Me Up Before You Go Go" oder "Ghostbusters". Das Überraschungs-Moment des Albums hat allerdings "Mambo" von Herbert Grönemeyer auf seiner Seite, das in der Baseballs-Variante eine gewisse Lässigkeit bekommt, die dem Original abgeht.
Vielleicht wäre es besser gewesen, sich nicht nur auf die ewigen Kulthits (noch so ein altbackener Begriff) wie "Rock Me Amadeus", "Kids In America" oder "Forever Young" zu stürzen, sondern mehr solch unerwarteter Songs aus dem Hut zu zaubern. Aber ob der Bär dann auch noch gesteppt hätte? Sicher ist eben sicher.
7 Kommentare mit 4 Antworten
Ich mag die.
;/
Muss es auch geben...
Ich hab nix gegen die. Jedenfalls nix Wirksames.
Diese Art von Mucke passt ja hauptsächlich wegem dem Erkennungswert von Kulthits. Warum sollte man also unbekannte Nummern auswählen? Und besonders die 3 genannten "Rock Me Amadeus", "Kids In America" und "Forever Young" hätte ich nicht zwingend als R'n'R erwartet. Das Album macht einfach Laune. Und ich höre eigentlich kein R'n'R.
Eine dieser Bands, die gefühlt nur in Pro7-Werbespots existieren. Kann weg.
Überflüssig wie Edelgas, gleichzeitig aber nicht halb so brauchbar.
Die könnten doch mal mit Boss Hoss auf Tournee gehen, dann wäre der Pokal für das schlimmste Tour-Package des Jahres unanfechtbar. Was für ein langweiliger Rock'n'Roll-Abklatsch.
Man könnte ja so ne "Big Three"-Tour draus machen, wenn Sasha sich erbarmt, Dick Brave & The Backbeats wiederauferstehen zu lassen.
Aber bidde bidde natürlich nur mit Dick Brave als Headliner eines solchen Live-Trios aus dem Hinterhof der Vorhölle...
Alle zahlenden Gäste bekommen neben dem Live-Erlebnis am Ausgang außerdem noch einen Button sowie einen GOLF-genormten Heckscheibenaufkleber mit "Kulturell optimal geschmacksneutral" als Schriftzug geschenkt!