laut.de-Kritik
Wenn Ex-Punkrocker zur Akustischen greifen.
Review von Martin LeutePunk goes Folk, könnte das Motto der "Invitation Songs" lauten, nachdem Pete Quirk, Derek Fudesco und Marty Lund ihrer Punk-Vergangenheit mit den Bands Hint Hint, Pretty Girls Make Graves und Cobra High den Rücken gekehrt haben und sich musikalisch nun neu positionieren.
Als The Cave Singers orientieren sie sich am originären amerikanischen Folk, getragen vom Fingerpicking der Akustischen, eher gestreichelten denn geschlagenen Drums und flüssigen Basslinien. Und immer wieder angedeutete borstige Einlagen, die sich schließlich doch der Harmonie unterordnen. Dann richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf diesen nasalen Tenor des Sängers Pete Quirk, der es famos versteht, durch plötzliches Anheben der brüchigen Stimme und das wirkungsvolle Ausdehnen mancher Wörter den eingängigen und sympathisch abgehangenen Melodien eine dramatische Spannung abzuringen.
Das Konzept funktioniert großartig und ist dabei denkbar einfach. Wie in allen Songs strukturiert auch im Opener "Seeds Of Night" ein sich ständig wiederholendes Fingerpicking-Motiv die Arrangements. Der Bass und die weichen Drums springen sachte auf und überlassen anschließend dem Sänger die Melodieführung. Kurz mischt dann eine E-Gitarre mit und scheint den Song in eine rockigere Richtung lenken zu wollen, ehe ein hübsches Bläserarrangement in das Finale mit einstimmt.
In "Helen" betrauert Quirk zur Gitarre und surrender Backgroung-Klangkulisse seine verlorene Liebe. Klingt wie Folk mit Gothik-Anleihen. Während die Jungs in "Dancing On Our Graves" und "Elephant Clouds" bei gleicher Vorgehensweise das Tempo anziehen, überrascht "Cold Eyes" erstmals mit geschlagener akustischer Gitarre, rhythmisch begleitet vom Tamburin.
In "Royal Lawns" wird das repetitive Gitarrenmuster von Melodikaklängen und in Hall gelegtem Backgroundgesang untermalt. Äußerst schlicht, äußerst effektiv und immer irgendwie erdig. Im düsteren "New Monuments" trägt Quirk die erste Strophe ohne instrumentale Begleitung vor, dann wirbeln die Drums, Pianolinie fügt sich ein und eine zweite Gesangsstimme mischt mit.
"Oh Christine" präsentiert sich als flotte Indie-Folknummer mit Mundharmonika- und E-Gitarreneinlagen und famosem Gesang. Das Werk schließt mit "Called" ab, in dem die Klaustrophobie des zweistimmigen Gesangs schlüssig den Text unterstreicht. "Down to the bottom and up with the stream you get down" heißt es hier.
Ob man "Invitation Songs" am Ende als Post- oder Indie-Folk bezeichnet, diesem Trio ist mit diesem Debüt ein unaufdringlich lässiges Album geglückt, das diesem Genre den Staub ordentlich abklopft und demonstriert, dass auch im Folk der Punk steckt.
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