laut.de-Kritik
Hommage an die 80er-Helden.
Review von Martin LeuteWer in den 80er-Jahren popkulturell sozialisiert wurde, kam an dem Duo Daryl Hall And John Oates kaum vorbei. Wer sich dessen musikalischem Schaffen öffnete, stieß auf eine facettenreiche Welt aus Blue Eyed Soul, Schmuse-Pop und dezenten Rock-Anleihen, die sich mit eingängigen Melodien, komplexen Arrangements und einer Tendenz zur süßen Lieblichkeit auszeichnet.
Mit "Interpreting The Masters Vol. I: A Tribute To Daryl Hall And John Oates" huldigen nun Sängerin Inara George und Multiinstrumentalist Greg Kurstin aka The Bird And The Bee dieser Band, deren Kompilation "Rock'n'Soul" sie seit Jahren begleitet.
The Bird And The Bee geht es bei der Aneignung der Songs keineswegs um eine Verfremdung der Originale, vielmehr hält sich George melodisch mit klarer, einnehmender Stimme respektvoll an die Vorbilder, während Kurstin diesen ein Synthiegewand überstreift, das er sachte mit Schlagzeug-Rhythmen, Basslinien und Background-Chören dekoriert.
Das Ergebnis sind völlig unironische, transparente Interpretationen mit Wohlfühlfaktor und hohem Wiedererkennungswert, die die Größe der Hall & Oates-Songs eindringlich vor Augen führen und gleichzeitig im artifiziellen wie flauschigem Klanguniversum von George und Kurstin aufgehen.
Das Album eröffnet mit der einzigen Eigenkomposition "Heard It On The Radio", die mit fiependem Synthesizer, hüpfendem Bass und schönem Refrain tief im 80's-Pop gräbt und sich nahtlos an die folgenden Hall And Oates-Interpretationen anschmiegt. "I Can't Go For That" oder "Private Eyes" gefallen mit vielschichtigen, aber nie den Fluss störenden Elektro-Spielereien, während großartige Nummern wie "Rich Girl" oder "Kiss On My List" mit warmen Beats und lässigen Background-Chören sanft lächelnd auf die Tanzfläche locken.
Der einstige Hit "Maneater" bahnt sich in diesem Kontext sphärisch ebenfalls seinen Weg. Daneben fügen sich auch die sanften bis schnulzigen Tracks ("Sara Smile", She's Gone", "One On One") wunderbar ins harmonische Gesamtbild.
George und Kurstin pendeln mit diesem überzeugenden Tribute-Album lässig zwischen plüschigem Lounge-Pop und geschmeidiger Space-Disco. Mit angenehmer Retro-Attitüde verleihen sie dem niveauvollen Songmaterial ihrer Pop-Helden einen charmanten Anstrich mit lange anhaltender Frische.
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