laut.de-Kritik
Trotz Farin Urlaub: Neu ist hier gar nichts.
Review von Dani FrommVersuchten die Busters mit ihrem letzten Album noch, die Rockmusik zu revolutionieren, schreiben sie sich nun die Weiterentwicklung des Pop auf die Fahnen: Ein Vorhaben, das sich auch für eine der dienstältesten deutschen Ska-Combos als schwieriges Unterfangen erweist. Nun, Pop ist Unterhaltungsmusik, und die Busters verfügen zweifellos über enormes Entertainment-Potenzial. Ob hier allerdings tatsächlich Evolution stattfindet: Ich weiß nicht, ich weiß nicht ... Zum Erklimmen einer neuen Entwicklungsstufe braucht es schon ein wenig mehr, als "Evolution Pop" aufbietet.
Nichtsdestotrotz legen die Herren mit "Far Away" mächtig los. Siehe da: Farin Urlaub, Freund des Hauses und erklärter Fan der Busters-eigenen Bläsersektion, steckt hinter der Produktion. Dafür, dass ich beim ersten Drüberhören die Vokabeln "run away", "hide", "pain" und "desperation" aufschnappe, klingt die Nummer verdammt fröhlich. Treibende Ska-Rhythmen gepaart mit rotzigem Charme: So gefällt mir das, und zwar weit besser als das zweite von Oberarzt Urlaub beigesteuerte Stück "Two Million Ways", in dem der leiernde Gesang zwar trotz der zügig vorgelegten Geschwindigkeit eine hübsch melancholische Atmosphäre verbreitet, im Verlauf aber doch zu arg in Gefühlsduseleien abgleitet.
"Whiskey 'Til I Drop" landet auf der Haben-Seite: Freundliche Bassläufe, Percussion und sich amüsant schräg ins Bild schiebende Orgelpassagen machen den Reiz dieses träge dahin plätschernden Songs aus. Die Stimme halte ich allerdings nicht für besonders begnadet: "Evolution Pop" gewinnt deutlich an Stellen, an denen auf Vocals verzichtet wird. So bildet das temporeiche Instrumentalstück "Rumble In The Jungle" in meinen Ohren den absoluten Höhepunkt, auch "Take Your Soul Back Home" groovt in den ausgedehnten gesangsfreien Momenten wunderbar. Gitarrist und Percussionist kommen zum Zug, die Bläser fügen verhaltene, getragene Klänge hinzu: gut so. Luftig-melodische Zugaben erreichen den, der warten kann: Auch dieses Bonbon erhält das Prädikat "hörenswert".
Über weite Strecken gestaltet sich "Evolution Pop" allerdings ausgesprochen gemäßigt. "Legalize Love" klingt beispielsweise wie eine Kreuzung aus einem Rootsreggae-Tune und einer Ska-Nummer. Eine Entscheidung wäre angebracht: Besinnlichkeit oder dynamischer Krach, nicht aber solch eine lauwarme Mischung, bitte! "Lyrics zwischen Sozialkritik und Herzschmerz" verheißt die Presseinformation: Tatsächlich bleiben die Busters allerdings weitgehend bei erschreckend belanglosen Inhalten. Die Sozialkritik blieb mir zwischen einer Liebeserklärung an den Fußball ("Nobody Like You") und der in "Bad Guys" aufgeworfenen (zugegebenermaßen interessanten) Fragestellung, ob "nasty behaviour" möglicherweise Rückschlüsse auf die Ausprägung gewisser anatomischer Merkmale zulässt, doch eher verborgen.
Etliche Male geht der Sound schon gut nach vorne, darunter auch die Single "Radio Smash Hit", doch sind wir ehrlich: Neu ist hier gar nichts, also auch nicht evolutionär von Bedeutung. Die Busters liefern gute Unterhaltung - mittels derer der Aufforderung "Rude Up Your Life" allerdings nur unzureichend nachzukommen ist.
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