laut.de-Kritik
Gotye öffnet die Archiv-Schatulle.
Review von Kai ButterweckEs ist schon ein bisschen traurig, dass Wally De Backer alias Gotye erst mit einem Song wie "Somebody That I Used To Know" aufwarten musste, um der Welt zu zeigen, was für ein begnadeter Musiker in ihm steckt.
Als der Australier Anfang des Jahres seinen Grammy für den weltweit meistverkauften Song in Empfang nahm, klatschten viele Beifall und freuten sich über den Erfolg des vermeintlichen neuen Sterns am Pop-Himmel. Doch dass Gotye, unter seinem richtigen Namen Wally De Backer, als Mitglied der Down Under-Surf-Pop-Combo The Basics, bereits etliche Businessjahre auf dem Buckel hatte, wusste an jenem Abend in Los Angeles kaum einer.
Bereits im Jahr 2002 setzte sich Willy De Backer hinter die Drums und sorgte mit seinen beiden Kollegen Kris Schroeder und Michael Hubbard (Letzterer wurde später durch Tim Heath ersetzt) mit relaxtem Classic-three-Spiel und markanten Harmoniegesängen für reichlich Good-Mood-Vibrations entlang der australischen Küste.
Die Highlights des Schaffens des Trios - das sich nach der Gotye-Zwangspause im nächsten Jahr wieder für einige Reunionkonzerte zurück melden will - gibt es nun auf der Greatest Hits-Compilation "Ingredients" zu hören. Und nun sollten alle Freunde entspannter Gitarrenpop-Klänge die Ohren spitzen, denn was der Dreier präsentiert, treibt jedem Beatles-, Beach Boys- und Police-Verehrer die Freudentränen in die Augen.
Eingebettet in simpelste Strukturen laden Songs wie "Just Hold On", "I Could Go On", "Hey C'Mon!" oder "With This Ship" mit erdigem 60s-Charme und Ohrwurmcharakter zu lauen Juli-Barbecue-Abenden oder windigen Cabrio-Fahrten ein.
Die drei harmoniesüchtigen Männer können aber auch den Indie-Karren vor den Abbey Road-Studios parken ("The No. 1 Cause Of Death Amongst Youth Today", "Rattle My Chain", "Get Me Down"), oder Sting und Co. an Zeiten erinnern, in denen Alben wie "Reggatta De Blanc" oder "Zenyattà Mondatta" noch auf dem halben Erdball auf Rotation liefen ("Second Best", "Lookin' Over My Shoulder").
Obendrauf gib's chillige Lagerfeuer-Spielereien ("I Don't Need Another") und urigen 50s-Rock'n'Roll ("Call It Rhythm & Blues"), sodass man am Ende dem Drang erliegt, die heimische Garage kurzerhand in eine Grillstation umzufunktionieren.
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