laut.de-Kritik
Surf, Rockabilly und Jazz aus dem Fundus des Gestern.
Review von Artur SchulzMusikalisch ist von vornherein klar, was einen beim Brian Setzer Orchestra erwartet. Dennoch hat die rund zweijährige Pause dem Kollektiv um dem Gretsch-King hörbar gut getan - ohne die althergebrachten Sound-Prämissen außer Acht zu lassen.
Der "Trouble Train" dampft gleich zu Beginn fifties-selig und Elvis' "Mystery Train" zitierend mit spannungsfördernden Hi-Hats und knackigen Guitar-Sounds los auf seine Rockabilly-Big Band-Reise. Rüde Drum-Arbeit kombiniert mit satten Bläsern kennzeichnen den "Dead Man Incorporated". Ein smoother Anschleicher-Beat macht "Kiss Me Deadly" mitsamt "Big Spender"-Attitüde reif für eine elegant inszenierte Cocktailstunde.
Setzer und Mitstreiter wühlen nach wie vor kräftig im Fundus des Gestern, immer mit Lust am Detail und Respekt vor den Originalen. So auch im Monroe-Streiflicht "Gimme Some Rhythm Daddy", das in Sachen Drive und der Laszivität von Brians Duettpartnerin wohlig an "My Heart Belongs To Daddy" aus dem Marilyn-Streifen "Machen Wir's In Liebe" erinnert.
Die "Lonely Avenue" schwelgt dann mit herbstlichen Abend-Streichern in New Yorker Großstadt-Gedanken an eine verflossene Geliebte. Song-Aufbau und auch die dezenten Xylophon-Einspielungen erwecken den Eindruck, hier handele es sich um eine geradezu maßgeschneiderte Nummer für Dean Martin. Leider ein paar Jahre zu spät, darauf trotzdem einen Martini!
Höchst amüsantes Kernstück des Albums bildet das Gegenspiel zweier Nummern, bei denen der alte Stray Cat seinem musikalischen Spieltrieb besonders freien Lauf lässt. Zunächst gelingt ihm im instrumentalen "Mr. Jazzer Goes Surfin" ein fingerfertiges Kunstspiel, das dann in der explosiven Variante "Mr. Surfer Goes Jazzin'" sein Gegenstück findet: Allerfeinste Dick Dale-Akkorde gehen eine harmonisch-druckvolle Ehe zwischen Jazz, Twang und Surf ein.
Mit viel Tempo und fiebrigem Kontrabass wirbeln die "Love Partners In Crime" atemlos durch den Nachtclub, bevor das Instrumental "Elena" mit dezent-wirkungsvoller Flamenco-Akustik-Gitarre die CD beschließt. Eine runde Sache. Nebenbei, Mr. Setzer: Dein letztes Soloalbum hattest du 2005 mit "Rockabilly Riot Vol. 1" betitelt. Wird mal Zeit für die zweite Runde mit neuen Fundstücken aus jener goldenen Ära!
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