laut.de-Kritik

Trocken und staubig dank des QOTSA-Produzenten.

Review von

Klar, ihr lässig-erhabenes Rock'n'Roll-Gepose mit arroganter Ego-Attitude kennt man nicht erst seit gestern. Aber wer erwartet schon drei Alben voll altbackenen Bluesrocks von zwei Belgiern um die zwanzig? Noch nicht einmal volljährig war Schlagzeuger Dries Van Dijck, als 2009 "Set Your Head On Fire" erschien. Und trotzdem sitzen die Röhren tight, das Leder glänzt wie poliert, die Mähne sitzt undone. Der Sound rumst - wie immer.

Jetzt muss aber Schluss sein mit Babybonus: Nach drei Alben hat man sich den Titel "Neuling" trotz endglatter Haut nun wirklich nicht mehr verdient. Zumal sich inzwischen einige feine Unterschiede zum Sound des Debüts entwickelten. Man arbeitete unlängst mit Queens Of The Stone Age- und Them Crooked Vultures-Produzent Alain Johannes zusammen - ein hörbarer Einfluss: Immer trockener und staubiger klingen sie, flirrend heiß und wüstig. Die Gitarre ist ein kunstschaffendes Objekt, nicht mehr bloßer Lärmkörper.

Auf eine Runde Virtuosität lädt besonders der 7-Minuten-Track "Sealed With Thorns" ein, der mehr klingt, wie im Studio dahingejammt, als wirklich geplant. Der Menschenhals des Sängers und Gitarristen Jan Paternosters hält sich hier zurück, dafür jault sein Gitarrenhals ganze fünf Minuten lang umso beeindruckender. Ebenso funktioniert der herausragende Closer "Lonely Hearts". Ein Gespür für mitreißendes Songwriting besitzen die Beiden auf jeden Fall.

Der Kurs des zweiten Albums, jammiger und weniger griffig, hält sich auf "My Perception". Spätestens "Bitter" ist im hypnotischen Midtempo-Bereich angekommen. Paternoster lässt häufiger von seinem kratzigen Genöle ab und baut mehr auf seine nasale, beinahe quäkige, aber perfekt ins Gesamtbild passende Gesangsstimme ("Skin").

Im Downtempo-Stück "White Unicorns" darf sogar Paternosters Kopfstimme ran. Die klingt aber recht dünn im Vergleich zum lasziven Geraune im folgenden "Shadowman". Dazu laden sich die Belgier sicherlich einige Groupies in ihre Gemächer. Alt genug sind sie ja mittlerweile, an Angeboten dürfte es auch nicht mangeln. Jungs, habt euren Spaß, aber lasst bloß die Fernseher heile. Noch seid ihr nicht vollständig etabliert im Business neben Klangpaten wie den Eagles Of Death Metal oder Wolfmother - aber ihr seid auf dem besten Weg dahin.

Trackliste

  1. 1. Madhouse
  2. 2. My Perception
  3. 3. Rattle My Heart
  4. 4. Bitter
  5. 5. Skin
  6. 6. White Unicorns
  7. 7. Shadowman
  8. 8. New Sun
  9. 9. Sealed With Thorns
  10. 10. Young Boys
  11. 11. Lonely Hearts

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